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BÜRO UND VERWALTUNG  •  OFFICE BUILDINGS


































               GRÜNDERZENTRUM

               IN ARCHENA


               Entwurf • Design Amaa Architects, ES-Archena



               Das neue Gründerzentrum in der südspanischen Stadt Archena ähnelt
               einem auf die Erde gestürzten Asteroiden. Nachts taucht der Bau seine
               Umgebung in ein unwirkliches, weißes Licht. Die Architek ten Alberto
               Gil Tor ra no und María José Guillén haben damit ihrer Hei mat stadt
               einen außergewöhnlichen Entwurf ge schenkt, der sowohl im übertra-
               genen wie im wahrsten Sinne des Wortes große Strahlkraft besitzt.



               von • by Dr. Uwe Bresan
               A   rchena ist eine beschauliche Kleinstadt im Süden Spaniens, die hauptsächlich von
                   der Land wirtschaft lebt. Zugleich profitieren die knapp 20.000 Einwohner von der
               Nähe zur Provinz haupt stadt Murcia, die etwa eine halbe Autostunde entfernt liegt. Beides
               führt dazu, dass Archena relativ gut dasteht und die Einwohnerzahl stetig zu nimmt. Vor
               allem junge Menschen und Familien aus dem ländlich geprägten Umland ziehen hierher.
               So entstehen Jahr für Jahr rund um den Stadtkern immer neue Wohnviertel. Eines davon,
               im Süden der Stadt gelegen, erhielt nun einen spektakulären öffentlichen Neubau, der
               durch aus be wusst als identitätsstiftender Anker an den Stadt rand gesetzt wurde. Ent wor -
               fen haben den kristallinen, vollständig mit Polycarbonat-Platten verkleideten Baukörper,
               der als modernes Gründerzentrum fungiert, Alberto Gil Tor ra no und María José Guillén.
               Das junge und vor Ort ansässige Architektenpaar firmiert gemeinsam unter dem Namen
               Amaa Architects. Wie ein gigantischer Findling liegt der Bau auf der Grenze von Stadt und
               Land. Zur Sied lung hin duckt sich das Volumen fast demütig weg; allerdings nur, um sich
               gegenüber der Land schaft umso stolzer und herausfordernder in die Höhe zu strecken.
               Drum herum schu fen die Architekten aus geneigten Ebenen, Trep pen und Podesten eine
               spitzwinklige Beton-Topografie, die vor allem von den Jugendlichen aus der Nach bar schaft
               als öffentlicher Treff punkt genutzt wird. Auch im Inneren des transluzenten, schiefwinkli-
               gen Mono lithen arbeiteten Tor ra no und Guillén mit dem Motiv einer künstlichen Felsen -
               land schaft. Diese er streckt sich über insgesamt fünf Ebenen in die Höhe und Tiefe des gro-
               ßen Einraums, der der heimischen Gründer- und Start-up-Szene als Anlaufstelle, Gemein -
               schafts  büro und Kontakt börse dient. Ver bunden sind die verschiedenen Niveaus wieder-
               um durch eine breite Treppen kas ka de, die sich wie ein Wasserfall ihren Weg durch die
               drei dimensionale Raum struk tur sucht. Auf Erdgeschoss-Niveau nimmt der mit betongrau-
               en Holz zementplatten verkleidete „Felsen“ darüber hinaus zwei Sanitärräume, ein kleines
               Lager sowie ein offenes Sekretariat auf. Ohne Zweifel ist der Stadt und den Architekten
               damit ein Leucht turm projekt gelungen – nachts sogar im wahrsten Sinne des Wortes!


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