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BAR HOTEL RESTAURANT

































            RESTAURANT ITALO DISCO

            IN STUTTGART



            Entwurf • Design Cyrus Ghanai Interior Architecture & Design, Stuttgart


            Teuer geht immer – das trifft auf fast alle Bauaufgaben zu. In der Ga-
            stronomie allerdings zählt momentan jeder Euro. Cyrus Ghanai hatte
            die Aufgabe, dem schnörkeligen Ambiente eines Edel-Italieners mit
            geringem Budget und vor allem reversibel einen zeitgemäßen Look
            zu verpassen. Nach den Lockerungen dürfen sich Liebhaber guter ita-
            lienischer Pizza und Pasta erstmals im grau-roten Interieur tummeln.



            von • by Petra Stephan
            D   ie Eröffnung war eigentlich für das letzte März-Wochenende geplant gewesen, Ein-
                ladungen gedruckt, der Service stand in den Startlöchern – eine Woche zuvor er-
            folgte die Corona-bedingte Schließung aller gastronomischen Betriebe. Perfekte Startbe-
            dingungen sehen anders aus! Dabei hatte alles so gut angefangen: Die zukünftigen Re-
            staurantbetreiber Daniele Linciano und Soner Özay hatten in dem Gastronomie-erfahre-
            nen Innenarchitekten Cyrus Ghanai (siehe AIT 10.2019, S. 11) einen Mitstreiter gefunden,
            der sich engagiert und kompetent den Herausforderungen stellte. Die hölzernen Möbel-
            einbauten, Thekenverkleidungen und Stofflampenschirme eines italienischen Gastroein-
            richters durften zwar entfernt werden, mit Natursteinriemchen verkleidete Wände, der
            schwarze Steinzeugboden und die im UG befindliche WC-Anlage mussten jedoch in der
            Mietsache verbleiben. Um die nur rund 100 Quadratmeter großen Räumlichkeiten den-
            noch einer optischen Auffrischung zu unterziehen, bedurfte es eines konsequenten Kon-
            zeptes: Additiv sollten kostengünstige Materialien den Bestand kaschieren und ein mo-
            nochromes Farbkonzept für einen ebensolchen Überraschungseffekt sorgen. Den Stein-
            boden bedeckt nun ein grauer Vinylplattenbelag, der sich Dank entsprechendem Kleber
            rückstandsfrei entfernen lässt, und die Natursteinriemchen verschwinden hinter Vorhän-
            gen aus grauem Filzstoff. Dem Gesetz der Monochromie folgend wurden alle Wände und
            Decken grau gestrichen. Unter der Decke sorgt ein modulares Paneelsystem aus dunkel-
            braunem Filz für gute Akustik im Gastraum und über dem Paneelsystem abgependelte
            Standardstrahler mit Spotwirkung für gerichtetes, aber flexibles Licht. Auch die vorhan-
            denen Tischgestelle wurden – mit neuen Platten versehen – grau umlackiert, ebenso alle
            neuen, festen und losen Möbelelemente, wie die kostengünstigen Standardholzstühle.
            Bevor aus monochrom monoton wird, fungiert leuchtendes Korallenrot als Eyecatcher
            und blitzt bei einem Teil der Tische und in der neuen Polsterung der Sitzbänke immer
            wieder auf. Respekt vor dem Mut der Betreiber, ein solch ungewöhnliches Konzept mit-
            zutragen, die Einhaltung des schmalen Budgets und geflashte Gäste werden es danken!

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