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BAR HOTEL RESTAURANT

































            MONASTY HOTEL

            IN THESSALONIKI



            Entwurf • Design Not a Number Architects, GR-Thessaloniki


            139 Länder, über 8000 Hotels und rund 1,5 Millionen Betten – so
            viele, dass theoretisch alle EinwohnerInnen Münchens dort Platz
            fänden: Die Rede ist von Marriott International. Das amerikanische
            Unternehmen – man könnte schon fast von einer Institution der
            Hotel geschichte sprechen – erweiterte sein breitgefächertes Portfolio
            um ein neues Autograph Collection Hotel in Thessaloniki.



            von • by Lisa Klasberg, Münster
            M    it der Autograph Collection werden neue Maßstäbe in der Individualität des größ-
                 ten Hotelanbieters der Welt gesetzt: Jedes Haus wird von einer klaren Vision be-
            gleitet, die gestalterisch den Geist des Ortes widerspiegelt. In untrennbarer Einheit mit
            der Geschichte, der Architektur, der Kultur oder gesellschaftlichen Strömungen entste-
            hen Räume jeglicher Couleur – und damit niemand die toskanische Villa mit dem herr-
            schaftlichen Ansitz in Dublin verwechselt, wird jedem Hotel eine eigene Nummer zuge-
            wiesen. Auch Not a Number Architects kreieren eine inszenierte Parallelwelt in Thessa-
            loniki: Mitten im Zentrum der historischen Stadt widmen sie sich der Innenarchitektur
            des neuen Hotels der Autograph Collection. Die Gestaltungssprache ist eindeutig byzan-
            tinisch – und wenn dies noch nicht klar gewesen sein sollte, dann spätestens seit sich
            das Fundament auf den Ruinen eines alten byzantinischen Klosters gründet, die wäh-
            rend der Arbeiten entdeckt wurden. Inspiriert von den Architekturschätzen der Stadt las-
            sen sie eine neue alte Welt entstehen, die sich aus Farben, Materialien und Geometrien
            der dort typischen Bauweise zusammensetzt. Auch der Grundriss der Erdgeschossebene
            gleicht mit seiner streng symmetrischen Zonierung dem Aufbau eines Tempels. Klar er-
            kennbar die dem Thema angepassten Nutzungen: Im Zentrum des „Kirchenschiffs“ be-
            findet sich eine einladende Bar aus dunkler und heller Materialkombination, die durch
            einen majestätischen, messingbeschichteten Kronleuchter perfekt in Szene gesetzt wird.
            Verstärkt wird die sakrale Atmosphäre durch das Flechtmuster des Steinbodens, der
            sich von der überdachten Piazza über den Innenraum bis in den geheimen rückwärtigen
            Garten zieht. Einzig der Empfangsbereich – von Boden bis Decke eingehüllt in charak-
            teristisch blass-rotem Ziegel – und das Restaurant mit hellem Terrazzo und Echtholzpar-
            kett nutzen einen anderen Bodenbelag. Ein Wechselspiel von warmen erdigen Farben
            mit natürlichen Materialien und byzantinischen Formen, die wortwörtlich auf die Spitze
            des Rundbogens getrieben werden, prägen die Magie des Ortes. So werden die Kreativ-
            schaffenden entgegen ihrem Namen dann doch noch eine große Nummer!

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