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ÖFFENTLICHE BAUTEN • PUBLIC BUILDINGS
SCHULANLAGE WEISSENSTEIN
IN WÜRENLINGEN
Entwurf • Design Ernst Niklaus Fausch, Architektur und Städtebau, CH-Zürich
In Würenlingen im Schweizer Kanton Aargau erweiterten ENF – Ernst
Niklaus Fausch und Partner – eine bestehende Schule. Die zwei Neu-
bauten – ein Schulhaus und eine Zweifachsporthalle – fügen sich be-
hutsam in die vorhandene Topografie ein und bauen den vorhande-
nen Campus des Architekten Hans Oeschger von 1993 als dialekti-
sches Miteinander von bestehender und neuer Architektur weiter.
von • by Friederike Bienstein, Berlin
I n Anlehnung an das Fassadenmaterial des Bestands wählten ENF für beide Bauten
einen hellen Klinker, der in der Gestaltungskombination von Längs- und Flämischem
Verband mit teilweise vorgerückten und in den Brüstungsbereichen partiell fehlenden
Bindern reizvolle Lichtspiele zeichnet und die Neubauten von Schul- und Sporthalle im
aktuellen Campuskontext identitätsstiftend gliedert. Unter geschickter Ausnutzung der
Topografie bietet die Sporthalle einen oberen Zugang zu den Sport- und Pausenanlagen
und eine separat erschlossene Ebene für die Zuschauer. Der dreigeschossige Schulneu-
bau mit Malatelier im Untergeschoss bietet im Erdgeschoss Räumlichkeiten für einen Kin-
dergarten und einen multifunktionalen, auch außerschulisch nutzbaren Veranstaltungs-
raum sowie die Schulräume im Obergeschoss. Die Le Corbusier-Farben 32001 Gelb, 32110
Rot und 32021 Blau korrespondieren mit der Beton-Massivbaukonstruktion und ziehen
sich als verbindender Farbdreiklang durch beide Neubauten bis hin zu den farbig gestal-
teten Pausenhofflächen: Eine Holzverlattung der Sporthallenwände filtert die Farbflächen
der dahinter liegenden Wandausfachungen. Farbige, raumbildende Vorhänge inszenieren
und definieren Bereiche des multifunktionalen Veranstaltungsraumes. Der Flur ist tot –
es lebe die zentrale Halle! Deren Raumtrennwände zu den Klassen sind mit einem anre-
genden Wechselspiel farbiger Wandtafeln ausgefacht, die die Hallenräume gliedern und
ihnen individuelle Identitäten innerhalb des gemeinsamen architektonischen Kontextes
verschafft. Konsequenterweise lässt das abgestimmte Brandschutzkonzept an dieser
Stelle eine Möblierung und vollumfängliche Nutzung der Halle als Unterrichtsraum für
unterschiedliche pädagogische Konzepte zu und wird dem Anspruch der Planer gerecht,
die Architektur als räumlichen Bestandteil des didaktischen Konzeptes zu verstehen. Trotz
hoher energetischer Anforderungen erfüllen die Neubauten Minergie-Standard und ver-
zichten mit Ausnahme der Nassräume und Keller auf Lüftungstechnik: Sämtliche Räume
inklusive der Sporthalle können natürlich über zwei Seiten quer gelüftet werden. Die
Baumasse wird zur Nachtauskühlung und Phasenverschiebung genutzt.
078 • AIT 5.2023