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Foto: Jran d’Arcel Cosmetique; Entwurf Architektur Markus Hermann
















               Jean d’Arcel Beauty & Wellness Institute in Kehl und Freiburg: Spa-Treatment für alle Sinne in drei Behandlungsräumen mit je vierfach wechselnder Beduftung




               anderen Gastronomie-Ausscheidungen in benachbarte Bereiche mit minzig-fruchti-  Aufgießen auf die heißen Steine nicht der Fall ist. Das Verfahren hat auch einen War-
               gen Kompositionen unter der Wahrnehmungsschwelle hervorragend eindämmen.   tungsvorteil: Duftstoffe hinterlassen keine Rückstände auf den Saunasteinen. Analog
                                                                             ist dieses Verfahren der Kaltausbringung auch auf Dampfbäder anwendbar.
               Regel Nummer 2: Weniger ist mehr. Es sollte nicht überall permanent deutlich duf-
               ten, denn Überparfümierung wird als Negativ-Geruch empfunden. Sinnvoller ist ein  Realisierte State-of-the-Art-Beispiele
               gezieltes Beduften, das vor allem die Raumluft beim Betreten eines Bereiches, also
               den ersten Eindruck, positiv gestaltet. Möglich ist es auch, wechselnde Düfte im Rah-  1. Jean d’Arcel Beauty & Wellness Institute (Architektur: Markus Hermann):
               men einer Inszenierung kurz zu exponieren. Spa-Anwendungen, die selbst keinen  In den beiden Day Spas in Kehl und Freiburg sind je drei Behandlungsräume sze-
               oder einen eher negativen Geruch mit sich bringen, zum Beispiel schwefelhaltige  nisch passend mit vierfach wechselnder Beduftung ausgestattet. Durch die Kopplung
               Bäder, werden mit Luftdesign aufgewertet. Ein Vorteil für Patienten mit Hautproble-  eines von Magic Box entwickelten AirEnhancers RLT-4compact mit Kopplung an die
               men liegt darin, dass sie den aromatischen Duft nicht im Massageöl, sondern über  installierte EIB-Technologie wird der Duft ergänzend zu Musik und Licht über Touch -
               die Atemluft erhalten.                                        panels in den verschiedenen Behandlungsräumen angewählt. Jeder Raum wird pas-
                                                                             send zur aktuellen Beauty-Behandlung multimedial bespielt. Angefangen von der
               Regel Nummer 3: Der Duft muss zum Raum passen. Optimal ist eine Duftauswahl,  Jean-d’Arcel-eignen Afrika-Komposition, die die Baobab-Body-Massage begleitet,
               die geruchlich die Materialität und Thematik des Raumes widerspiegelt und somit  über Rosenduft zum Kleopatra-Bad, wird der nach süßen Orangen riechende Duft
               nicht als Extra-Duft, sondern als Raum-Charakter wahrgenommen wird – zum Bei-  Sunshine zur Pindas Veda-Behandlung eingesetzt. Die weihrauchhaltige Mischung
               spiel in Entspannungs- und Ruheräumen, die immer größere Flächen in Thermen  Yasuragi begleitet die entspannendste aller Massagen, das Lomi LomiNui.
               und Spas einnehmen.
                                                                             2. Vesitorni-Sauna des H20 in Herford (Innenarchitektur: Stadtwerke Herford):
               Das Herz der Beduftungstechnologie                            Die Macher der modernen skandinavischen Saunalandschaft des H2O Herford
                                                                             haben mit der Vesitorni-Sauna ein neues Format des Schwitzens entwickelt. Ein 320-
               Das für naturreine Raumbeduftung optimierte technische Verfahren ist die Mikro-  Grad-Panorama zeigt isländische Wasserfälle, die Traumstrände der Algarve und
               Feinstverwirbelung nach dem Venturi-Prinzip mittels Laborglasdüsen. Dabei werden  weitere wechselnde Kulissen. Der Gast sitzt entspannt in 65 Grad Celsius Wärme,
               die Duftstoffe in einen sehr feinen Nebel zerstäubt und ohne Zugabe von Wärme mit  die Füße pendeln im Wasser und ein Wasser- und Lichtspiel ergänzt das riesige Film-
               Luft durchmischt, bis sie in gasförmigem Zustand ausgebracht werden. Letztlich wird  panorama. Acht szenische Landschaftsdüfte vom Druckluft-basierten Trockenduft-
               so mit Duft angereicherte Luft freigesetzt. Nach dieser Methode arbeiten im Raum  system ScentFlash werden auf die Szenen programmiert.
               aufzustellende Stand-Alone-Geräte, die je nach Typ einen Wirkungsradius bis zu
               800 Quadratmetern haben. Eleganter sind  Bypass-Applikationen für die Raum-Luft-  3. Rupertus Therme in Bad Reichenhall (Architektur: Rudolf Wienands):
               Technik, die sich auch in bestehende Belüftungssysteme nachrüsten lassen. An den  Gemäß der Regel Nummer 1 „Es darf nicht schlecht riechen“ wurden in der Rupertus
               Zuluftkanal angebunden ist ihre Duftverteilung optimal. Bypass-Applikationen sind  Therme Bad Reichenhall an mehreren Zuluftsträngen zum Teil sogar aufgedoppelte
               gut steuerbar, verbrauchen nur ein Minimum der wertvollen Verbrauchsstoffe und  AirEnhancer-RLT-Anlagen installiert. Mit fast 800 Umkleideschränken, dem Fitness-
               sie sind äußerst wartungsarm. Eine Innovation ist die naturreine Saunabeduftung.  center auf 565 Quadratmetern und rund 1.500 Besuchern pro Tag ist dies Deutsch-
               Für die meisten ist der aromatische Aufguss essenzieller Bestandteil und Höhepunkt  lands Therme mit der größten naturreinen Luftversorgung. Circa 12.000 cbm/h an
               eines Saunaganges. Deshalb ist es an der Zeit, die gängige Praxis zu verbessern. Der  Zuluft-Volumenströmen werden in Intervallen mit Duft beaufschlagt. Dafür werden
               „aromatherapeutische“ Aufguss funktioniert wie gewohnt mit reichlich frischem  pro Jahr circa 12 Liter 100 Prozent ätherischer Duftkomposition verbraucht. Diese Bei-
               Wasser, jedoch ohne die Beigabe von Duftmischungen. Letztere werden durch die  spiele zeigen, wieviel Potenzial in einem umfassenden Wohlfühlambiente stecken
               zeitgleiche Einbringung kalt zerstäubter, rein ätherischer Düfte durch die Zuluft er-  kann. Wenn Räume für Fitness-, Wellness- und Gesundheitsprojekte sorgfältig ent-
               zeugt. Die Vorteile dieser Methode liegen darin, dass lösungsmittelfreie Naturpro-  worfen, konzipiert und ausgestattet werden, sollte zukünftig auch der Luftqualität
               dukte verwendet werden und Pflanzenwirkstoffe ganz erhalten bleiben, was beim  mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden. Nicht nur im Sinne der VDI-Richtlinien.


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