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WOHNEN •  LIVING


































               WOHNHAUS F9

               IN STUTTGART


               Entwurf • Design Zoll Architekten Stadtplaner, Stuttgart



               Stuttgarts prominente Halbhöhenlage hat Zuwachs bekommen: Zoll
               Architekten realisierten am Haigst ein kleines, schwarzes Haus, das
               im Inneren überraschend großzügig wirkt. Das Zauberwort heißt Re -
               duk tion. Einerseits kamen nur zwei Materialien – Beton und Holz –
               zum Einsatz. Zum anderen ersetzen Ein bauten einen großen Teil des
               üblichen Mobiliars. Entstanden ist ein „tiny house“ für fünf Bewohner.



               von • by Uwe Bresan
               D   as Haus von Tom-Phi lipp Zoll und seiner Frau Johanna Maibach-Zoll steht am
                   Haigst, in bester Stuttgarter Halbhöhenlage. Der Blick hinunter auf die im Tal
               gelegene baden-württembergische Landeshauptstadt ist fantastisch und das Viertel
               als Wohngegend äußerst beliebt. Entsprechend eng geht es zu. Wieviel qualitätsvoller
               Lebensraum bei ge schickter Planung aber auch auf kleinster Grundfläche entstehen
               kann, beweist der Neubau der Zolls: Gerade einmal 270 Quadratmeter misst das
               Grundstück, das dem Architekten-Ehepaar für sich und seine drei kleinen Kinder zur
               Verfügung stand. Hier haben sie untergebracht: einen ruhigen Garten mit Pool und
               Terrasse, einen gepflasterten Vorhof samt Baum und Werkzeugschuppen, einen Auto -
               stellplatz und – nicht zuletzt – ein Wohn haus, das keine Raumwünsche offen lässt.
               Geschickte Raum anordnungen und intelligent gesetzte Öffnungen lassen das Haus im
               Inneren um einiges größer wirken, als es tatsächlich ist. Im ersten Obergeschoss etwa
               überspielen die über Eck gezogenen, raumhohen Fenster gekonnt die Kleinheit der
               drei Kinderzimmer. Sogar für einen durchgehenden Lichtschacht vom Dach bis zum
               Erdgeschoss fanden die Architekten im schmalen Grundriss einen geeigneten Platz.
               Konsequent beschränkt sich der Innenausbau dabei auf zwei Materialien: Ortbeton
               und Holz. Nahezu sämtliche Einrichtungsgegenstände – angefangen bei der Garde -
               robe im Eingangsbereich, über die große Sitzbank im Esszimmer, die Küchenzeile, das
               elterliche Bett und die Schreibtische und Regale im Arbeitszimmer, bis hin zu den
               Sanitärmöbeln der Bäder – sind als feste Einbauten ausgeführt. Auf Möbel im eigent-
               lichen Sinne wurde außer in den drei Kinderzimmern im ersten Obergeschoss wei-
               testgehend verzichtet: Im Essbereich gibt es ein paar Stühle, im Wohnzimmer steht
               ein Sofa samt Sofatisch. Diese absolute Reduktion wirkt klärend und trägt nicht unwe-
               sentlich dazu bei, die Kleinheit der Räume vergessen zu lassen. Dazu erfüllt das „tiny
               house“,  wie solche Raumwunder gern genannt  werden, den KfW 70-Standard.
               Geheizt und gekühlt wird über eine moderne Erdwärmepumpe.



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