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ÖFFENTLICHE BAUTEN • PUBLIC BUILDINGS
NEUAPOSTOLISCHE KIRCHE
IN NEUMARKT I. D. OBERPFALZ
Entwurf • Design Brückner & Brückner Architekten, Tirschenreuth/Würzburg
Zu den von Brückner & Brückner Architekten realisierten Projekten
gehören viele Sakralbauten. Bei der prominentesten aller Bauaufga-
ben können sie tun, was sie besonders interessiert: Das Gestern mit
dem Heute und dem Morgen verbinden. So auch beim Kirchenumbau
in Neumarkt. Dort gelang es, den Kirchenraum aus den 1930er-Jahren
zu entmaterialisieren – für ein Maximum an Atmosphäre und Licht.
von • by Ulrike Nicholson, Tübingen
D ie Geschichte der Kirche in Neumarkt i. d. Oberpfalz ist äußerst wechselhaft – was
ihre Konfession, ihre Funktion und ihre Architektur angeht: In den vergangenen 500
Jahren war sie katholische Klosterkirche, evangelisch-lutherisches Gotteshaus, Kornspei-
cher, Militärlazarett, Bäckerei und Wohnhaus. Immer wieder sorgten Zerstörungen und
Umbauten für Veränderungen. Ein gestalterisches Gesamtkonzept suchte man vor den
jüngsten Umbaumaßnahmen vergebens. Zudem wies die Kirche bauliche und technische
Mängel auf: Die Sanierung von Dachstuhl und Gewölbe war ebenso dringend wie die
Erneuerung von Haustechnik und Brandschutz. Genutzt werden soll die Kirche künftig für
Gottesdienste sowie wie für Kulturveranstaltungen. In der beinahe unverändert gebliebe-
nen Außenfassade lassen sich die inzwischen abgeschlossenen Umbaumaßnahmen an
Details wie dem neu gestalteten Portal erkennen: Elegante Glasfugen durchziehen das
massive Eichenholz der Tür und ermöglichen erste Einblicke. Im Inneren überrascht ein
völlig neues Raumgefühl. Der Kirchenraum, der bis vor Kurzem den Geist der 1930er-Jahre
geatmet hatte, wirkt schlicht, warm und hell. Alles erscheint aus einem Guss. Die bunten
Glasfenster sind mit einer halbtransparenten Textilschicht bezogen, sodass die einst kräf-
tigen Farben noch zart hindurchscheinen. Über zwei breite Wendeltreppen gelangt man
auf eine neu gestaltete Empore mit generalüberholter Orgel. Die überlebensgroße Chris-
tusfigur aus den 1930er-Jahren, die früher mit ihrer Strenge die ganze Kirche dominiert
hatte, befindet sich in der Seitenkapelle. An anderer Stelle wurde historische Substanz
freigelegt und weiterentwickelt. So gehört der Chor im Osten der Kirche – ursprünglich Teil
des Kapuziner-Klosters und in den vergangenen Jahrzehnten abgetrennt und als Gemein-
deräume genutzt – heute wieder zum Kirchenraum. Hinter dem Altar, einer ebenfalls von
den Architekten gestalteten, gebogenen Schleife aus schwarzem Stahl, liegt dieses kraft-
volle Zentrum der Kirche, geprägt von weichen Linien und Helligkeit, mit einem in den
Boden eingelassenen Taufbecken. Homogene Oberflächen und gebrochene räumliche
Kanten führen zu optischer Entmaterialisierung – zu einem Raum, wie aus Licht gebaut.
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