Page 108 - AIT0623_E-Paper
P. 108

BAR HOTEL RESTAURANT

































            GÄSTEHAUS

            IN INNICHEN



            Entwurf • Design pedevilla architekten, IT-Bruneck


            Mit den Atto Suites beweisen pedevilla architects einmal mehr, dass
            – auch wenn nur auf Zeit – Raum und insbesondere Wohnraum einen
            nachhaltigen Einfluss auf unser seelisches wie körperliches Befinden
            hat. Mit Konzentration auf das Wesentliche ist im Herzen von Inni-
            chen ein ganz eigenes Gästehaus entstanden, das sich feinsinnig um
            das Wohlergehen der Gäste und Einheimischen kümmert.



            von • by Daniela Keck, Stuttgart
            S  an Candido erfreut sich als Urlaubsdestination größter Beliebtheit, gerade auch
               unter den eigenen Landsleuten. Die Sommer werden bekanntlich immer heißer und
            trockener. Hier oben im Hochpustertal auf 1200 über Normalnull, im äußersten Osten
            Südtirols, versprechen die Nächte kühl und die Bergluft frisch zu sein. So darf und soll
            man sich denn auch in den sieben Appartements fühlen – wie in einer Schutz und Ge-
            borgenheit schenkenden „Hütte“, vor die man frühmorgens tritt, um dann mit Blick auf
            die mächtigen bis zu fast 3000 Meter hohen Gipfel der Haunoldgruppe einen vollen
            Atemzug reiner Luft zu genießen. Mit den Atto Suites setzen Hotelier wie Architekten ein
            bewusstes Zeichen in Richtung nachhaltigen Tourismus. Das Gästehaus ist so geschnit-
            ten und ausgestattet, dass die Wohnungen später umgewidmet und dem örtlichen Miet-
            wohnungsmarkt zur Verfügung gestellt werden könnten. Inmitten der auf eine über 1250-
            jährige Gründungsgeschichte zurückblickenden Marktgemeinde, nur ein paar Schritte
            von der aus dem 13. Jahrhundert stammenden Stiftskirche entfernt, wird urban gewohnt
            und regional gespeist. Das Haus ist konzeptionell und inhaltlich tief mit seinem ge-
            schichtsträchtigen Ort verbunden. Konsequent öffnet sich das erdgeschossige Restaurant
            Richtung südlicher Bergkette und Fußgängerzone. Die direkt anschließende aufsteigende
            Terrasse gibt die Bühne frei – für jedermann, für eine Öffentlichkeit, die alle einschließt.
            Sinnfällig lehnt sich die eingefärbte Dämmbetonfassade an den Sextner Bachstein an.
            Seit jeher brachte der Sextner Bach dieses potenzielle Baumaterial nach Innichen – wie
            ein feines Gewebe ziehen sich die Steine als Spuren durch die örtliche Baugeschichte.
            Die sorgsame Materialauswahl spiegelt sich beispielsweise auch im Einsatz des vom Ge-
            schäftsführer der Atto Suites selbst geschlagenen Fichten- und Zirbenholzes. Im Farm-
            to-Table-Konzept kommt denn auch nur auf den Tisch, was auf dem eigenen Hof weit-
            gehendst selbst gezüchtet und angebaut wird. Bischof Atto von Freising würde sich
            freuen, nimmt doch mit seiner Gründung des Klosters Innichen im Jahre 769 und seinem
            Namen die Geschichte ihren glücklichen und respektvollen Verlauf.

            108 •  AIT 6.2023
   103   104   105   106   107   108   109   110   111   112   113