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ÖFFENTLICHE BAUTEN •  PUBLIC BUILDINGS


































               MUZEUM SUSCH

               IN SUSCH


               Entwurf • Design Schmidlin Architekten & LUVO Architekten, CH-Zürich



               „Menschen, die Kunst wirklich lieben, mögen es ruhig, meiden
               laute Musik und Trubel.“ Diese Meinung vertritt zumindest Gra-
               zyna Kulczyk, die im beschaulichen Schweizer Bergdorf Susch ge-
               rade ihr „Muzeum“ eröffnet hat. Dank der Architekten Chasper
               Schmidlin und Lukas Voellmy könnte sich der kleine Ort dennoch
               zum belebten Kunstmekka entwickeln: Behutsam und aufwendig
               restaurierten sie im Dorfzentrum ein denkmalgeschütztes Gebäu-
               deensemble und erweiterten es zum „Museumsquartier“.

               "People with a real love of art like it quietly, avoid loud music
               and excitement." At least according to the opinion of Grazyna
               Kulczyk, who recently opened her "Muzeum" in the tranquil
               Swiss mountain village of Susch. Thanks to the architects Chas-
               per Schmidlin and Lukas Voellmy, the small town could neverthe-
               less develop into a lively art mecca: They carefully and elabora-
               tely restored a listed building ensemble in the village centre and
               expanded it into a "Museum Quarter".



               von • by Janina Poesch
               I  n Susch wurde bereits im 12. Jahrhundert direkt neben der Kirche eine Brauerei
                 von Benediktinermönchen betrieben. Um 1700 ging jene in weltlichen, familiären
               Besitz über, und in den Räumen, die nach und nach erweitert wurden, wurde lange
               Zeit fleißig Bier gebraut, Schnaps gebrannt, Limonade und Essig produziert. Aller-
               dings sah sich die Familie 1917 – noch vor Ende des Ersten Weltkriegs – zur Stilllegung
               ihres Gewerbes gezwungen. Und so lagen die Tonnenkeller bis 1991 brach, ließen
               ihre vereinzelten Besucher aufgrund ihres mächtigen Gemäuers aber dennoch be-
               eindruckt zurück – beste Grundlage, um an diesem Ort das „Brauereimuseum Susch“
               zu eröffnen. Ein Unterfangen, zu dem es jedoch nie kam, was dazu führte, dass der
               Baukomplex weitere Jahre leer stand. Bis ihn Grazyna Kulczyk zufällig entdeckte und
               sich sofort „verliebte“, schließlich hatte eine Brauerei der polnischen Unternehmerin
               schon einmal „Glück“ gebracht: 2003 eröffnete sie in Posen die Stary Browar – ein
               Kultur- und Geschäftszentrum, dessen einstige Brauereigebäude kostspielig renoviert
               wurden. Ein paar Jahre später verkaufte sie die Anlage wieder. Heute gilt Kulczyk  als
               reichste Frau Polens, die zudem großes Interesse an zeitgenössischer Kunst zeigt.  s


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