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Tobias Kollmann                          Marc Heikaus
             Fotos: Milla & Partner / Heikaus  1995 Diplom Kommunikationsdesign, AK Stuttgart 1995–2014 Designer,  1990 Ausbildung Industriekaufmann, Vitrashop Holding AG, Weil am


                                                                           Rhein seit 1992 Einstieg ins elterliche Unternehmen, inzwischen Ge-
                                  Creative Director in unterschiedlichen Unternehmen seit 2014 Creative
                                                                           schäftsführer der Heikaus-Gruppe in Mundelsheim mit 50 Mitarbeitern
                                  Director, Chief Creative / Chief Brand Officer bei Milla & Partner, Stuttgart











































             telpunkt. Ihre Berührungspunkte mit der Marke „Shoppingcenter“ müssen wohl-  ping“ bis zum „After Sales Service“, was zu höheren Investitionen in das Einkaufs-
             durchdacht sein, um das Markenerlebnis auf allen Ebenen zu intensivieren. Nicht  erlebnis, zu einer größeren Zufriedenheit sowie Treue der Kundinnen und Kunden
             nur zukünftig, sondern bereits jetzt beginnt dies zu Hause bei der Recherche im Netz:  gegenüber der Marke führt als auch zu einer transparenten Einsicht in das Konsum-
             Ist die Website des Einkaufszentrums anwendungsfreundlich, übersichtlich, infor-  verhalten auf Basis der digitalen Services und Anwendungen. Dies wird in Zukunft
             mativ? Bietet sie einen digitalen Zugang zum kompletten Warenangebot mit der Op-  dabei helfen, die Kundschaft noch besser zu verstehen sowie eine „Store Expe  -
             tion, die Verfügbarkeit eines Produkts in der Filiale zu prüfen? Wird eine ergänzende  rience“ zu gestalten, die den Gang in den physischen Handel lohnenswert macht
             App zur Verfügung gestellt? Als weiterer „Touchpoint“ lassen sich mit ihr im Shop-  und die sich zudem regelmäßig auf die stets wandelbaren Wünsche anpassen lässt.
             pingcenter der Zukunft nicht nur personalisierte Angebote verwalten, sondern auch  Dreh- und Angelpunkt sind die Bedürfnisse der Konsumentinnen und Konsumenten.
             (Termin-)Buchungen und Reservierungen vornehmen, Artikel per Click and Collect  Der Schlüssel für ein erfolgreiches Einkaufszentrum wird demnach auch hier in
             bestellen und vor allem kontaktlose Zahlungen per Smartphone vornehmen.  einem Umdenken liegen – von einem durch Investorinnen und Investoren getriebe-
                                                                           nen zu einem nutzungszentrierten Center: Je nach Standort kann es somit durchaus
             Pre Shopping und After Sales Service                          Sinn ergeben, Ärztinnen und Ärzte anzusiedeln, ein Hotel zu integrieren und (Wei-
                                                                           ter-)Bildungsmöglichkeiten,  Coworking-Bereiche  oder  Wohnraum  zu  schaffen.
             In der Mall selbst wird ebenfalls eine gute Navigation, ein stimmiges Erscheinungs-  Märkte mit Lebensmitteln aus der Region, Restaurants, Cafés und Bars, Fitnessstu-
             bild sowie eine offene und großzügige Architektur zum Erfolgsmodell gehören – Be-  dios, Wohlfühl- und Freizeitangebote, Kinos, Events sowie verschiedene Dienstlei-
             sucherinnen und Besucher sollen sich jederzeit rundum wohlfühlen. Die einzelnen  stungen wie Kinderbetreuung, Workshops oder Seminare komplettieren das Pro-
             Läden werden neben individueller, professioneller Beratung nicht nur die Möglich-  gramm und machen das zukunftsfähige Shoppingcenter damit nicht nur zu einem
             keit bieten, Produkte im Geschäft zu testen, sondern werden Raum für spätere Kauf-  Erlebnis, sondern zu einem physischen Community Space, der digital verbunden ist.
             entscheidungen lassen, die auch online getätigt werden können – vergleichbar mit
             einem Showroom. Fällt die Entscheidung doch vor Ort, wird die Ware nicht selbst  Lifestyle Hub und Community Space
             getragen werden müssen, sondern kann im „Care and Store“-Bereich gesammelt,
             nach Hause geschickt oder beim Verlassen des Centers zum Fahrzeug geliefert wer-  So wird das Shoppingcenter zum realen und inspirierenden Raum für Begegnung,
             den (das in der Zwischenzeit selbstverständlich gereinigt und aufgeladen wurde ...).  der lokal und gemeinschaftlich genutzt wird und der dem Austausch und der Ver-
             Sind die Läden geschlossen, werden interaktive Schaufenster Interesse wecken  netzung dient: Hier kann das Bedürfnis nach sozialer Interaktion gestillt werden. Die
             sowie präzise und personalisierte Informationen zu den Produkten im Shop präsen-  Architektur ist nicht mehr geprägt von Single-Brand-Zellen mit möglichst hoher

                                                                                 i

             tieren. „Phygital Shopping“ bietet damit nicht nur unzählige Annehmlichkeiten, son-  Produktd chte, sondern bietet offene, nach Themen gestaltete und an der Aufent-


             dern begleitet die Kundschaft bei ihrem gesamten Einkaufsprozess: vom „Pre Shop-  halts- und Erlebnisqualität ausgerichtete Räume und Zonen. Orientierung erfolgt
                                                                                                                          AIT 1/2.2022  •  105
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