Page 66 - AIT0621_E-Paper
P. 66

BAR HOTEL RESTAURANT LITERATUR •  LITERATURE


            Die Frauen der Wiener Werkstätte                              Künstlerinnen und ihre Häuser


            Bis 1921 war Frauen ein Kunststudium an der Wiener Akademie der Bildenden Künste  In welcher Weise beeinflussen Wohnorte die Werke von Künstlerinnen? Wo fanden sie
            verwehrt. Die Kunstgewerbeschule hingegen – schon immer eng verbunden mit dem  Inspiration? Was macht den besonderen Reiz ihrer Häuser und Dichterstätten aus? Ob
            heutigen Museum für Angewandte Kunst (MAK) – erlaubte das Frauenstudium bereits  schlichtes Cottage oder mondäner Palazzo, quirlige Metropole oder Idylle auf dem Land –
            seit  ihrer  Gründung  im  Jahr  1867.  Für  die                                         alle neun Frauen, die die Kunsthistorikerin Ga-
            Wiener  Werkstätte  bedeutete  das:  „Brain                                              briele Katz porträtiert, bewohnen ein Haus, das
            Gain“! Denn ihre heute weitgehend bekann-                                                sich auf schicksalshafte Weise mit ihrem Leben
            ten  männlichen  Protagonisten  Josef  Hoff-                                             verband.  Für  die  Künstlerinnen  – Josephine
            mann und Kolo Moser griffen bei der Grün-                                                Baker, Vanessa Bell, Karen Blixen, Coco Chanel,
            dung der Produktionsstätte im Jahr 1903 auf                                              Eileen Gray, Peggy Guggenheim, Gabriele Mün-
            eine Vielzahl der ihnen seit dem Studium                                                 ter, Asta Nielsen und Virginia Woolf – bilden ihre
            vertrauten Künstlerinnen zurück. Deren be-                                               Häuser nicht nur den Mittelpunkt erfolgreicher
            merkenswert progressives Werk wird aktuell                                               Karrieren, sondern erzählen auch von Freud und
            in einer Sonderausstellung im MAK behan-                                                 Leid, von Lebens- und Schaffenskrisen. Dass  das
            delt (siehe S. 11), und der dazu gehörige Ka-                                            bewegte Leben der Künstlerinnen, die zumeist
            talog ist eine klare Leseempfehlung für alle,                                            Ende des 19. Jahrhunderts geboren wurden und
            die  sich  für  die  Evolution  des  modernen                                            bis Mitte des 20. Jahrhundert gelebt haben, in
            Kunsthandwerks interessieren. In kurzweili-                                              ihren  bewusst  gewählten  Wohnumgebungen
            gen Texten lernen wir einflussreiche Gestal-                                              stattfindet und diese auch entsprechend maßge-
            terinnen der Moderne sowie ihre Arbeiten in                                              schneidert sind, ist aufschlussreich und interes-
            den Bereichen Grafik-, Mode- und vor allem Stoffdesign kennen. Sie zeichnen sich  sant zugleich. Die detailreichen Texte werden illustriert mit Schwarz-Weiß-Fotografien
            durch differenzierte Muster oder aussagekräftige Pointen aus und behandeln auch – wie  der Protagonistinnen und ihrer Häuser. Für Innen-/Architektinnen hätten es durchaus
            die expressive Porzellankunst der Vally Wieselthier – genderspezifische Fragen. Ein Groß-  auch mehr von Letzteren sein dürfen. Insgesamt ist ein unterhaltsames Büchlein entstan-
            teil der vorgestellten 180 Künstlerinnen, deren Biografien im angehängten Katalog aufge-  den, das Liebhaberinnen des gedruckten Wortes ein kurzweiliger Begleiter auf Bahnfahr-
            listet sind, ist noch ganz unbekannt, was sich nun bald ändern dürfte.                      kk  ten sein kann, so sie denn irgendwann mal wieder stattfinden können.                    ps

            Die Frauen der Wiener Werkstätte Herausgegeben vom MAK Wien und Christoph Thun-Hohenstein. Erschienen 2020 im  Künstlerinnen und ihre Häuser Von Gabriele Katz. Erschienen 2020 im Verlag ebersbach & simon, Berlin. Deutsch.
            Verlag Birkhäuser, Basel. Deutsch, Englisch. 288 Seiten. Softcover. Format: 30 x 23 cm. 44,95 EUR. ISBN 978-3-03562-211-9  144 Seiten. Hardcover. Format: 12 x 19 cm. 18,00 EUR. ISBN 978-3-86915-216-5










                        WE BRING

                    YOUR VISIONS

                          TO LIFE ...





                  Als Generalunternehmer und Experte
                  für hochwertigen Innen ausbau sind
                  wir mit unserem vielfältigen Leistungs-
                  spektrum für Sie da – von der ersten
                  Vision über die technische Planung
                  bis zur erfolgreichen Realisierung.
                  Wir freuen uns, mit Ihnen Großes
                  zu bewegen!





                                                                                                                                   Foto Thomas Meyer








            066 •  AIT 6.2021
   61   62   63   64   65   66   67   68   69   70   71