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BÜRO UND VERWALTUNG • OFFICE BUILDINGS

































            MODULAR RESEARCH CENTER

            IN WISOWITZ



            Entwurf • Design Chybik + Kristof, CZ-Brünn


            Modulbau – vorgefertigte Elemente lassen unweigerlich an seriell ge-
            stapelte und gereihte Boxen in orthogonalem Raster denken. Das Po-
            tenzial ist allerdings viel größer, wie das Modular Research Center
            für Koma Modular in Tschechien zeigt. Der von Chybik + Kristof ent-
            wickelte Büropavillon ist die beste Referenz des Unternehmens –
            überraschend individuell konzipiert und gestaltet.



            von • by Annette Weckesser
            I m vergangenen Jahr konnte Koma Modular sein 30-jähriges Firmenjubiläum feiern.
              Das im tschechischen Wisowitz ansässige Unternehmen produziert mittlerweile kom-
            plett digital vorgefertigte Modulbauten für unterschiedlichste Nutzungen. Im Jubiläums-
            jahr wurde auf dem Firmenareal das Modular Research Center fertiggestellt. Der Think
            Tank ist ein Exempel für noch zu entdeckende Möglichkeiten: Chybik + Kristof verschie-
            ben damit die Grenzen der gängigen Modulbaustandards. Das 170 Quadratmeter große,
            eingeschossige Gebäude ist Teil eines Masterplans, den die Brünner Architekten 2014 für
            den Eingangsbereich des Firmenstandorts entwickelten. Der Entwurf sieht drei Bausteine
            vor, die einen halböffentlichen Platz formieren. 2014 entstand die modulare Cafeteria;
            2018 wurde der ursprünglich für die EXPO 2015 von Chybik + Kristof entworfene Tsche-
            chien-Pavillon als Bürogebäude für Koma Modular reanimiert. Das Modular Research
            Center ist der letzte Baustein, der noch fehlte. Ondrej Chybik und Michal Kristof behan-
            delten das Thema Modulbau hier in einer ganz anderen als der sonst üblichen additiven
            Art und Weise. Der Forschungspavillon basiert auf einer freien Form. Auf sechs – explizit
            nicht rechteckigen! –, sondern trapezförmigen und frei geformten Elementen ruht eine
            modellierte Dachlandschaft mit zwei Oberlichttrichtern. Raumhohe Glasfassaden zwi-
            schen den Modulen sorgen für eine lichtdurchflutete, flexible Arbeitsatmosphäre. Die
            Module selbst dienen als Nebenräume – als Toiletten, Garderobe, Lager, Küche, Wirt-
            schafts-, Multimedia- und Musterraum. Da Koma Modular (perforierte) Aluminiumpa-
            neele tagtäglich produziert und verbaut, war es nur logisch, dass dieses Material den
            Entwurf exemplarisch prägt und atmosphärisch bestimmt. Einen Gegenpol zu dieser
            kühlen Ästhetik schaffen weich fallende, weiße Vorhänge, die das Tageslicht filtern. Sehr
            individuell und keineswegs standardisiert wirkt das Arbeitsklima. Die Vorteile der Mo-
            dulbauweise liegen auf der Hand – mit hoher Preissicherheit vorgefertigt, flexibel und
            ressourcenschonend, demontier- und erweiterbar. Das Potenzial ist da. Es sind, wie Chy-
            bik + Kristof zeigen, Ideen für eigenständige, unverwechselbare Entwürfe gefragt!

            084 • AIT 4.2023
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