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WOHNEN  •  LIVING

































           WOHNSIEDLUNG

           IN MALMÖ


           Entwurf • Design Förstberg Ling, SE-Malmö



           Der Stadtteil Sorgenfri in der schwedischen Stadt Malmö befindet
           sich in einer Transformationsphase. Ein Teilgebiet davon – dieses gilt
           als ältestes Industrieviertel Malmös – wird zu einem Wohnquartier
           umgewandelt. Im Zuge dessen entstanden dort nach Plänen des Archi-
           tekturbüros Förstberg Ling zwölf Reihenhäuser. Deren Wohnqualität
           lässt sich hinter der unauffälligen Backsteinfassade nicht erahnen.



           von • by Susanne Lieber, CH-Zürich
           V   on außen wirken die drei Gebäuderiegel mit insgesamt zwölf Wohneinheiten
               unspektakulär. Die Fassade ist schlicht, die gleichförmig dimensionierten Fens-
           teröffnungen reihen sich unaufgeregt aneinander. Dazwischen greifen Loggien die
           Maßstäblichkeit auf und schneiden aus dem kompakten Baukörper entsprechende
           Volumen heraus. Wie hoch die Raum- und Wohnqualität der Reihenhäuser im Inne-
           ren ist, lässt sich anhand der Architektur noch nicht erfassen. Umso mehr verblüfft
           die 2022 fertiggestellte und dreigeschossige Überbauung, wenn man einen Blick in
           eines der Reihenhäuser hineinwirft: Bereits im Eingangsbereich wird klar, dass sich
           das Raumkonzept an keinen gängigen Grundrissplänen oder Gestaltungsideen abar-
           beitet, sondern einige Überraschungsmomente bereithält. So befindet sich beispiels-
           weise rechts neben jedem Hauseingang zusätzlich eine zweiflügelige Tür, hinter der
           ein offener Garagenbereich liegt, der wahlweise auch als Wohnfläche genutzt werden
           kann. Besonders erstaunt die Kombination der Materialien, die sich jeweils sehr
           puristisch präsentieren, allen voran der Baustoff Holz. Die Brettsperrholzkonstruktion
           bleibt überall sichtbar und schafft einen behaglichen Raumeindruck. Die Astlöcher,
           mit denen das Holz übersät ist, aber auch die bewegte Maserung jener Elemente, die
           mit Schälfurnier belegt sind, sorgen für ein dynamisches Bild an Wänden und Decke.
           Unbehandelte Lochziegel setzten dazu einen optischen wie haptischen Kontrapunkt.
           Die braunen Ziegel markieren im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss den Nass-
           zellenbereich. Insgesamt umfasst jedes Reihenhaus ein offen gestaltetes Erdgeschoss,
           dass sich auf der Rückseite Richtung Garten über zwei Geschosshöhen erstreckt.
           Der Außenbereich ist von hier aus über große Terrassentüren zugänglich. Im ersten
           Obergeschoss befinden sich drei Zimmer, im Stockwerk darüber sind es nochmals
           zwei – plus zwei Loggien, um frische Luft schnappen zu können: eine kleine Richtung
           Straße und eine größere auf der gegenüberliegenden Gebäudeseite. Mit diesem Ent-
           wurf machen die Architekten eindrücklich klar: Reihenhäuser gehen auch anders.

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