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GESUNDHEIT UND WELLNESS • HEALTH AND SPA INNERE WERTE • INNER VALUES
Die eingestellte „Binnenarchitektur“ sorgt dafür, dass der Saal als Einheit und Ganzes erlebbar bleibt. • The added “inside architecture” ensures that the hall can still be experienced as a unity and in its entirety.
Perspektiven: Es entstand ein architektonisches Vexierspiel. Die Struktur prinzipien des
Kaisersaals wurden aufgegriffen, wo durch der Großraum auch nach dem Einbau der
Behandlungsräume als Ganzes erlebbar geblieben ist. Die beiden Behandlungsräume
auf der Eingangsebene sind im Grundriss spiegelbildlich. Lediglich durch einen direkten
Zugang zum Aufwachbereich des südlichen Raumes, in dem zahnärztliche chirurgische
Eingriffe unter Narkose ausgeführt werden, wird ein Unterschied in der Nutzung deut-
lich. Im Aufwachraum befindet sich der Patient in einer räumlich geschützten Nische.
Er erwacht in einem Raum, in dem Alt und Neu zu einer selbstverständlichen architek-
tonischen Einheit verschmelzen.
Historische Grandezza trifft auf konsequente Reduktion. • Historic grandeur meets consistent reduction.
Die Einbauten halten Abstand zum verschwenderischen Dekor
Mit dem Einbau eines Zwischengeschosses wurde ein dritter Behandlungsraum direkt
unterhalb des historischen Deckengemäldes geschaffen. Sein Grundriss wurde anhand
der Stuckdecke entwickelt: Die den Raum abschließenden Glaswände treffen exakt auf
ein dafür geeignetes Relief. Durch die bodentiefen Glaswände ist der Raum auf der
Behand lungsempore in seiner Gesamtheit wahrnehmbar und verstellt den weiten Blick
über die gesamte Saaldecke auch von unten nicht. Die erforderliche Abschottung bei
Behand lungen wird durch eine „schaltbare“ (transparent/opak) stirnseitige Verglasung
sichergestellt. Die vorhandene lichte Raumhöhe des ehemaligen Ballsaals erforderte eine
im Detail komplizierte räumliche Struktur. In der höhenmäßigen Überschneidung der
unteren Behandlungs räume mit dem oberen Raum sind mit den Decken der unteren
Räume bündige Sitzflächen für Beratungsgespräche entstanden. Sie vermitteln Offenheit,
Weitblick und sind sichtlich Teil einer klaren schlüssigen Struktur. Sowohl die einzelnen
Behand lungs räume als auch der Saal werden permanent mit Frischluft (Zu-/Abluft) ver-
sorgt. Ein Rohrleitungsnetz im Fußboden kann saisonal zum Heizen oder Kühlen heran-
gezogen werden. Alle Behandlungsräume sind auf höchstem technischem Standard. Die
taghelle Lichtgestaltung außerhalb der Behandlungsbereiche hebt die Fröhlichkeit des
gründerzeitlichen Neobarocks hervor und signalisiert gleichzeitig klinische Sauberkeit
und Akkura tesse. In den Sommermonaten kann der „durchgesteckte“ Empfangs- und
Warte bereich zu den beidseitig gelegenen historischen Innenhöfen geöffnet werden.
I n the years 1911-12, Berlin Adlon architect Robert Waldemar Leibnitz designed Haus
Cumberland as a modern boarding house. Subsequently, the building at
Kurfürstendamm 193/194 became a luxury hotel, later an administration headquarters.
Then it was vacant for a number of years. While large parts of the building have now
been turned into apartments, dentist Andreas Bothe purchased the remaining part of
the so-called Kaisersaal and had it converted into a dental clinic. The existing building
fabric was in a seriously run-down state. The long period of vacancy and the insensi-
tive handling while it was used by the public administration had left ruinous traces.
Over the past years, the hall was used for events and as a morbid backdrop for movie
shooting. Most recently, half of the ballroom was robbed of its historic interior archi-
tecture and turned into residential units. The other half was now to gain a new sustai-
nable perspective with the appropriate respect for the fabric. Our client wanted to
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