…und am Ende sehen wir alle nur das fertige Produkt! Doch wie stellt man eigentlich einen Teppich her? Wer hat den Stuhl gebaut, auf dem ich sitze? Woraus besteht ein Lichtschalter? Wie wird ein Schalter produziert? Woher kommt das Holz meiner Arbeitsoberfläche? Architekt*innen und Planer*innen wollen Verantwortung übernehmen, das bedeutet Achtsamkeit bei der Wahl der Produkte. Die Ausstellung BEHIND blickt hinter die Kulissen von Produktherstellern und beantwortet Fragen zum Thema Produktion, Nachhaltigkeit, Materialität und Design.
Für den Bauherrn François de Halleux entwickelte das Studio Isern Serra in Barcelona eine Brothandlung, die Authentizität und Qualität innenarchitektonisch erlebbar macht. Der Name „Origo“ – lateinisch für „Ursprung“ – verweist auf die handwerkliche Tradition, die hier bewusst in Szene gesetzt wird. In einer warmen, monochromen Farbwelt betont das Interieur die Schlichtheit des Materials und die Hingabe zum Handwerk. „Diese Werte teilen wir als Studio – die Schönheit des Einfachen bestimmt jeden Aspekt des Projekts“, so Aran Escudero, leitender Innenarchitekt. Wände aus handaufgetragener Ecoclay verleihen haptische Tiefe, ein massiver Sichtbetontresen setzt Sauerteigbrote und Mehle traditioneller Mühlen als Hauptakteure in Szene. Im hinteren Bereich öffnet eine Cafétheke aus dunkel gebeiztem Iroko-Holz mit Edelstahloberfläche den Raum, der zugleich den Blick in die Backstube gewährt. Dort kontrastieren Terrakottafliesen und ein harzbeschichteter Boden in warmen Erdtönen mit funktionalen Elementen aus Edelstahl: Öfen, Teigknetmaschinen und Arbeitstische. Architektur und Raumgestaltung spiegeln so das Prinzip von Transparenz und Ursprünglichkeit in jedem Detail. js
Nahe dem Kurfürstendamm in Berlin-Charlottenburg hat Fabian Freytag auf 145 Quadratmetern eine Hommage an Pariser Eleganz geschaffen – so, wie es Coco Chanel vermutlich selbst gewollt hätte. Inspiration bot dabei ihr Pariser Stammhaus, in dem die berühmte Treppe als Bühne und Beobachtungsort diente. Ganz ähnlich prägt in Berlin ein skulpturales Treppenobjekt den Raum, verbindet die beiden Geschosse und durchbricht mit spiegelnden Flächen bewusst die klare Geometrie. Der neu strukturierte Grundriss schafft fließende Übergänge: Auf der unteren Ebene öffnet sich ein großzügiger Wohn- und Essbereich mit offener Küche. Glatte cremefarbene Oberflächen treffen auf geriffelte Fronten in hellem Holz, flankiert von halbhohen Lamellenwänden, die zonieren, ohne zu schließen. Ein opulenter Marmorkamin setzt französische Noblesse als Kontrapunkt. Auf der oberen Ebene wiederholen sich die Motive: halbkreisförmige Polsterkopfteile, Messingleuchten, samtbezogene Vintage-Sofas und weiche Texturen bilden ein Gegengewicht zur klaren Linienführung. Zwei spiegelverkleidete Marmorbäder, eine Ankleide und der Blick aus dem Arbeitszimmer über die Dächer Berlins runden das Interieur zwischen kontemporärer Klarheit und Savoir-vivre ab. js
Um für die Mitarbeitenden von BAT Germany ein zukunftsfähiges Arbeitsumfeld zu schaffen, erhielt das Architekturbüro Ratschko den Auftrag, das an der Hamburger Alster gelegene Bestandsgebäude aus den 1930er-Jahren grundlegend zu modernisieren. Die zuvor von Zellenbüros und langen Korridoren geprägte Struktur wich einer offenen, multifunktionalen Bürolandschaft mit 8500 Quadratmetern, die Activity-Based-Working unterstützt. Bereits 2008 hatte das Architekturbüro kleinere Anpassungen vorgenommen, nun jedoch wurde das Konzept radikal weitergeführt – mit klarer Wirkung auf die Unternehmenskultur. „Früher sagten Mitarbeitende: ,Ich gehe in mein Büro‘ und meinten ihr Einzelbüro. Heute bezeichnen sie damit die gesamte Fläche“, erläutert Kai Ratschko. Offene Arbeitszonen mit weiten Blickachsen, flexible