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            B BAR HOTEL RESTAURANT























            HOTEL GOLDENE ROSE

            IN DINKELSBÜHL



            Entwurf • Design noa – network of architecture, IT-Bozen


            Sie ist vielleicht die schönste Stadt Deutschlands und steht unter
            Ensembleschutz: In der romantischen Kulisse von Dinkelsbühl rea-
            lisierte das Team von noa ein Fünf-Sterne-Hotel. Ausgangspunkt
            des Projektes war das seit dem 15. Jahrhundert bestehende Gast-
            haus Goldene Rose. Prominent gelegen, konnte das Hotel durch
            vier angrenzende Gebäude erweitert und neu ausgebaut werden.



            von • by Henriette Sofia Steuer, Tübingen
            E   inst waren in den fünf Baudenkmälern in der mittelfränkischen Kreisstadt unter-
                schiedliche Funktionen untergebracht: Während die Goldene Rose immer schon Rei-
            sende beherbergte, dienten ihre Nachbarn als Gaststätten, Brauerei, Speicher, Lichtspiel-
            theater, Tanzsaal, Casino und Wohngebäude. Kein Wunder, denn die ehemalige Reichs-
            stadt ist aufgrund des außergewöhnlich gut erhaltenen spätmittelalterlichen Stadtbildes
            ein bedeutender Tourismusort an der Romantischen Straße. Es galt demnach unter Be-
            rücksichtigung der jeweiligen Gebäudestrukturen und unterschiedlichen Geschossni-
            veaus ein Ensemble mit einheitlichem Habitus und fließenden Raumübergängen zu
            schaffen. Die mittels Durchbrüchen zusammengelegten Gebäudekubaturen dienen dabei
            als Zonierungshilfe für die neu eingefügten Funktionen wie Bar, Lobby, Personalbereich,
            Frühstücksraum und Gästezimmer. In Beige- und Greige-Farbtöne gehüllt, bildet das
            neue Interieur eine gestalterische Klammer und verweist mit alten Gildenzeichen, körni-
            gem Putz und dunklem Sichtfachwerk auf die Identität der Bausubstanz. Sich aus dem
            Bestand ergebene Vorsprünge und Nischen wurden insbesondere in der Lobby zu Sitzge-
            legenheiten umfunktioniert. Helligkeit bringen zahlreiche Textilien, weiß gekalkte Eichen-
            böden und verspiegelte Oberflächen. So sind nicht nur der Bartresen und verschiedene
            Deckenbalken im gastronomischen Bereich verspiegelt, sondern auch Wandsegmente in
            den insgesamt 43 Gästezimmern. Eine geradlinige Formensprache sowie Leuchten im In-
            dustriechic erzeugen spannungsvolle Kontraste, die in den Zimmern mit Sofa-Schaukeln,
            kubischen Badmöbelkonfigurationen und Wandteppichen, die als Kopfteil und Bettvor-
            leger zugleich dienen, um instagramable Spots erweitert wird. Eine ausgefallene Über-
            nachtungsmöglichkeit bildet die sogenannte „Kino Suite“, die als Box im Luftraum des
            vormaligen Tanzsaals und heutigen Veranstaltungsraumes hängt und via Panorama-
            scheibe ein Kinoerlebnis vom Bett aus möglich macht. Wahrhaft spektakulär wird es auf
            dem Dach des Fünf-Sterne-Hotels, wo – unter einer offenen Dachkonstruktion versteckt –
            ein zehn Meter langer Infinity-Außenpool mit Blick auf das Münster lockt.

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