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Peter Sägesser


                1965 geboren 1985–1991 Architekturstudium an der ETH Zürich 1989 Mitarbeit im staatlichen Architekturbüro UVATERV in Budapest 1991-1999 Mitarbeit in diversen Architekturbüros in der Schweiz und Österreich 2000–2004
                Studium Soziale Arbeit an der Hochschule für Sozialarbeit, Bern 2005 Gründung Architekturbüro psarch seit 2006 Website ostarchitektur.com – Sammlung sozialistischer osteuropäischer Architektur, diverse Studienreisen,
                Artikel und Vorträge zur Architektur in Osteuropa seit 2009 Vorstand Architekturforum Bern seit 2011 Architekturreisen mit Schwerpunkt Ost- und Mitteleuropa, www.architekturreisen.ch
























                Foto: Peter Sägesser                                         Foto: Peter Sägesser




                Bibliothek auf dem Universitätscampus (02) • Library at the university campus (02)  Sowjetarchitektur pur: ehemaliges Ministerium für Straßenbau (03) • Former Ministry of Road Construction (03)


















                Foto: Peter Sägesser                                          Foto: Rooms Hotel Tbilisi  Foto:




                Das Café Gallery (05) wird am Abend zum Club. • Café Gallery (05) turns into a club at night.  Rooms Hotel Tbilisi (07) in einem ehemaligen Verlagshaus. • Rooms Hotel Tbilisi (07) in a former publishing house.


                12:00 Uhr – Mit dem Taxi fahren wir weiter zum ehemali-  15:00 Uhr – Vom Café sind es nur ein paar Meter zum  Zweck sich nicht auf den ersten Blick erschließt: Eine spi-
                gen  Ministerium für Straßenbau (03), einer Ikone der  Platz der Republik (06), auf dem zu Sowjetzeiten Kund -  ralförmige Rampe führt im verglasten Foyer drei Stock -
                Sowjetarchitektur. Der damalige Minister für Straßen bau,    gebungen stattfanden. An der Westseite des Platzes gab es  werke hinauf zu einer Seilbahnstation (08). Von den einst
                George  Chakhava,  war  1975  Bauherr  und  Architekt  zu -  einst eine Tribüne – genannt „Antropovs Ohren“ – für die  zahlreich vorhandenen innerstädtischen Seil bahnen sind
                gleich. Sein Ziel war es, eine Raumstruktur zu schaffen,  Politkader. Das originelle Bauwerk  wurde 2005 leider  heute leider nur noch wenige in Betrieb.
                die den Boden so wenig wie möglich berührt und in alle  abgerissen. Auch das am Platz gelegene, 1967 von den  17:00 Uhr – Nach einer Pause im Garten des Cafés Sofia
                Richtungen beliebig erweitert werden kann. 2011 ist die  Architekten Kalandarishvili und Zchomeidse ent worfene  Melnikovas Fantastiuri Duqani (09) lassen wir uns vom
                Bank  of  Georgia mit  ihrem  Hauptsitz  in  den  seit  2007  Hotelgebäude hat eine  wechselvolle Ge schichte hinter  Taxifahrer bis zur Aragveli-Brücke bringen. Auf dem Hügel
                unter Denkmalschutz stehenden Bau eingezogen. Wir stei-  sich.  Während des Krieges mit Russland diente es als  über uns erhebt sich ein einzigartiges Gebäude: Spiral för -
                gen nur kurz aus und lassen uns vom Taxifahrer gleich  Flüchtlingsunterkunft und war vor dem jüngsten Um bau  mig winden sich die Wände vom Palast der Rituale (10)
                wei ter zum Zentralbahn hof – Tbilissis Zentraluri Sadguri  ein gelungenes Beispiel moderner Architektur. Heute emp-  bis zur Turmspitze empor. Zur Zeit der Sowjetunion wur-
                (04) bringen. Das riesige Gebäude wurde 1982 fertigge-  fängt das Radisson Blu hier seine Gäste. Für die Über -  den hier Hochzeitszeremonien abgehalten. Wie die Seil -
                stellt und sieht mit seinem weit auskragenden Dach und  nachtung empfehle ich das in der Nähe gelegene, 2014  bahn station ist er heute im Besitz eines Oli gar chen. Das
                der Vorfahrt eher aus wie ein Flughafenterminal.   eröffnete Rooms Hotel (07). Beim Umbau des ehemaligen  Taxi bringt uns zurück in die Altstadt und zur Tal station
                13:30 Uhr – Von hier aus nehmen wir die U-Bahn bis zur  Verlagshauses haben sich die Architekten der Adjara Arch  der 1905 eröffneten Standseilbahn. Damit fahren wir auf
                Rustaveli-Avenue und machen Pause im gemütlichen Café  Group eher von New York als von Tiflis inspirieren lassen.  den heiligen Berg der Stadt, den Mtazminda.
                Gallery (05), einem beliebten Treffpunkt von Studenten  Wir  werfen noch einen Blick hinter das im Jahr 1954  18:30 Uhr – Die heutige Bergstation mit der  Brasserie
                aus der nahe gelegenen Akademie der Künste. Das Café  erbaute  Gebäude  Gruzugol  (Akademie  der  Wis sen -  Chela (11) wurde 1938 im Stile des Sozialistischen Realis -
                ist ein soziales Projekt und am Abend ein Club.    schaften).  Im  Hof  befindet  sich  ein  Ge bäude,  dessen  mus erbaut. In dem palastartigen Bau befanden sich



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