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Werkverzeichnis: Alle von Damen Shipyards zwischen 1876 bis 2014 gefertigten Schiffe sind hier im Atrium aufgelistet. • Catalogue of works: All ships built by Damen Shipyards between 1876 and 2014 are listed in the atrium.

                von • by Annette Weckesser
                I  n der niederländischen Provinz Zeeland, an der Südküste der Halbinsel Walcheren,  Originalfliesen in einem Grün- und Ockerton. In das Achsraster eingepasste, von Stütze
                  liegt  Vlissingen. Das Seebad  weist die mit  zwei Kilometern längste und  zugleich  zu Stütze reichende Verglasungen schaffen nun großzügige Sichtverbindungen zwischen
                einzige nach Süden ausgerichtete Flaniermeile Hollands am Meer auf. Architektonisch  dem Atrium und den daran anschließenden Büros. Die eleganten, schwarzen Sprossen
                prallen in der rund 45.000 Einwohner zählenden Stadt Welten aufeinander – idyllische  dieser innenliegenden Fassade bilden einen perfekten Kontrast zur hell gestrichenen
                Altstadtgassen und nichtssagende, am Strand hochgezogene Hochhäuser. Für die  Konstruktion. Andere Ausbauelemente haben die Architekten neu interpretiert,  zum
                Schifffahrt spielt Vlissingen seit Langem eine zentrale Rolle. Denn der in Nordfrankreich  Beispiel den von einem Linienraster strukturierten Epoxydharzboden und die Leuchten.
                entspringende Fluss De Schelde geht bei Antwerpen in einen 56 Kilometer langen
                Mündungstrichter  über,  um  bei  Vlissingen  in  die  Nordsee  zu  fließen.  Über  diese  so  Beachtliches Portfolio
                genannte  Westerschelde lassen sich  vom Meer aus die Häfen  von Antwerpen und
                Terneuzen, den drittgrößten der Niederlande, ansteuern. In Vlissingen ist auch die 1875  Ins erste Obergeschoss führt eine imposante dreiläufige Treppe. Auf der Unterseite der
                gegründete Königliche Niederländische  Werft, die „Koninklijke Schelde“, angesiedelt.  Treppenläufe sind sämtliche Schiffsprojekte, die Damen Shipyards von 1876 bis 2014
                Weltweit war diese schon seinerzeit für ihre Qualitätsarbeit bekannt. 2001 wurde die  gefertigt hat, mit Namen und Jahreszahl aufgeführt – ein beachtliches Portfolio! Dass sich
                Royal Schelde Teil der Damen Shipyards Group. Das international agierende Familien -  bei diesem Traditionsbetrieb alles um Schiffe dreht, spiegelt sich auch im Material und
                unter nehmen zählt zu den größten Schiffsbau- und Servicebetrieben der Niederlande  der Formensprache des Empfangstresens, der Warte- und Büromöbel wider. Ganz offen-
                und arbeitet bereits seit acht Generationen für die Königliche Werft. 1913 ließ sich diese  sichtlich orientieren sich die aus Mahagoni gefertigten Möbel am Interieur hochwertiger
                von J.P. Stok nach dem  Vorbild amerikanischer Industrie bauten einen imposanten  Yachten und Luxusschiffe. Zu den Besuchern des Hauses zählen Kunden und Lieferanten.
                Hauptsitz bauen, kurz „De Schelde“ genannt. Group A aus Rotterdam hat das heute  Die im Erdgeschoss gezeigte Ausstellung über Schiffsmodelle sowie das neue Restaurant
                denkmalgeschützte Gebäude sowie einen dahinterliegenden Bürobau aus den 1980er-  samt Präsentationsraum sind auch einem interessierten Publikum frei zugänglich. Im
                Jahren jüngst renoviert und umgebaut.                         neuen Interieur sind die unternehmenseigenen Farbtöne – das Ocker der Fliesen, das
                                                                              Schwarz der Schiffsrümpfe und das Mahagoni der Yachten – farblich allgegenwärtig. Die
                Das Atrium – Herzstück des Bürogebäudes                       hohen, lichtdurchfluteten Büros bieten eine hohe Arbeitsplatzqualität und verfügen nun
                                                                              wieder über Originaldecken und -fenster. Konstruktive Elemente ließ Group A restaurie-
                Im ersten Bauabschnitt ging Group A das Erdgeschoss, das Atrium sowie den  Ver–  ren, den Blick zum Atrium wieder freilegen und Trennwände in Glas ausführen. Diese
                bindungstrakt zum Bürogebäude aus den 1980er-Jahren an. Grau, verschlossen und in  neu geschaffene  Transparenz schließt auch das Management mit ein. Eine massive
                die Jahre gekommen wirkte das Stok’sche Gebäude zuvor. Eine ebenfalls in den 1980er-  Stahltreppe verbindet den historischen De Schelde-Bau jetzt mit dem „Neubau“ aus den
                Jahren  veranlasste Renovierung hatte dem Bestand eher geschadet als gedient. Im  1980er-Jahren.  In  diesem  konnte  Group  A  alle  drei  Bürogeschosse  überarbeiten.
                Original noch erhaltene innenarchitektonische Elemente nahm Group A zum Anlass, um  Geschlossene Arbeitsplätze sind auch hier einer Großraum-Bürostruktur mit wohnzim-
                das  einst  eindrucksvolle  Atrium  wieder  zur  Geltung  zu  bringen.  Charak teristische  mergleich möblierten Pausenzonen gewichen. Repräsentativ und zeitgemäß-offen prä-
                Elemente wurden komplett renoviert. Dazu zählen das Glasdach über dem Atrium und  sentieren sich die Arbeitsräume der 300 bis 350 Mitarbeiter nach dem Umbau. Für die
                das runde Treppenhaus, das wie ein Nest in einer Ecke des Atriums hängt. Markant sind  Zukunft  hat  sich  das  inhabergeführte  Unternehmen  viel  vorgenommen.  Damen
                auch die im unteren Bereich gefliesten, im oberen hell gestrichenen Wände und Stützen  Shipyards will zum globalen Marktführer im Nischensegment von Schiffsbau, -reparatur,
                sowie die gemauerten Balustraden. Bei den quadratischen Fliesen handelt es sich um  -umbau und -service werden.

                                                                                                                              AIT 10.2018 •  185
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