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SERIEN PERSPEKTIVWECHSEL •  CHANGE OF PERSPECTIVE

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               Arbeitsmotto •work motto                                      rund um den Sport tragen dazu bei?
                                                                             Ja, ich lebe inzwischen von meinem Sport, hauptsächlich durch Sponsorenverträge,
               „Man kann alles erreichen, wenn man es nur stark genug will.“  aber auch durch Fahrtechnikkurse, Foto- und Video-Projekte und einige journalis tische
               “Just go out and make it happen”                              Tätigkeiten. Nach dem Architekturstudium habe ich noch ein PR-Fernstudium an der
                                                                             Freien Journalistenschule Berlin gemacht, das ich vor ein paar Wochen mit einer Note
                                                                             von 1,7 beendet habe. Eigen-PR ist das, was ich mir inzwischen zunutze mache, um
                                                                             mein Leben als Sportlerin zu finanzieren. Solange man nicht gerade Fußballer, Biathlet,
                                                                             Tennisspieler oder Ähnliches ist, gehört zur reinen sportlichen Leistung noch viel mehr,
                                                                             um sich ein Leben durch den Sport finanzieren  zu können. Ich  verhandle meine
                                                                             Sponsorenverträge selbst, pflege meine Kommunikationskanäle und die Kontakte zur
                                                                             Presse. Eine gute Eigen-PR ist im Grunde ein Fulltime-Büro-Job.

                                                                             r Im Februar mussten Sie aufgrund einer Reha pausieren? Was war passiert? Ging
                                                                             Ihnen in Anbetracht Ihrer Verletzung auch durch den Kopf, wie ein Leben ohne
                                                                             Leistungssport aussehen könnte?
                                                                             Ich habe in den letzten Jahren leider einige heftige Stürze einstecken müssen, die glück-
                                                                             licherweise immer glimpflich ausgingen, aber meine rechte Schulter hat dabei oft gelit-
                                                                             ten. Im Dezember ließ ich die Schäden operativ beheben, bevor sie richtig Ärger
                                                                             machen können. Dies diente eher der Vorsorge, damit ich noch ein paar weite re Jahre
                                                                             meine aktive Karriere fortsetzen kann. Ein Leben ohne Leistungssport habe ich mir
                                                                             schon oft vorgestellt und mit dem Architektur- sowie PR-Studium auch gut vorbereitet.
                                                                             Noch genieße ich das Sportlerleben und das damit verbundene Reisen aber zu sehr. Im
                                                                             Moment kann ich mir nicht vorstellen, meinen Job zu wechseln, und hoffe, dass ich so
                                                                             noch ein paar Jahre als Sportlerin weitermachen kann.


               Steffi Marth in ihrer Werkstatt, ... • Steffi Marth in her workshop, ...  r Ist die Arbeit in einem Architekturbüro demnach noch eine Option für Sie? Wie
                                                                             sehen Ihre künftigen Berufswünsche aus?
               ... beim Training im Kraftraum ...  • ... training in the weight room ...
                                                                             Theoretisch kann ich mir vorstellen, im Berufsfeld des Architekten zu arbeiten, aber
                                                                             sicher nicht, wenn dies ein reiner Bürojob ist. Acht oder mehr Stunden am Tag im Büro
                                                                             zu sitzen, ist mein absoluter Horror. Architektur reizt mich immer noch sehr, aber bisher
                                                                             sehe ich keine klare Idee, wie wir wieder zusammenkommen könnten. Inzwischen wer-
                                                                             den  viele  Wegenetze und ganze Infrastrukturen für Mountainbiker in die Bergland -
                                                                             schaften geplant. Der reine Wandertourismus befindet sich im Umschwung. Das be-
                                                                             kommen auch die  Tourismusgebiete mit. Ein Job in diesem Umfeld  wäre die eine
                                                                             Möglichkeit; eine andere wäre eine journalis tische Arbeit vor dem Hintergrund Architek-
                                                                             tur. Ich bin mir sicher, dass die Zukunft etwas Spannendes für mich bereithält.

                                                                            B   MX – this sounds like a sport for tough guys, dirty clothes, bruises and
                                                                                injuries. Why did it have to be just this type of sport?
                                                                             I grew up in a small village where there were not a lot of leisure opportunities. In
                                                                             1995, a BMX track was built in our Plessa. I was 12 years old at the time. All my girl-
                                                                             friends were riding BMXs – for us this was completely normal. Previously, I had also
                                                                             tried “girly” hobbies such as riding horses and dancing, without really identifying
                                                                             myself with them. From the beginning, my parents very much supported me in BMX
                                                                             sport by driving me to, at times very far away, national and international competi-
                                                                             tions. Thus my hobby and pure fun soon turned into a real sport with lots of training,
               ... und beim Foto-Shooting in Oregon/USA • ... and at a photo shooting in Oregon/USA
                                                                             strong ambitions and the resulting successes.

                                                                             r Later on, you changed to Four-cross (4X). Could you briefly explain to us what
                                                                             is meant by 4X races?
                                                                             After, at the Olympics training centre and the Cottbus sport boarding school, I had
                                                                             been unable to attain my goal of qualifying for the Olympics – in 2004, BMX racing
                                                                             was for the first time part of them – I tried several races on the mountain bike in the
                                                                             discipline of Four-cross, which is very similar to BMX. With 4X, four riders next to one
                                                                             another start and at the same time from the gate which is randomly opened. Down
                                                                             steep  turns,  jumps  and  cobble  fields,  a  sprint  of  about  one  minute  is  attempted
                                                                             downhill. Due to overtaking manoeuvres and falls, 4X is quite action-packed which
                                                                             is why the sport is a real crowd pleaser. From the start, I was very successful in the
                                                                             discipline and, in 2008, once and for all exchanged my small BMX bike for a moun-
                                                                             tain bike. However, in the meantime I looked for a new challenge in mountain biking
                                                                             and I am increasingly participating in downhill races. In this discipline, you race on
                                                                             your own against the clock on a technically very demanding downhill run for a longer
                                                                             time, about four to seven minutes. In 4X, I only take part in world championships.
                                                                             r You have repeatedly been German champion in mountain biking and have tri-


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