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Sabrina Voecks                           Entwurf • Design JOI-Design Innenarchitekten, Hamburg
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                                                                          Standort • Location 10 Westblaak, NL-Rotterdam
                                 1979 geboren in Hamburg 2004 Diplom Innenarchitektur FH Rosenheim     Wohnfläche • Floor space 5000 m 2
                                 2002–2008 Mitarbeit bei Hadi Teherani, MatteoThun, gmp Architekten seit   Fertigstellung • Completion April 2024
                                 2008 bei JOI Design als Senior Designerin, Creative Director und Partnerin  Fotos • Photos Nina Struve, Wouter van der Sar





























             Makers Studio neben der Lobby fördert Kreativität und Gemeinschaft. • The Makers Studio fosters creativity.  209 Zimmer werden in drei verschiedenen Kategorien angeboten. • 209 rooms are offered in 3 different categories.



             von • by Sabrina Voecks, JOI-Desing, Hamburg
            M    it der Eröffnung des ersten Hauses im Mai 2024 in Rotterdam und kurz danach  En-suite-Gästezimmer, einige mit Balkon – die komfortablen „Cosy“- (14 Quadratmeter)
                                                                          und „Usual“-Zimmer (17–30 Quadratmeter); und 19 großzügige „Studios“ für Langzeitau-
                 in Brüssel hat sich The USUAL Rotterdam auf die Fahne geschrieben, das Reisen
             nachhaltig und bedeutsam zu machen (siehe auch AIT 10.2024, S. 14). Die unkonventio-  fenthalte (30 Quadratmeter), die Sitzbereiche mit Schlafsofas und Küchenzeile bieten.
             nellen Macher von The Usual, unterstützt von Crossroads Real Estate, haben JOI-Design   Die Badezimmer haben Waschbecken aus Holzspänen und wasserdichtem Harz, und
             beauftragt, in Rotterdam ein Flaggschiff zu gestalten, das nicht nur regenerative Gastlich-  in jedem „Cosy“-Zimmer gibt es eine drehbare Tür, die entweder die Toilette oder die
             keit verkörpert, sondern auch die Werte von Reisenden anspricht, die die Welt positiv   Dusche abtrennt, um mehr Platz zu schaffen und gleichzeitig die Privatsphäre zu wah-
             verändern möchten. Im Zentrum stehen dabei die ESG-Prinzipien – Umwelt, Soziales   ren. Alle Matratzen sind für Zirkularität ausgelegt, und das Möbelstück besteht haupt-
             und Unternehmensführung –, die den Maßstab setzen für ein Hotel, das Verantwor-  sächlich aus recycelten Holzspänen aus FSC-zertifizierten Wäldern. Die energieeffiziente
             tung ernst nimmt. The Usual will bewussteres Reisen zur Norm machen und zeigt mit   Beleuchtung ist zu 100 Prozent LED. Jede Kategorie ist so gestaltet, dass sie die Seele
             jeder Designentscheidung, dass sich Nachhaltigkeit und Luxus keineswegs ausschlie-  berührt und gleichzeitig umweltfreundlich ist.
             ßen müssen. Das Hotel nutzt zu 100 Prozent erneuerbare Energie aus niederländischen
             Windmühlen, ist bereits Green Key-zertifiziert und strebt ambitioniert eine BREEAM-  Nachhaltigkeit verschmilzt mit lokaler Ästhetik
             In-Use-Auszeichnung an, die das Engagement für Umweltfreundlichkeit und soziales
             Bewusstsein weiter unterstreicht. Der B-Corp-Status, der auf ethische und nachhaltige   Die Gestaltung der Zimmer, mit Mini-Mikroklima-Terrarien bis hin zu kleinen QR-Codes
             Unternehmensführung verweist, ist das nächste Ziel.          für Hinweise zum Wassersparen, Mülltrennen, Sportmöglichkeiten oder Herkunft des
                                                                          Materials oder Produktes, spiegelt das Streben nach Transparenz, Komfort und ein
             Umweltverträgliche Materialien mit Sorgfalt ausgewählt       bewusstes Reisen wider. Jedes Detail ist durchdacht – von multifunktionalen Regalen,
                                                                          die sich in Schreibtische verwandeln, bis zu maßgeschneiderten Sitzsäcken aus recy-
             The Usual feiert regenerative Gastfreundschaft, indem es Reisen zu einer positiven Kraft   celten Materialien. Die Lobby des Hotels ist nicht einfach nur ein Aufenthaltsbereich
             macht – durch bewusstes Schlafen, Essen und Interagieren. Das achtsame Design ist die   – sie ist ein lebendiger Ort, der Reisende und Einheimische miteinander verbindet. Hier,
             Grundlage dieser neuen, ethisch orientierten Marke, die sich mit Umwelt- und sozialen   zwischen Pflanzen, natürlichen Materialien und einem innovativen Selbst-Check-in-Sys-
             Herausforderungen in der Hotel- und Reisebranche auseinandersetzt. Mit viel Sorgfalt   tem, entsteht eine Atmosphäre, die vertraut und doch aufregend neu ist. Das traditio-
             hat JOI-Design Materialien ausgewählt, die nicht nur ästhetisch überzeugen, sondern  nelle „Ankommen“ wird aufgelockert, und die Gäste erleben ein Willkommenheißen
             auch im Hinblick auf ihre Umweltverträglichkeit punkten. Biobasierte, recycelbare oder   in einem Wohnzimmer, das unbeschwert und einladend ist. In der U Bar verschmilzt
             wiederverwendbare Materialien dominieren die Innenausstattung und tragen die Werte   Nachhaltigkeit mit lokaler Ästhetik. Sie fungiert zugleich als Rezeption und Bar und
             der Kreislaufwirtschaft direkt ins Herz des Hotels. Dabei stand auch die soziale Verant-  heißt die Gäste auf eine besondere Art willkommen. Die Mosaikverkleidung besteht
             wortung im Fokus: Die Arbeitsbedingungen und Produktionsstandorte der verwendeten   aus Resten der Terrazzofliesen des Hotels, und die Hocker sind aus recyceltem Plastik
             Materialien wurden genau geprüft. Transparenz ist das Gebot der Stunde – deshalb  und Kaffeebohnenschalen gefertigt. Liebevolle Details wie Upcycling-Fundstücke vom
             wurden die Lieferanten angehalten, detaillierte Informationen zu ihren ESG-Praktiken  Flohmarkt und Bücher, die an Regalen hängen, erzählen Geschichten und laden zum
             zu liefern. Das Hotel bietet 209 Unterkünfte in drei Preiskategorien, die auf unterschied-  Verweilen ein. The Usual öffnet seine Türen für Start-ups und kreative Köpfe, die einen
             liche Bedürfnisse und Budgets zugeschnitten sind: 40 minimalistische, mit OSB verklei-  inspirierenden Ort zum Arbeiten suchen. Im „Makers Studio“ neben der Lobby kön-
             dete „Pod“-Zimmer mit grünen Schlafnischen, inspiriert von japanischen Kapselhotels,   nen Gäste und Einheimische ihre Projekte verwirklichen – sei es beim Nähen, Malen
             bieten private Schlafbereiche, teilen sich jedoch Badezimmer; 150 terrakottafarbene,   oder Schmuckherstellen. Hier geht es nicht nur um Arbeitsplätze, sondern um einen

                                                                                                                           AIT 6.2025  •  119
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