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Entwurf • Design BKS Architekten, Lübbecke →
Sascha Homburg Bauherr • Client Ludwig Weinrich GmbH, Herford
Standort • Location Diebrocker Str. 17, Herford
1976 geboren 1996 Abitur 1996–2000 Tischlerlehre 2000–2005 Studium Innenarchitektur, FH Det mold 2004–2008 Fertigstellung • Completion Juli 2015
Mitar bei t im Büro Ulrike Brandi Licht, Hamburg 2006–2009 Postgradual-Studium Lichtan wendung, TU Ilmenau Nutzfläche • Floor space 720 m 2
2008–2011 Mitar beit im Büro moysig retail design, Herford seit 2011 Geschäftsführer Studiocandela, Herford Fotos • Photos Joachim Grothus, Herford
Im Foyer unterstützen Lichtinseln die Orientierung. • In the foyer, islands of light assist orientation. Wandnahe Downlights beleben die Wandflächen der Büros. • Close-to-the wall down lights enliven the wall surfaces.
A lles ist gut, wenn es aus Schokolade besteht“, sagte einmal die britische Schau - entmaterialisiert, was den schwebenden Charakter der „Silberpapierwand“ als zentra-
lem Element der Foyergestaltung noch verstärkt. Im Treppenhaus des Neubaus sorgen
spielerin Dawn French. Nun wurde das neue, von BKS Architekten aus Lübbecke
geplante Verwaltungsgebäude der tradi tions reichen Schokoladenfabrik Ludwig Wein rich wiederum formal reduzierte und diffus abstrahlende Wandaufbauleuchten für einen
im Herzen Herfords nicht aus Schoko lade gebaut – spielt aber in jedem Detail auf den über alle Geschosse hinweg unterschiedlichen Lichtrhythmus. Die sogenannten „Light -
kleinen „Glücklichmacher“ an. Der Verbindungsbau zwischen der historischen Stadt villa, sticks“ sorgen dabei nicht nur für die notwendige Ausleuchtung des Treppen rau mes,
die bisher als alleiniges Verwaltungsgebäude genutzt wurde, und dem neuen Bürohaus sondern sind bewusst auch als Gestaltungselement eingesetzt: Dem Treppenlauf fol-
stellt sinnbildlich einen eingeschobenen Schokola den block dar und zeigt einmal mehr: gend, wurden sie im Wechsel mit den ebenfalls versetzt und asymmetrisch angeordne-
Schoko lade verbindet! Unsere Aufgabe war es nun, für den Neubau einschließlich des ten Fenster öffnungen platziert. So ergeben sich beim Begehen der Treppe infolge der ge -
Verbin dungsbaus eine Kunstlichtplanung zu entwickeln. Dazu gehörten folgende Pla - schoss individuellen Wandabwicklungen und insbesondere im Zusammenspiel mit dem
nungs- beziehungsweise Nutzungsbereiche: Eingangsfoyer, Konferenz- und Büroräu me, einfallenden Tageslicht und den Glas spiegelungen in den Fenstern immer wieder neue
Mitar bei ter kantine, Geschäftsführungs bereiche, WC-Anlagen, Treppenhäuser und Flure. Einblicke, Ausblicke, Durchblicke und reizende Lichtspiele! Eine extra aufgebrachte,
weiße Punkt raster bedruckung auf den Leuchtenabdeckungen reduziert dabei die Ober -
Lichtinseln und Lichtbilder setzen im Foyer und in den Fluren Akzente flächen leuchtdichte, was Blendeffekte verhindert und die Seh leistung des Be trach ters
unter stützt. Im gesamten Gebäude wurde auf konventionelle Wandobjekte (zum Bei spiel
Ein prägendes Element des Neubaus ist die kupferfarbene, unregelmäßig gelochte Me - Fotografien, Drucke und Malereien) verzichtet. Stattdessen wurden, unserem Vor schlag
tall verkleidung, die sich im Vordachbereich des Haupteingangs über die Decke des zum folgend, an exponierten Wänden verschiedene individuelle „Lichtbilder“ realisiert. Diese
Teil zweigeschossigen, zentralen Foyers bis hin zur Überdachung der angrenzenden sorgen in den gleichmäßig beleuchteten Verwal tungsfluren, Treppenhäusern und in den
Außenterrasse erstreckt. Mit unserer Lichtgestaltung nahmen wir auf die unregelmäßige Fahrstuhlvorräumen für brillante und ungewohnte (Licht-)Akzente, die die Auf merk sam -
Erscheinung dieser Metallhaut Bezug: Scheinbar zufällig eingestreute, eng abstrahlende keit der Mitarbeiter und Besucher fesseln.
Deckeneinbau-Downlights warmweißer Lichtfarbe akzentuieren den Haupteingang, die
Außenterrasse sowie ausgewählte Foyerbereiche (Zugänge, Ausgänge und Durchgänge An den Arbeitsplätzen wurde für ein angenehmes Lichtmilieu gesorgt
sowie die Wartezone und einen kleinen Ausstellungsbereich). Identische Lichtszenarien
und der Einsatz nur eines einzigen, in der Farbe der Metallverkleidung lackierten Eine Kombination aus wandnah platzierten Deckenaufbau-Downlights mit direkt und
Decken einbau-Leuchtentyps sowohl im Innen- als auch Außenbereich lassen die Grenze indirekt abstrahlenden LED-Pendelleuchten sorgt in den Büroräumen für abwechslungs-
zwischen innen und außen verschwimmen. Darüber hinaus hilft das Licht bei der Orien - reiches Licht. Beide Leuchtentypen sind von den Mitarbeitern individuell dimmbar. Eine
tierung, indem es Zonen unterschiedlicher Wichtigkeit im Raum herausarbeitet. So ent- Sandwichkonstruktion aus zwei lichttechnisch berechneten Prismenplatten und einer
standen Lichtinseln für wartende Besucher oder die Produkt präsentation. Im Oberge - eingelegten Weichzeichnerfolie bildet die unteren Leuchtenabdeckungen der Pen del -
schoss des Foyer- und Verbindungsgebäudes liegt der über eine Brücke erreichbare leuchten, was zu sehr guten Abschirmeigenschaften der Arbeitsplatzleuchten führt. Im
große Konferenzraum des Schokoladenproduzenten. Foyerseitig ist er, dem Architek ten - Resultat entsteht ein angenehmes und weiches Lichtmilieu mit sehr hohem Sehkomfort
entwurf folgend, mit einem „gecrashten“, hochglanzpolierten Metallblech verkleidet – für die Mitarbeiter. Die Beleuchtungsanlage wurde vollständig in LED-Lichttechnik
eine Metapher für das zur Verpackung von Schokolade häufig verwendeten Silberpa pier! geplant und ausgeführt. Verschiedene, seitens der Lichtplanung vorgegebene
Eine parallel zu dieser Wand verlaufende LED-Voute mit warmweißem Licht wirft ein Lichtszenen sind jeweils über DALI-Schnittstelle vorprogrammiert und bei Bedarf indivi-
sanftes Streiflicht die Wand hinunter und lässt auf der Metalloberfläche interessante duell durch den Nutzer veränderbar. Präsenzmeldertechnik und Zeitschaltprogramm -
Lichtreflexe entstehen. Zugleich wirkt der direkte Decken anschluss der Wand dadurch auto matik in ausgewählten Bereichen komplettieren die Lichtsteuerung.
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