Page 25 - AIT1022_Leseprobe
P. 25
Entwurf • Design mintdesign, Friedrichstraße 23A, Berlin
Bauherr • Client Sartorius AG, Göttingen
Standort • Location Bötzow Brauerei, Prenzlauer Allee 242, Berlin
Nutzfläche • Floor space 3200 m 2
Fotos • Photos Yves Sucksdorff, Berlin
Mehr Infos auf Seite • More infos on page 166
Bringt Licht ins EG: Galerie in der zweigeschossigen Bürolandschaft • Gallery in the two-level office landscape Raumteiler und Besprechungsboxen für flexibles Arbeiten • Room partition and meeting boxes for flexible working
von • by Katja Peter und Lars-Sebastian Dillner, mintdesign, Berlin
U nweit des Fernsehturms wird zurzeit einem weiteren Denkmal der Berliner Indu- und Präsentationsflächen erlauben ein Maximum an Flexibilität. Die Arbeitsplätze sind
mit elektromotorisch höhenverstellbaren Schreibtischen sowie ergonomischen Büro-
striekultur neues Leben eingehaucht. Die 1885 erbaute und im Zweiten Weltkrieg
in Teilen beschädigte Bötzow-Brauerei wird nach einem Masterplan von David Chip- drehstühlen ausgestattet, um ein gesundes Arbeiten zu ermöglichen. Der hohe Detail-
perfield Architekten zu einem Ort mit hoher Aufenthaltsqualität umgestaltet. Neben lierungsgrad der Inneneinrichtung zeigt sich in zahlreichen Unikaten, Sonderlösungen
den sieben Bestandsgebäuden sieht der Entwurf weitere vier Neubauten vor, von und der üppigen Begrünung der Räume. Die Akzentfarbe Gelb, die sich am Corporate
denen sich zwei bereits im Bau befinden. Nach dem Vorbild des ursprünglichen Nut- Design des Unternehmens Sartorius orientiert, zieht sich durch das gesamte Projekt
zungsspektrums – die Brauerei war durch einen Biergarten ergänzt worden, der als be- und kommt unter anderem als Highlightfarbe in den Teeküchen vor. Auf die akusti-
liebtes Ausflugsziel fungierte – sollen neben Büroflächen auch Freizeitangebote das Ge- schen Anforderungen der großzügigen Räumlichkeiten haben die Planenden mit einem
lände beleben. Die Charakteristika preußischer Industriearchitektur sowie die Ge- mehrdimensionalen Konzept reagiert: Im Eingangsbereich sorgt beispielsweise eine
schichten erzählenden Nutzungsspuren der Gebäude wurden bei der Sanierung aus- Mooswand für eine gedämpfte Akustik. Die daran anschließende Halle ist mit einem
drücklich bewahrt und dienen als Referenz für den Neubau, sodass der besondere raumhohen Theatervorhang und einer speziell entwickelten Deckeninstallation aus
Charme des Areals erhalten bleibt. Wollfilzabsorbern bestückt. Letztere sind mit magnetischen Aufhängungen versehen –
eine Lösung, die überzeugende Ästhetik, effektiven Schallschutz und Denkmalschutz
Vielfältige Aufenthaltsoptionen – die Lösung liegt im Detail zusammenführt. In der Bürolandschaft sorgen die sich farblich am Bestand orientie-
renden Oberflächen der Raum-in-Raum-Systeme und der Filz auf den Wandbekleidun-
Eines der sieben sanierten Bestandsgebäude wurde von dem Life-Science-Unterneh- gen mit integrierten Schließfächern für eine angenehme Akustik.
men Sartorius und dem Start-up LabTwin bezogen. Auf insgesamt 3200 Quadratme-
tern stehen den Mitarbeitenden hinter dem Eingangsbereich mit Loungecharakter eine Behutsamer Umgang – Denkmalschutz und Nachhaltigkeit
multifunktional nutzbare Halle, die früher als sogenannte Schwankhalle zur Reinigung
der Fässer genutzt wurde, sowie eine angrenzende, zweigeschossige Bürolandschaft Besonders hohe Anforderungen an die Planung der Inneneinrichtung stellte der Denk-
zur Verfügung. Dort – einst der Sitz von Verwaltung und Logistik der Brauerei – verbin- malschutz. Daher sind alle Ausstattungselemente einfach wieder auszubauen und wie-
det eine in der Raummitte angeordnete Treppe mit umlaufender Galerie und großen derverwendbar, was auch der Nachhaltigkeit zugutekommt. Ein Teil des Mobiliars
Oberlichtern die beiden Geschosse und versorgt das Erdgeschoss zusätzlich mit Tages- stammt außerdem aus einem früheren Projekt, das mintdesign für LabTwin realisierte.
licht. Das Berliner Interior Design-Studio mintdesign hat für die Räumlichkeiten eine Da die verschiedenen Materialien im Gesamtkonzept auch der Strukturierung der un-
Collage an Arbeitssituationen entworfen, die sowohl Produktivität und Konzentration terschiedlichen Arbeitsorte dienen, konnten die eher dunkel und in Holz gehaltenen
als auch Kreativität und Zusammenarbeit fördert. Ausgestattet mit mobilen Möbeln Komponenten aus dem vorherigen Projekt sinnvoll in das helle Konzept der Innenein-
bieten sowohl die große Halle als auch Teile des Dachgeschosses Platz für verschie- richtung integriert werden. Nicht zuletzt orientierte sich die Planung an den Standards
dene Veranstaltungsformate und agiles Arbeiten. Die als Open Space gestaltete Büro- für eine DNGB-Zertifizierung. Das zeigt sich im behutsamen Umgang mit den vorhan-
landschaft wird durch Raum-in-Raum-Systeme und Raumtrenner gegliedert und eröff- denen Räumlichkeiten ebenso wie in der flexiblen Ausstattung mit qualitativ hochwer-
net den Mitarbeitenden vielfältige Aufenthaltsoptionen: Ohrensessel als Rückzugsorte tigen Materialien und in der Langlebigkeit des Mobiliars. Somit sind die besten Bedin-
für Telefonate, Lounges, ein eigener Laborbereich, Sitzstufen, Besprechungsbereiche gungen für visionäres Denken an einem Innovationsstandort gegeben.
AIT 10.2022 • 149