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VERKAUF UND PRÄSENTATION • RETAIL AND PRESENTATION
KAUFHAUS LA SAMARITAINE
IN PARIS
Entwurf • Design SANAA, JP-Tokio / Yabu Pushelberg, US-New York
Ende Juni öffnete das umgebaute und erweiterte Pariser Luxuskauf-
haus „La Samaritaine“ nach 16 Jahren erstmalig wieder seine Türen.
Als Teil eines geschichtsträchtigen, denkmalgeschützten Gebäudeen-
sembles bewahrte das federführende japanische Büro SANAA dessen
Historie und führte das Kaufhaus mit einer inneren Neukonzeption
und einem zeitgemäßen Erweiterungsbau gekonnt in die Gegenwart.
von • by Friederike Bienstein, Berlin
A llein die Fertigstellungsdauer des aufgrund von Brandschutzmängeln ab 2005 ge-
schlossenen Pariser Luxuskaufhauses verweist auf den im letzten Jahr in Betrieb ge-
nommenen Flughafen BER. Dabei bewältigten die im Jahr 2010 mit der Gesamtplanung
für den Um- und Erweiterungsbau des Gebäudeblocks zwischen Rue de Rivoli und Quai
du Louvre beauftragten Japaner im Zusammenhang mit dem Entwurf ihres Erweiterungs-
baus durchaus einige unmissverständliche denkmalpolitische Vetos, die bis zum Bau-
stopp reichten, bevor der Staatsrat für die Umbaupläne des Büros votierte und das Bau-
vorhaben 2015 weitergehen konnte. SANAA konzeptionierte den Umbau und die Restau-
rierung weiterer Gebäude des Blocks und koordinierte verschiedene Innen-/Architektur-
büros für die jeweiligen Schwerpunkte: Die Ausführung vor Ort übernahm das Pariser
Büro SRA Architectes. Die fundierte Expertise von Lagneau Architectes begleitete die
denkmalgerechte Restaurierung aller Bestandsbauten. Geprägt durch Jugendstil-, Art-
Deco-Elemente und die Anfänge struktureller Schmiedekunst stand die Erhaltung der hi-
storischen Elemente des Kaufhauses im Mittelpunkt. Die imposante blaugraue Eisen-
treppe Gustave Eiffels im historischen Lichthof des Kaufhauses wurde über fünf Etagen
mit Blattgold restauriert. Bei der Restaurierung ging es insbesondere darum, das Erbe der
letzten Jahrzehnte zu erhalten und aufzuwerten. Die luxuriösen, Licht durchfluteten rund
30.000 Quadratmeter Verkaufsfläche gestalteten die US-Amerikaner Yabu Pushelberg.
Francois Brugel Architectes Associés zeichneten schließlich für den Einbau der gesetzlich
geforderten 100 Sozialwohnungen verantwortlich. SANAA sah eine innere Passage als
Längsachse durch den Gebäudeblock vor. Sie führt durch die von Henri Sauvage und
Frantz Jourdain errichteten und sukzessive erweiterten historischen Gebäudeteile des
Blocks und verbindet den historischen mit zwei neuen Lichthöfen. Im Untergeschoss
führt ein Rollteppich die künftigen Bustouristen vom Parkplatz direkt in den Pariser Mi-
krokosmos mit 65.120 Quadratmetern Nutzfläche, High-End-Gastronomie und Edelmar-
ken, Büro- und Wohnflächen, Kindergarten und einem Hotel mit 72 Zimmern und Suiten.
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