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VERKAUF UND PRÄSENTATION • RETAIL AND PRESENTATION

































            BROTLADEN AERA

            IN BERLIN



            Entwurf • Design Gonzalez Haase, Berlin


            Fermentierter Sauerteig mit Getreidesorten wie Teff, Braunhirse und
            Lupinen: In gut gestalteten Räumlichkeiten präsentieren experimen-
            tierfreudige Bäckereien ihren Kunden die neuesten Foodtrends und
            bescheren dem guten alten Butterbrot ein echtes Revival. Gonzalez
            Haase realisierten die zweite Hauptstadtfiliale von AERA, einer glu-
            tenfreien Brotmanufaktur am Rosenthaler Platz in Mitte.



            von • by Friederike Bienstein, Berlin
            L  apislazuliblau leuchtet es bei jedem Wetter aus der breiten Fensterfront der Ro-
               senthaler Straße 72: Sämtliche Flächen der Bäckerei AERA sind aus durchgefärb-
            tem pigmentiertem Beton. Mit dem unterschiedlich einfallenden natürlichen Licht ver-
            ändern sich die Farbintensität des Blaus und die Oberflächenwirkung des Betons: von
            hell- bis dunkelblau und von glänzend bis matt. Bei der Farbwahl haben sich Gonzalez
            Haase von Gemälden des holländischen Malers Jan Vermeer inspirieren lassen, der
            sich intensiv mit der Wirkung von Licht und Material auseinandersetzte und ausgiebig
            natürliches Ultramarin verwendete, das aus dem Pulver des zermahlenen Halbedel-
            steins Lapislazuli hergestellt wird. Vermeers Gemälde beeindrucken vor allem durch
            das Spiel von Licht und Schatten – analog zu unterschiedlichen Lichtszenarien und
            Wettereinflüssen in der Architektur. Gonzalez Haase entkernten den 70 Quadratmeter
            großen Laden vollständig und legten die 3,80 Meter hohe Decke frei. Eine zentrale
            Theke mit Ablageflächen für die Backwaren aus elektropoliertem Edelstahl führt dia-
            gonal vom Eingang bis zum Ende des 13 Meter langen Ladens, der hierdurch in einen
            Verkaufs- und einen Cafébereich unterteilt ist. Das Mobiliar, eine Aufreihung kleiner
            Tische und Hocker aus massiver Eiche in der gesamten Ladentiefe des Cafés, ist Eigen-
            entwurf der Architekten und setzt, wie die Farbe der Brote, einen reizvollen Kontrast
            im Blauraum. Judith Haase bringt es auf den Punkt: „Die kräftige und einheitliche Farb-
            gebung wirkt wie der Hintergrund eines Gemäldes, durch den das eigentliche Subjekt
            erst richtig zur Geltung kommt. Zusammen mit den direkt in die Decke eingelassenen
            LED-Leuchtstreifen und dem natürlichen Licht, das durch die Fensterfront eindringt,
            haben wir einen hellen, lichtdurchfluteten Ort geschaffen, der die feinen Brot- und Back-
            waren in den Mittelpunkt rückt. Ihr warm-goldenes Farbspektrum erscheint wie ein
            komplementäres, punktuelles Element im Raum, das deutlich hervorsticht.“ Bauherrin
            und Inhaberin ist übrigens die ehemalige Berliner Schauspielerin Ava Celik, die im Zuge
            ihrer eigenen Zöliakiediagnose schmackhafte, glutenfreie Backwaren entwickelte.

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