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WOHNEN • LIVING
APARTMENT BURGATOI
IN BILBAO
Entwurf • Design Tenka Arkitektura, ES-Bilbao
Vis-à-vis des Guggenheim-Museums liegt das Prachtviertel Ensanche,
das ab dem späten 19. Jahrhundert entstand. Dort realisierten Tenka
Arkitektura in einem Gebäude aus den 1960er-Jahren ein Refugium
auf 110 Quadratmetern. Das Apartment verkörpert die Lebensfreude
der jungen Familie in Form einer allgegenwärtigen himmelblauen
Zickzack-Wand. Überraschungen birgt das Schlafzimmer ...
von • by Annette Weckesser
A uch wenn es im Viertel Ensanche liege, sei das Gebäude aus den 1960er-Jahren
kaum von architektonischem Interesse, meinen Tenka Arkitektura. Darüber hinaus
brachte das oberste Geschoss des einstigen Bürogebäudes eine Menge Herausforderun-
gen mit sich: Frei im Raum stehende Stahlbetonstützen und mehrere Lüftungsschächte
„störten“ den langgestreckten, L-förmigen Grundriss. Entstanden ist dennoch ein äußerst
attraktives Apartment. Denn das neue Zuhause spiegelt den Lifestyle des jungen Paares
mit kleinem Sohn wider – jung, ungezwungen, offen, designaffin. Die Architekten nah-
men eine klare Trennung von Tages- und Nachtzone vor. Beide Bereiche verbindet eine
kurvenförmige, himmelblau lackierte Wand, die dem Apartment auf Wunsch der Familie
eine explizit heitere Atmosphäre verleiht. Die zickzackförmig strukturierte, raumhohe
MDF-Wand wurde von einem lokalen Schreiner gefertigt. Dieses gestalterische Leitmotiv
prägt auch die Küchenschränke und den Bartresen, integriert kaum merklich Tapetentü-
ren und bildet Rückgrat und Struktur des Domizils. Sie kaschiert das Bad, den Raum für
die Waschmaschine sowie verschiedene Lüftungsschächte. Ihr Zickzack-Relief erzeugt ein
Spiel aus Licht und Schatten. Und ihr Holz vermittelt ein Gefühl von Wärme. Die hell-
blaue Wand „begleitet“ die Familie durch ihr gesamtes Zuhause. Sämtliche Bereiche
gehen nahtlos ineinander über. Unterstützt wird diese Raumwirkung durch einen homo-
genen, grauen Epoxydharzboden. Im hintersten Bereich des langen Grundrisses tut sich
nach einer engen Kurve, dramaturgisch inszeniert, das große Elternschlafzimmer und
damit der höchste und offenste Raum auf. Der „All-in-one-Raum“ kombiniert in höchst
individueller Manier Schlaf- und Ankleidezimmer, Bad und Schreibtisch. Die kleine, of-
fene (!) Nische für Waschtisch und WC wirkt mit ihren glänzend-tiefblauen Steingut-
Wandfliesen in den großen Raum hinein. Die „Nasszelle“, eine Duschbadewanne, ist mit
Epoxydharz ausgekleidet – Sanitärkeramik erübrigt sich. Weiß getünchte Ziegelwände
und Holzbalken unter der Decke zeugen als Relikte von der Vergangenheit. Ein spannen-
der Mix der Gegensätze: alt und neu, rau und glatt, warm und kalt, eng und weit, ...
068 • AIT 3.2023