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Was zeichnet Ihrer Meinung nach die Arbeitsweise der weiblichen Kolleginnen ge-
genüber jener der männlichen aus?
Dies generalisieren zu wollen, fällt mir in Anbetracht unserer eigenen Erfahrung eher
schwer. Was sich vielleicht als Tendenz ausmachen lässt, ist, dass sich Frauen ihre Auf-
gaben zu eigen machen. Einerseits ist das großartig, andererseits müssen Frauen dabei
aufpassen, den nötigen emotionalen Mindestabstand zu wahren.
Was geben Sie mit Ihrer Erfahrung Kolleginnen mit auf dem Weg, die der Wunsch
nach einer eigenen Selbstständigkeit umtreibt?
Traut Euch! Glaubt an Euch und ergreift die Gelegenheit, wenn sie sich bietet! Der Haupt-
grund, warum wir im europäischen Vergleich als Unternehmerinnen hinterherhinken,
liegt in uns selbst. Da helfen keine Gesetze, eher ein Umdenken in unserer Gesellschaft.
Du musst es unbedingt wollen und darfst Dir nicht einreden lassen, dass Deine Kinder
Schaden nähmen, oder dass die Arbeit Deines Mannes wichtiger und besser sei. Es ko-
stet dennoch wahnsinnig viel Kraft. Und es reicht leider nicht, nur gut zu sein, du musst
auch die Gabe haben, andere davon zu überzeugen.
Männer klüngeln oftmals sehr erfolgreich in ihren beruflichen Netzwerken.
Nutzen Sie auch Netzwerke oder weibliche Interessenverbände?
Seltsamerweise eher nicht. Es widerstrebt mir, eine solche Dichotomie anzuerkennen
und die Welt in männlich und weiblich zu teilen. Sicherlich wäre es ratsam, berufsstän- Küche und Bad in einer der Wohnungen: Innenarchitektur und ...
dische Verbände zu nutzen, aber hierfür fehlt mir bisher schlicht die Zeit.
Ihr Mann führt seit 1997 die Kunstgalerie Galerie Borchardt in Hamburg. Ein Schwer- ... Architektur aus einer Hand – von BAID.
punkt der Galerie ist Kunst am Bau. Wie wichtig ist Kunst bei den Projekten von BAID
und in Ihrem privaten Leben?
Tatsächlich waren Kunst und Architektur schon lange vor der Bürogründung unsere ge-
meinsame Leidenschaft. Wo immer sich eine Gelegenheit bietet und Interesse besteht,
bringen wir beides zusammen. Dabei zeigt sich immer wieder, dass sich beide Aspekte
sehr gut gegenseitig in ihrer Wirkung steigern lassen.
Die Fragen stellte Rainer Häupl, Architekturjournalist, Stuttgart
Naturstein, dunkles Holz und Bronzedetails bestimmen die Wohnräume.
Fotos: Marcus Bredt
AIT 6.2021 • 015