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ÖFFENTLICHE BAUTEN • PUBLIC BUILDINGS LITERATUR •  LITERATURE
           LITERATUR








            AKTUELLE LESEEMPFEHLUNGEN ZUM THEMA ÖFFENTLICHE BAUTEN


































            Kunst am Bau in BRD und DDR Designing Orientation                                 Schulbauten


            Im Jahr 1950 verpflichteten sich die Bundesrepublik  Abstandsregeln, temporäre Einrichtungen und umge-  Non scholae sed vitae discimus – Nicht für die Schule,
            Deutschland und die Deutsche Demokratische Repu-  nutzte Strukturen: In Zeiten der Pandemie wird uns die  sondern für das Leben lernen wir, so viel ist bekannt.
            blik zur Beauftragung von Künstlern im Rahmen staat-  Bedeutung von gut funktionierenden Wegeleitsystemen  Und endlich haben auch die Schulen angefangen, sich
            licher Bauaufgaben. Nun hat das Bundesministerium  einmal mehr vor Augen geführt. Nicht selten verschan-  neu auszurichten – weg von Frontalunterricht und büh-
            des Innern eine Zusammenschau der seither in West  deln behelfsmäßig angebrachte Bodenmarkierungen  nenorietierter Aula, hin zu offenen Lernlandschaften und
            und Ost entstandenen, baugebundenen Kunstwerke  und Hinweisschilder derzeit unsere Umgebung, mehr  gemeinschaftsfördernden  Bewegungsflächen.  Planer
            herausgegeben, die für alle Architektur-, Kunst- und  noch stören sie teilweise unsere intuitive Navigation.  müs sen neue Funktionsbereiche und veränderte Prinzi-
            zeitgeschichtlich Ambitionierten hochinteressant sein  Doch wie besser machen? Zum Beispiel mit einer ein-  pien der räumlichen Organisation berücksichtigen. Wie
            dürfte. Anhand von repräsentativen Fallbeispielen wird  heitlichen, selbstverständlichen und der Architektur  dies gelingen kann, zeigt ein neuer Katalog aus dem
            in „70 Jahre Kunst am Bau in Deutschland“ und „Kunst  angepassten Signaletik. Aktuelle und inspirierende Bei-  Hause Edition Detail anhand von 20 aktuellen Schulbau-
            am Bau in der DDR“ nämlich einerseits die stilistische  spiele dafür hat der Architekturhistoriker Chris van Uf-  ten in Europa, Südafrika und China. Die ausführlichen
            Evolution einer viel zu selten monografisch betrachte-  felen in „Designing Orientation“ zusammengestellt. Die  Einzelporträts sind mit erklärenden Texten, zahlreichen
            ten Kunstgattung porträtiert. Außerdem erklären tief-  internationale Projektschau ist in vier Anwendungsfälle  Bildern, Plänen und Konstruktionszeichnungen versehen
            greifende  Fachbeiträge  von  Kulturwissenschaftlern,  unterteilt – entspannte, intelligente, geschäftliche und  und in fünf Kategorien eingeordnet: Innovative Raum-
            Kunst- und Architekturhistorikern die vielseitigen Be-  schnelle Wegführung. Während in Ausstellungsräumen  konzepte, Sanierungen und Erweiterungen sowie Pro-
            weggründe  für  die  zumeist  prominent  installierten  eine nicht stringente Durchwegung passend ist, braucht  jekte mit einem Schwerpunkt auf Lichtplanung, Nachhal-
            Werke. Am Eingang zum Deutschen Bundestag in Bonn  es andernorts, zum Beispiel in der Krankenhauspla-  tigkeit oder Gemeinschaft. Dieser Auswahl vorangestellt
            erhob sich ab 1953 der stolze Phoenix aus der Asche,  nung, niedrigschwelligere Orientierungssysteme. In sei-  sind kurze Essays, die eine thematische Einführung in
            während im Sitzungssaal des Ost-Berliner Staatsratsge-  ner Projektorstellung fokussiert der Autor insbesondere  Planungsstrategien  und  -prozesse  bieten  und  einen
            bäudes eine riesige Friedenstaube über Symbolen des  grafische Aspekte, indem er verwendete Schrifttypen  Fokus auf die Themen künstliche Beleuchtung, Nachhal-
            wirtschaftlichen Fortschritts schwebt. Inwiefern rea-  und Piktogramme eingehender vorstellt als architekto-  tigkeit und partizipative Planungsprozesse legen. Der
            gierten die Bauaufgaben beider Staaten aufeinander,  nische Kennwerte. Da aber alle dargestellten Konzepte  kartonierte Band mit erquickenden Trennerseiten und
            und welche Themen waren durch die Auftraggeber vor-  ein stimmiges Ineinandergreifen von visueller Kommu-  Infografiken in Knallorange liegt gut in der Hand, über-
            gegeben? Einige Antworten, viele tolle Architekturfoto-  nikation und Architektur zeigen, eignet sich das Buch  zeugt vor allem durch die sehr eingehende Projektvor-
            grafien sowie eine lesenswerte kunsthistorische Einord-  als Inspirationsquelle für Kommunikationsdesigner, Ar-  stellung inklusive baulicher Details und ist daher eine
            nung findet man in diesen zwei Publikationen.        kk  chitekten und Innenarchitekten gleichermaßen.         kk  Bereicherung für jede spezialisierte Fachbibliothek.     kk

            70 Jahre Kunst am Bau in Deutschland / Kunst am Bau in der DDR  Designing Orientation. Signage Concepts & Wayfinding Systems  Schulbauten. Räume zum Lernen und für die Gemeinschaft
            Herausgegeben vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI).   Von Chris van Uffelen.  Herausgegeben von Sandra Hofmeister.
            Erschienen 2020 im Deutschen Kunstverlag, Berlin.   Erschienen 2020 im Verlag Braun Publishing, Salenstein.   Erschienen 2020 im Verlag Edition Detail, München.
            Deutsch. 316 / 132 Seiten. Hardcover. Format: 29,7 x 23 cm. 45,00 / 32,00 EUR.  Englisch. 192 Seiten. Softcover. Format: 24 x 28 cm. 39,90 EUR.  Deutsch. 240 Seiten. Softcover. Format: 24 x 30 cm. 59,90 EUR.
            ISBN 978-3-422-98617-6 / 978-3-422-98606-0  ISBN 978-3-03768-239-5                ISBN 978-3-95553-508-7

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