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FCO                                    41° 48’ 16’’ N, 12° 15’ 3’’ O (Rom)                                Patricia Buth
                                                                                                                      Innenarchitekturstudium
                                                                                                                      an der TH Ostwestfalen-
                                                                                                                      Lippe in Detmold, 2020-
                                                                                                                      2022 Volontärin bei AIT
                                                                                                                      seit 2022 als Redakteurin

                                           Maxximal

                                           „More than meets the eye“ prangt es in   men weiter und gibt der Architektur den   “More than meets the eye” is boldly
                                           Großbuchstaben auf der Fassade des von   nötigen Raum, ihre Wirkung zu entfalten.  emblazoned on the façade of the MAXXI
                                           Zaha Hadid Architects erbauten MAXXI   Beim Betreten der Anlage ist bereits – ent-  Museum in Rome, designed by  Zaha
                                           Museum in Rom. Es ist die erste italieni-  sprechend des Leitmotivs „Fluss des Was-  Hadid Architects, Italy’s first institution
                                           sche Einrichtung, die sich der gegenwärti-  sers“, ein leises, aber stetiges Plätschern  dedicated to contemporary art and archi-
                                           gen Kunst und Architektur widmet. Nicht   zu hören, was den Besuch zu einem mul-  tecture. The expressive architecture, ope-
                                           verwunderlich also, das sich am für das   tisensorischen Erlebnis werden lässt. Eine  ned in 2010, consists of several organically
                                           Vorhaben ausgeschriebenen Wettbewerb   imposante  Treppenskulptur im Atrium   shaped exposed concrete elements that
                                           Architekturgrößen wie Steven Holl, Rem   dient der Erschließung. Metaphorisch für  flow over and under each other like a river
                                           Kohlhaas und  Jean Nouvel beteiligten.   die Haupt- und Nebenarme eines fließen-  and yet smoothly integrates into the angu-
                                           Gegen diese behauptete sich der aus-  den Gewässers steht das Zusammenspiel   lar grid of the neighbourhood. A spacious
                                           drucksstarke Entwurf von Zaha Hadid. Die   aus großen und kleineren Räumen im   outdoor area provides the architecture
                                           2010 eröffnete Architektur setzt sich aus   Inneren des Baus – die Besuchenden kön-  the necessary space to unfold its impact.
                                           mehreren organisch geformten Sichtbeton-  nen gewissermaßen in die sich nicht wie-  Metaphorically representing the main
                                           teilen zusammen, die sich ähnlich wie ein   derholenden, unterschiedlich geformten   and tributary branches of a watercourse,
                                           Fluss über- und untereinander bewegen.   Räume ausströmen. In den Ausstellungs-  the interplay between large and smaller
                                           Bei Betrachtung aus der Vogelperspektive   bereichen sorgen filigrane Betonunterzüge   spaces allows visitors to flow into the uni-
                                           lässt sich feststellen, dass sich der augen-  und Lichtdecken für eine angenehm diffu-  que, differently shaped rooms. Delicate
                                           scheinlich fließende Entwurf im städtebau-  se Lichtstimmung, die die Kunst sowie die   concrete beams and luminous ceilings in
            Fotos: Patricia Buth           lichen Kontext geschmeidig in das kantige   Architektursammlung des MAXXI in Szene   the exhibition areas create a pleasant, dif-
                                                                                                         fuse lighting ambiance that highlights both
                                                                          setzt. Hinter der besonderen Fassade ver-
                                           Raster des Viertels eingliedert. Ein großzü-
                                                                          birgt sich also nicht weniger Spannendes!
                                           giger Außenbereich führt die sanften For-
                                                                                                         the art and the architectural collection.

            GOA                                    44° 24’ 48’’ N, 8° 50’ 15’’ O (Genua)                              Petra Stephan
                                                                                                                      nach Tageszeitungsvolon-
                                                                                                                      tariat Architekturstudium
                                                                                                                      an der Universität Stuttgart,
                                                                                                                      seit 2000 bei AIT, seit 2013
                                                   Genua – Chiavari (39 km)
                                                                                                                      als Chefredakteurin
                                           Modern


                                           Für die Einwohnerschaft von Chiavari und   pulär wurden, schloss das Jugendhotel,   The twelve-storey Torre Fara in the Itali-
                                           die UrlauberInnen der ligurischen Küsten-  und das Gebäude stand fast 20 Jahre lang   an seaside resort of Chiavari was once a
                                           stadt gehörte die hochaufragende Ruine   leer. 1980 ging das Gebäude in den Besitz   children’s holiday home known as Colonia
                                           seit Jahrzehnten zum gewohnten Stadtbild.   der Gemeinde Chiavari über und wurde   Marinara Genova.  This impressive futu-
                                           Dass der zwölfgeschossige Torre Fara direkt   in  Teilen als  Vereinslokal oder Schule   ristic architecture, designed by  Camillo
                                           am Strand einst ein Kinderferienheim – die     genutzt. Den Verfall der riesigen Baumas-  Nardi Greco and Lorenzo Castello, was
                                           Colonia Marinara Genova – war, wussten   se konnte auch dies nicht  verhindern.  built from 1935 to 1936. After serving as a
                                           wohl nur noch die wenigsten. Das ein-  Erst als die ortsansässige Investorengrup-  youth hostel in the 1960s, the complex was
                                           drucksvolle Beispiel futuristischer Architek-  pe Fara S.r.l. das Heft in die Hand nahm,   abandoned for nearly 20 years. In 1980,
                                           tur wurde von Camillo Nardi Greco und   wurde 2015 mit den umfangreichen Reno-  the Municipality of Chiavari purchased
                                           Lorenzo Castello entworfen und zwischen   vierungsarbeiten begonnen. Die Architek-  the building, using parts as a community
                                           1935 und 1936 erbaut. Die offizielle Einwei-  tInnen Enrico Pinna  aus Genua,  Sonja   centre or school. Despite these efforts, the
                                           hung fand am 28. Juni 1938 in Anwesen-  Serventi und Alessio Gotelli aus Chiavari   decay of the massive structure continued.
                                           heit von Benito Mussolini statt, der damit   sanierten und modernisierten würdig und   In 2015, the local investor group Fara S.r.l.
                                           den namensgebenden General Gustavo   sensibel und konnten letzten Sommer 18   commenced extensive renovation  work.
                                           Fara ehrte. Zwei Jahre lang beherbergte   luxuriöse Apartments sowie das Grand   Last summer, architects Enrico Pinna from
                                           die Colonia Kinder aus ganz Italien, denen   Hotel Torre Fara mit Restaurant, Lounge,  Genoa, Sonja Serventi and Alessio Gotel-
                                           neben Meeresluft und Sonnenlicht auch   Bistro, Schwimmbad  und Parkanlage  li from Chiavari completed 18 luxurious
                                           vormilitärischer Drill zuteil wurde. In den   übergeben. Im Foyer erinnern restaurierte  apartments and the Grand Hotel Torre Fara.
            Fotos: Petra Stephan           1960er-Jahren wurde das Gebäude in die   Wandgemälde mit Flugzeugen, Fabriken   In the foyer, restored murals depicting air-
                                           Jugendherberge Leuchtturm umgewandelt
                                                                          und Brücken (oben) an die mechanisierte  planes, factories and bridges remind of the
                                           – als die kasernierten Kinderferien unpo-
                                                                                                         mechanised Modernità of Italian Fascism.
                                                                          Modernità des italienischen Faschismus.
                                                                                                                          AIT 9.2023  •  023
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