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GESUNDHEIT UND WELLNESS • HEALTH AND SPA TECHNISCHER AUSBAU • TECHNICAL SOLUTIONS
langen Korridore werden immer wieder durch natürlich belichtete Ausbuchtungen
durch brochen, die gerne als informelle Sitz- und Aufenthaltsecken genutzt werden. Da
die Verkehrs flächen als Mischzonen konzipiert sind, werden die Gänge ohne Abschlüsse
in die Aufent haltsbereiche ausgeweitet. Im Westtrakt, dessen Fassaden dreiseitig mit
Bewohnerzim mern belegt sind, wird das Tageslicht wiederum durch einen inneren
Lichthof bis ins unterste Geschoss geführt. Ein wichtiges Kriterium bei der Planung war
die Atmosphäre der neuen Räume, die Wohnlichkeit ausstrahlen und jeglichen Anklang
an einen Spital betrieb vermeiden sollten. Für den Innenausbau wurden natürliche
Materialien gewählt, die ein warmes, gesundes Wohnklima vermitteln. Ein wichtiges
Element für das Wohlbe finden der Bewohner ist auch die ausreichende natürliche und
künstliche Belichtung. Dank der Grundrissorganisation und Fassadengestaltung konnte
die Tageslichtführung vorbildlich gesteuert werden.
Hohe Beleuchtungsstärken halten die Bewohner tagsüber munter
Bei der künstlichen Beleuchtung ließ sich Lichtplaner Adrian Huber von wissenschaft-
lichen Erkenntnissen über die Abhängigkeit des Wohlbefindens älterer Menschen von
der Lichtversorgung leiten und kreierte in Zusammenarbeit mit der Neurobiologin
Anna Wirz-Justice und mit dem Fraunhofer-Institut aus Stuttgart das Konzept einer
Im Foyer, den Fluren und den Galerieräumen kamen ... • In the foyer, the corridors and gallery areas, ... überdurchschnittlich hellen Allgemeinbeleuchtung mit wechselnden Lichtintensitäten
über den Tagesverlauf. Die Wissenschaft setzt auf besonders viel Tageslicht, das selbst
an regenverhangenen Tagen eine für die therapeutische Wirkung ausreichende Stärke
hat, sowie auf helle Kunstlichtkonzepte für den Innenraum. Insbesondere bei Demenz-
Kranken zeigen hohe Beleuchtungsstärken therapeutische Wirkung und helfen bei der
Harmoni sierung des Wach-/Schlafrhythmus. Mehr Aktivität am Tag lässt die Menschen
am Abend schneller ein- und in der Nacht besser durchschlafen. Auf diesen Prämissen
entwickelte Adrian Huber LED-Leuchten, die große Lumenpakete an die Umgebung
abgeben, ohne die Menschen zu blenden. In den offenen Aufenthaltsbereichen in den
... lichtstarke, aber blendarme Leuchten zum Einsatz. • ... powerful but low-glare luminaires were used.
Fluren der Zimmertrakte sind sie als großflächige, runde Objekte in zwei Größen in
Gruppen von den Decken abgependelt und durch quadratische Wandleuchten
ergänzt. Sie erzeugen Lichtstärken, welche die Bewohner an Tagen, an denen sie nicht
nach draußen ins Sonnenlicht gehen können, über den Tag wach halten. Außerdem
rhythmisieren sie die Flurbereiche. Die Eingänge der Bewohnerzimmer und die Flure
sind zudem mit dimmbaren, warmweißen und 2.000 Lumen starken Reflex-LED-
Decken einbau leuchten von iGuzzini beleuchtet, die den Bewohnern ein besonders
weiches und homogenes Licht spenden, das nahezu blendfrei ist. Bei der Leuchten -
auswahl war Blendungsbegrenzung ein besonders wichtiges Kriterium, damit sich die
Menschen trotz der überdurchschnittlich hellen Beleuchtung wohlfühlen.
Wechselnde Lichtintensitäten unterstützen den circadianen Rhythmus
Im Foyer, in der Verbindungsgalerie, im Restaurant sowie dem Speisesaal sind circa 400
warmweiße Laser-Blade-Leuchten – ebenfalls von iGuzzini und mit einem Farbwieder -
gabewert von über 90 – im Ein satz, die trotz der hohen Beleuchtungsstärke von 1.800
Lumen dank ihrer in den schwarzen Blendschutzschirm integrierten Hochleistungsoptik
eine kontrollierte Leuchtdichte und eine gleichmäßige, kreisförmige Lichtverteilung er -
zielen. Neben ihren lichttechnischen Vorzügen überzeugten die Laser-Blade-Leuchten
auch durch ihre geringe Einbauhöhe, was sie für den Einsatz in den nur minimal abge-
hängten Decken im Alters zentrum Hofmatt prädestinierte. Mittels KNX-Steuerung verän-
dern sämtliche eingesetzten Leuchten über den Tag ihre Lichtintensität und unterstützen
damit den circadianen Rhythmus der Heimbewohner. Die gesamte Leuchtenpalette sorgt
wiederum mit Farb wieder gabewerten, die höher als 90 und größtenteils höher als 95 lie-
gen, für eine unverfälschte Wahrnehmung. Die bewusst eingeschränkten Möglichkeiten
einer individuellen Beeinflussung der Allgemeinbeleuchtung unterstützen die Umsetzung
des Konzepts „Mehr Licht am Tag“. Zum circadianen Beleuchtungskonzept gehört darü-
ber hinaus die Eliminierung des anregenden Blauanteils des Lichts in den Bewoh ner -
zimmern während der Nachtruhe. Als Nachtleuchten wurde daher serienmäßig Under -
score-Modelle von iGuzzini mit amberfarbenem LED-Licht eingebaut. Damit erhält das
Pflegepersonal eine gute Arbeitsbeleuchtung, welche die Bewohner nicht tiefgreifend auf-
weckt. Denn amberfarbenes Licht löst im Gehirn keine Abschwächung der Melatonin-
Ausschüttung aus. Was in Münchenstein mit der Idee eines Erweiterungs baus begann,
endete mit einem fast kompletten Neubau, in dem der aktuelle Wissensstand zum
Thema Altern und Demenz in Verbindung mit der physikalischen Umgebung umgesetzt
wurde. In Hofmatt haben Architekten, Innenarchitekten, Licht planer, Farbberater und die
Heimleitung eine Institution geschaffen, die die Menschen in Würde altern lässt.
144 • AIT 11.2016