Page 22 - AIT1018_Leseprobe
P. 22

BÜRO UND VERWALTUNG  •  OFFICE BUILDINGS


































               ZEISEHOF

               IN HAMBURG-OTTENSEN


               Entwurf • Design Störmer Murphy and Partners, Hamburg



               Mit dem Zeisehof in Hamburg-Ottensen haben Störmer Murphy and
               Partners nicht nur zwölf Ablegern eines britischen Medienunter  neh -
               mens zu einem gemeinsamen Dach verholfen – endlich ist auch das
               Ensemble der ehemaligen Schiffsschrauben-Gießerei wieder kom-
               plett. Der unaufgeregte sechsgeschossige Neubau birgt 2000 Quadrat-
               meter Bürofläche rund um ein zentrales Atrium, den Common Space.



               von • by Petra Stephan
               I  n Ottensen tut sich etwas: Erst im März dieses Jahres eröffnete ein Supermarkt in den
                 ehemaligen Zeisehallen (siehe AIT 9.2018), knapp ein Jahr zuvor hatten die Ham burger
               Architekten Störmer Murphy and Partners neben den historischen Hallen eine kriegsbe-
               dingte Brache an der Ecke Behringstraße/Friedensallee geschlossen. Hier wurden einst die
               Schiffsschrauben der Firma Zeise gegossen. Dem Ort, dessen ganz eigene, urbane Atmo-
               s phäre von vielfältigen Gegensätzen und von seiner Geschichte als ein bedeutender Indus -
               triestandort Norddeutschlands lebt, begegneten die Architekten mit einem Gebäude, des-
               sen Architektur sich nicht aufdrängt, das sich behutsam in den lebendigen Kontext einfügt
               und dennoch nicht darin untergeht, sondern mit kraftvoller Ruhe und geradliniger Eleganz
               ganz selbstverständlich seinen Platz einnimmt. Die klare Architektur sprache aus zeitloser,
               unaufgeregter Materialwahl – Beton und Wasserstrichziegel – und ruhig gegliederter Fas -
               sa den gestaltung nimmt starke Bezüge zur Historie des Ortes auf und interpretiert die
               Fabrik architektur der angrenzenden Zeise hallen auf eigene und moderne Art und Weise.
               Herz stück des Gebäudes ist das zentrale Atrium, das ein Folienkissendach auf einer gebo-
               genen Holzbinderkonstruktion überspannt. In diesem Common Space kommt der von
               den Bauherren und Nutzern  geforderte Netzwerk gedanke  zum  Tragen  – Kreative aus
               unter   schiedlichen Branchen sollen sich hier vernetzen und Synergien bilden. Eine einge-
               stellte kubische Skulptur nimmt den Empfang auf, ist Treffpunkt, Präsentationsmöbel und
               Kommunikationskern in einem. Der sechsgeschossige Neubau bietet in den Ober geschos -
               sen jeweils circa 2000 Quadrat meter offene, flexible Bürofläche mit natürlicher Belich -
               tung, gutem Raum klima und angenehmer Akustik – dank sensibler Materialwahl. Der
               Zugang ist über vier Er schlie  ßungs kerne gewähr leistet, sowie über das Atrium umlaufen-
               de Walkways, die die Büro ein heiten miteinander verbinden. Kontakte sind hier möglich
               und erwünscht, werden aber nicht erzwungen. Feinsinnig verweist die Gestaltung der
               Geländer und der Auf zugschächte auf die Geschichte des Ortes: Dynamik und Bewegung
               erinnern an die Schiff s schrauben, die hier einst hergestellt wurden. Der Kreis schließt sich.


               166  •  AIT 10.2018
   17   18   19   20   21   22   23   24   25   26   27