Page 18 - AIT0523_Leseprobe
P. 18

ÖFFENTLICHE BAUTEN • PUBLIC BUILDINGS

































            SCHULANLAGE WEISSENSTEIN

            IN WÜRENLINGEN



            Entwurf • Design Ernst Niklaus Fausch, Architektur und Städtebau, CH-Zürich


            In Würenlingen im Schweizer Kanton Aargau erweiterten ENF – Ernst
            Niklaus Fausch und Partner – eine bestehende Schule. Die zwei Neu-
            bauten – ein Schulhaus und eine Zweifachsporthalle – fügen sich be-
            hutsam in die vorhandene Topografie ein und bauen den vorhande-
            nen Campus des Architekten Hans Oeschger von 1993 als dialekti-
            sches Miteinander von bestehender und neuer Architektur weiter.



            von • by Friederike Bienstein, Berlin
            I n Anlehnung an das Fassadenmaterial des Bestands wählten ENF für beide Bauten
              einen hellen Klinker, der in der Gestaltungskombination von Längs- und Flämischem
            Verband mit teilweise vorgerückten und in den Brüstungsbereichen partiell fehlenden
            Bindern reizvolle Lichtspiele zeichnet und die Neubauten von Schul- und Sporthalle im
            aktuellen Campuskontext identitätsstiftend gliedert. Unter geschickter Ausnutzung der
            Topografie bietet die Sporthalle einen oberen Zugang zu den Sport- und Pausenanlagen
            und eine separat erschlossene Ebene für die Zuschauer. Der dreigeschossige Schulneu-
            bau mit Malatelier im Untergeschoss bietet im Erdgeschoss Räumlichkeiten für einen Kin-
            dergarten und einen multifunktionalen, auch außerschulisch nutzbaren Veranstaltungs-
            raum sowie die Schulräume im Obergeschoss. Die Le Corbusier-Farben 32001 Gelb, 32110
            Rot und 32021 Blau korrespondieren mit der Beton-Massivbaukonstruktion und ziehen
            sich als verbindender Farbdreiklang durch beide Neubauten bis hin zu den farbig gestal-
            teten Pausenhofflächen: Eine Holzverlattung der Sporthallenwände filtert die Farbflächen
            der dahinter liegenden Wandausfachungen. Farbige, raumbildende Vorhänge inszenieren
            und definieren Bereiche des multifunktionalen Veranstaltungsraumes. Der Flur ist tot –
            es lebe die zentrale Halle! Deren Raumtrennwände zu den Klassen sind mit einem anre-
            genden Wechselspiel farbiger Wandtafeln ausgefacht, die die Hallenräume gliedern und
            ihnen individuelle Identitäten innerhalb des gemeinsamen architektonischen Kontextes
            verschafft. Konsequenterweise lässt das abgestimmte Brandschutzkonzept an dieser
            Stelle eine Möblierung und vollumfängliche Nutzung der Halle als Unterrichtsraum für
            unterschiedliche pädagogische Konzepte zu und wird dem Anspruch der Planer gerecht,
            die Architektur als räumlichen Bestandteil des didaktischen Konzeptes zu verstehen. Trotz
            hoher energetischer Anforderungen erfüllen die Neubauten Minergie-Standard und ver-
            zichten mit Ausnahme der Nassräume und Keller auf Lüftungstechnik: Sämtliche Räume
            inklusive der Sporthalle können natürlich über zwei Seiten quer gelüftet werden. Die
            Baumasse wird zur Nachtauskühlung und Phasenverschiebung genutzt.

            078 • AIT 5.2023
   13   14   15   16   17   18   19   20   21   22   23