Teamräume, Telefonboxen, Konzentrationsarbeitsplätze, Sitzgruppen und gemütliche Alkoven ermöglichen unterschiedliche Arbeitsweisen. Herzstück jedes Geschosses ist eine Teeküche, die Begegnung und Austausch fördert. Orientierung schaffen farbliche und materielle Zonierungen: Kommunikationszonen sind in Blautönen akzentuiert, während Glastrennwände, Regelsysteme und Nischen Rückzug und Sichtschutz ermöglichen. Sichtbar belassene Haustechnik sowie freigelegte Betonstützen und -wände setzen einen rohen Kontrast zu den neuen, maßgefertigten Möbeleinbauten. js
Tradition und Zeitgeist im Dialog: Der neue Showroom von Missoni in Mailand verbindet italienische Handwerkskunst mit zeitgenössischer Gestaltung. Lit Studio integrierte dabei bewusst historische Elemente wie Backsteingewölbe, zwei Originalsäulen mit Jugendstil-Kapitellen und die Fensterumrahmungen des Bestands. Schlichte Metallregale dienen als Präsentationsflächen und bringen die charakteristischen Zickzackmuster und kräftigen Farben subtil zur Geltung. Auch die typischen Farbverläufe spiegeln sich im Raum wider: Von hellem Grau über Kirschrot bis tiefes Burgund akzentuieren sie Boden, Säulen und Decke. Im rückwärtigen Bereich schafft eine Tapete mit dem ikonisch gezackten Missoni-Muster einen atmosphärischen Hintergrund, der die Marke in ihrer ganzen gestalterischen Breite erfahrbar macht. js
Nana Architektur interpretiert das Prinzip des Vierkanthofs in Abtsdorf am Attersee in einer zeitgenössischen Formensprache. Der Entwurf vereint Wohnhaus, Praxis und Ferienwohnung unter einem gemeinsamen Dach, verbunden über ein Carport, das zugleich Schwelle und Pufferzone bildet. Die äußere Erscheinung bleibt bewusst zurückhaltend: Eine offene Holzfassade umhüllt den Baukörper, während das weit gespannte Satteldach als topografische Geste Bezug auf die alpine Kulisse des Höllengebirges nimmt. Im Inneren prägen klare Sichtachsen, natürliche Holzoberflächen und eine durch die Dachgeometrie gegliederte Raumstruktur das Ambiente. Nicht raumhohe Boxen sind in die Dachlandschaft eingestellt, wodurch ein durchgängiges Raumkontinuum erlebbar bleibt. Herzstück ist der großzügige Wohnbereich mit rahmenloser Schiebeverglasung, die den Übergang zur Terrasse und zum Selbstversorgergarten öffnet. Holz, Betonfertigteile und Dreischichtplatten bestimmen Konstruktion und Innenausbau, ergänzt durch vollständig ausklappbare Verschattungselemente, die homogen in die Fassade integriert sind. Das Ergebnis ist ein klarer, funktionaler Baukörper, der zugleich regional verwurzelt und zeitgenössisch ist. js
Mit dem High Energy Photonics Center (HEP) in Forchheim hat Siemens Healthineers nicht nur einen der modernsten Medizintechnik-Standorte Europas, sondern zugleich ein räumlich wie konzeptionell zukunftsweisendes Arbeitsumfeld. Als größte Einzelinvestition des Unternehmens markiert der 15.000 Quadratmeter große Neubau ein klares Bekenntnis zu Wachstum, Forschung und Vernetzung. Voraus ging eine partizipative Planungsphase mit Workshops, Interviews und Umfragen, auf deren Basis Dittel Architekten ein fein austariertes Zonierungsprinzip entwickelten. Desksharing-Flächen, Fokusbereiche, Meetingräume und Community-Zonen bilden flexibel kombinierbare Module. Ergänzt werden diese durch gezielt platzierte Jump-Rooms für Rückzug, Projektarbeit oder Videokonferenzen. Lounges mit Teeküchen sowie Café- und Bistrobereiche fördern spontane Begegnung und abteilungsübergreifenden Austausch. Formal ist das Gestaltungskonzept eng mit der Identität des Unternehmens verknüpft: Das Kunstwort „Healthineers“ – zusammengesetzt aus Healthcare, Pioneer, Engineer – wird räumlich übersetzt, CI-Töne wie Healthy Orange und Siemens Petrol verweben die Module zu einer gestalterischen Einheit. js