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BÜRO UND VERWALTUNG  •  OFFICE BUILDINGS


































               COWORKING REPLICA HOUSE

               IN LONDON


               Entwurf • Design Surman Weston Ltd, GB-London



               Dass beim Coworking eine „bunte“ Mischung aufeinandertrifft, ist ge -
               wollt. Eigenständigkeit und Zusammenarbeit, sowie die gegenseitige
               Förderung stehen bei diesem Arbeitsmodell im Fokus. In ei ner ehema-
               ligen Kirche in London findet nun ein neuer Co working  Space nicht nur
               farblich sein architektonisches Pendant. Ele mente aus Bunt glas verbin-
               den als Protagonisten dabei mehr als unterschiedliche Zeit-Räume.



               von • by Anna Katharina Göb
               D   ieser Coworking Space gleicht zweifellos einer Leinwand, die farblichen High lights
                   Raum zur Entfaltung bietet. Daher überrascht es wenig, dass dies die Ausgangsidee
               der Archi tekten von Surman Weston war, als sie in einer ehemaligen Metho distenkirche
               einen temporären Arbeitsraum schufen, der in der Folge un kompliziert in eine Wohnung
               umgewandelt werden kann. Letztlich kombinieren die Räumlichkeiten bereits von Be ginn
               an beides: Wohnlichkeit und flexible Arbeitsbereiche. Durch den Einzug von zwei einzel-
               nen seitlichen Zwi schengeschossen bleibt dem unteren Bereich – in seiner Funktion als
               Groß raumbüro – sein offener und heller Eindruck mit doppelter Raumhöhe erhalten. Auch
               die angrenzende Kü che wurde offen gestaltet und fügt sich nahtlos in das Raumkonzept.
               Auf den Zwi schengeschossen sind ein Bespre chungsraum und ein Modellbaustudio ent-
               standen. Die se Elemente stellen sinnbildlich den Rahmen – die weiße Leinwand. Verstärkt
               durch die weiße Holz binderkonstruktion, die mittels Sandstrahlen von ihren jahr zehnte-
               alten Lackschichten befreit wurde, und durch die Kombination aus weiß gestrichenen
               Fachwerk-, Tafel- und Deckenelementen sowie Küchenelementen aus Email le und Kera -
               mik ergeben sich unterschiedliche Texturen, die sich jedoch dezent im Hinter grund halten.
               Sie bringen den Protago nisten Buntglas, als Anspielung auf die ehemalige Kirchennutzung,
               perfekt zur Geltung. Angelehnt an die Geometrie der Kon struktion, finden die bunten Glas -
               scheiben – rautenförmig vernetzt – als Trennwand, Gelän der und schwebende Treppe
               ihren Ein satz und lenken auf verspielte Art und Weise den Blick. Sie erfüllen mehrere
               Funk tionen: Sie zonieren, ohne die Räume vollständig abzugrenzen, verbinden die Ebenen
               vertikal und horizontal und liefern zugleich ei nen Hinweis auf die einstige kulturelle Ge -
               bäu denutzung. Zugleich sorgen sie für spannende Farbenspiele bei Lichteintritt durch das
               obere Fenster band. Man kann sich leicht vorstellen, dass dies die Kreativität des Archi -
               tektur- und Illu stra tionsbüros, das die Räumlichkeiten derzeit nutzt, ebenso un terstützt,
               wie es einen warmen, gemütlichen Wohnraum hervorbringt, der dann mit großem Wohn-
               /Essbereich sowie mit privateren Räumen auf den Zwischengeschossen aufwarten kann.


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