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ÖFFENTLICHE BAUTEN • PUBLIC BUILDINGS

































            SEKUNDARSCHULE CHLIRIET

            IN OBERGLATT



            Entwurf • Design BS+EMI Architektenpartner, CH-Zürich


            Bunt, bunt, bunt sind alle meine Kleider, bunt, bunt, bunt ist alles,
            was ich hab’ ... Dieser Kindereim kommt schnell in den Sinn und in
            die Ohren beim Anblick des Schulhausneubaus im Schweizer Chliriet.
            Doch ist hier nicht, wie im Lied, der Malermeister dafür verantwort-
            lich, sondern die planenden ArchitektInnen. Eine stark ausgeprägte
            Farbpalette zeigt bereits von außen, was sich im Inneren fortsetzt.



            von • by Sabine Marinescu, Stuttgart
            D   as Team, das für das Projekt unter dem Namen BS+EMI Architektenpartner fir-
                mierte, mag zwar eine ungewohnte Farbpalette gewählt haben, doch nicht rein zu-
            fällig. Jede Gattung von Bauelementen hat aus konzeptionellen Gründen eine eigene
            Farbe erhalten – weiß oder gar die Eigenfarbe des Materials sind in hier nicht zu finden.
            Und so steht, laut den Gestaltern, das System und nicht die konstruktive Ordnung im
            Vordergrund des Entwurfs. Dafür wurden schon im Vorfeld im gemeinsamen Büro von
            Edelaar Mosayebi Inderbitzin (EMI) und Baumberger Stegmeier (BS) Materialmuster auf-
            gestellt und an die Wände gepinnt. Nun ist die Konstruktion rot-orangfarben gestrichen,
            vergipste Wände sind rosa, die Fenster petrolblau, Tische strahlen in hellem Grün, und
            die Treppenwangen sind violett, die Lüftungsrohre marineblau. Doch wirkt das flache li-
            neare Volumen des Schulgebäudes keineswegs verspielt. Es ergänzt das offene Gefüge
            im Chliriet. Das zweigeschossige, in Holzskelettbauweise errichtete Haus liegt am begren-
            zenden Flurweg des Grundstücks und spannt mit der bestehenden Mehrzweckhalle
            einen großen außenliegenden Pausenraum auf. Das ausladende Flugdach gibt der Archi-
            tektur ihren eigenen Ausdruck und nimmt mit der Auskragung Bezug zum Bestand. Aus-
            gehend vom Raumprogramm sind die Funktionen auf den beiden Stockwerken verteilt,
            wobei alle Klassenzimmer sich nach Osten zur Kulturlandschaft hin orientieren: Im Erd-
            geschoss befinden sich die Lehrerzimmer, die Spezialklassenzimmer für Werk- und
            Handarbeitsunterricht sowie die naturwissenschaftlichen Räume mit innen liegenden
            Materialräumen. Eine langgezogene Halle mit zwei Haupteingängen dient als zentraler
            Ankunfts- und Begegnungsraum. Sämtliche Klassenzimmer liegen im Obergeschoss. Zu-
            sammenschaltbare Gruppenräume mit Öffnungen zum Pausenraum ergänzen das Ange-
            bot. Jeweils zwei Zimmer bilden einen Cluster mit separater Erschließung. Gut 260 Schü-
            lerinnen und Schüler finden auf den knapp 5.000 Quadratmetern einen sehr besonderen
            Lernort, der durch seine eigenständige Farbigkeit mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem
            starken – und bunten – Zugehörigkeitsgefühl innerhalb der Schulgemeinschaft führt.

            086 • AIT 5.2023
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