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VERKAUF UND PRÄSENTATION  •  RETAIL AND PRESENTATION

































           AUDIO-MUSEUM AUDEUM

           IN SEOUL


           Entwurf • Design Kengo Kuma & Associates, KR-Seoul



           Wie lässt sich etwas ausstellen, das unsichtbar ist? Eine schwierige Frage,
           auf die es aber eine einfache Antwort gibt: Mit einer Reise der Sinne! Dies
           beweisen zumindest Kengo Kuma & Associates, die mit dem Audeum in
           Seoul ein Audio-Museum konzipiert haben, das Klang multisensorisch er-
           lebbar macht. Dabei wird das markante Gebäude selbst zum Exponat und
           bildet inmitten der hektischen Großstadt eine taktische „Generalpause“.



           von • by Janina Poesch
           B   ei der Linderung und Genesung von den vielfältigsten Ursachen modernen Stresses
               werden Klänge eine entscheidende Rolle spielen. Deshalb bin ich sicher: Das Audeum
           wird zum Symbol einer neuen Ära der Heilung durch das Hören werden!“ Wenn Kengo
           Kuma über das Audio-Museum spricht, schwingt sehr viel Achtsamkeit mit. Nicht nur in
           Bezug auf die zukünftigen BesucherInnen, die in den „Tempel des Klangs“ immersiv ein-
           tauchen sollen, sondern auch in Bezug auf die Architektur: „Es ist wichtig, sich wieder mit
           der Natur zu verbinden und Gebäude nahtlos in die Umgebung zu integrieren.“ Dement-
           sprechend ließ sich der japanische Architekt bei der Gestaltung der Fassade von den nahe
           gelegenen Bambuswäldern inspirieren, durch die das diffuse Sonnenlicht fällt und wo die
           Blätter im Wind rauschen: 20.000 zufällig angeordnete, feine Aluminiumrohre rahmen nun
           den Bau, ermöglichen ein filigranes Licht- und Schattenspiel sowie einen eleganten Klang-
           teppich, der die Gäste empfängt. Noch bevor diese  das Museum betreten, werden sie so
           auf die Ausstellung eingestimmt. Gezeigt wird hier sowohl eine umfangreiche Sammlung
           von (historischen) Tonwiedergabegeräten als auch künstlerische Installationen, die das
           Hörerlebnis erweitern und neu definieren. Die Innenräume sind vorwiegend durch Holz
           geprägt: Der Werkstoff soll sowohl die sinnliche Wahrnehmung der BesucherInnenwecken
           als auch eine angenehme Akustik ermöglichen sowie ein Gefühl der Naturverbundenheit
           vermitteln: Während der intensive Duft von Zypressenholz den Eingangsbereich dominiert,
           wird im Weiteren die weiche und natürliche Textur des Materials betont, und in den Aus-
           stellungsräumen werden seine Resonanzeigenschaften unter Beweis gestellt. Aber nicht
           nur Holz, sondern auch Textilien maximieren das dem Klang innewohnende Potenzial: In
           einer der Hauptgalerien entfaltet die Klangkunst in symbiotischer Einheit mit illuminierten
           Stoffbahnen ihre volle kathedrale Wirkung. So werden im Audeum nicht nur alle Sinne
           angesprochen, sondern es wird auch ein holistisches Erlebnis generiert, das in keinem
           anderen Museum erfahren werden kann. Denn auf dieser Reise zu sich selbst wird die
           Architektur zum Vehikel, werden Klang zum Motor und die Sinne zum Kompass ...

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