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VERKAUF UND PRÄSENTATION  •  RETAIL AND PRESENTATION

































           10 CORSO COMO

           IN MAILAND


           Entwurf • Design 2050+, IT-Mailand



           Klar, Concept Stores gibt es in jeder Stadt. Sie verkaufen nicht bloß
           Produkte – sie verkaufen einen Lifestyle, angereichert mit Mode,
           (Wohn-)Accessoires und allem, was den Geschmack der angespro-
           chenen Zielgruppe trifft. Das, was heute zu jedem Stadtbild gehört,
           fand 1991 in Mailand seinen Ursprung: Die Redakteurin Carla Sozzani
           eröffnete den ersten Concept Store „10 Corso Como“.



           von • by Lisa Klasberg, Münster
           K   napp drei Jahrzehnte war 10 Corso Como in den Händen der Fashionjournalistin
               ein vielseitiger Ort ganz in der Nähe der Mailänder Innenstadt. Mit einem Angebot
           an Mode, Literatur und Design war der thematische Grundstein gelegt – ergänzt durch
           eine Galerie, Gastronomie und ein kleines Boutiquehotel, wurde 10 Corso Como zu einer
           kulturellen Institution, die weit über den Konsum hinausging. 30 Jahre Geschäftserfolg
           später entschied sich die neue Geschäftsführerin und Luxusmodehändlerin Tiziana Faus-
           ti für ein Makeover. Doch nicht nur im ästhetischen Sinne: Um ihre Vision eines neuen
           Gesichts der Marke umzusetzen, beauftragte die Unternehmerin die interdisziplinäre
           Agentur 2050+. In mehreren Umbau- und Planungsabschnitten bewiesen die Desig-
           nerInnen der Mailänder Agentur mit der (Neu-)Gestaltung ihr Raumverständnis. Drei
           Entwicklungsphasen gab es – eine dauert weiterhin an. Beginnend mit der Enthüllung
           des 1. Obergeschosses zeigt sich auch der Gestaltungsleitfaden: weg mit unnötigen Mate-
           rialien und Einbauten, zurück zum ursprünglich industriellen Charakter vom Beginn
           des 20. Jahrhunderts. Bewegliche und modulare Ausstellungselemente gliedern das
           Obergeschoss je nach räumlichem Bedarf. Durch ihre Flexibilität kann man schnell auf
           kuratorische Impulse reagieren und bei erweitertem Platzbedarf die Elemente sogar hin-
           ter einer der zum Konzept gehörenden Treppen verstauen. Sogar gleich drei neue Trep-
           penskulpturen ergänzen die mikroarchitektonischen Eingriffe und heben die räumliche
           Transformation wortwörtlich auf ein höheres Level. In schlichter metallener Ausführung
           fungieren die Treppen nicht nur als geschossverbindende Elemente – sie schaffen eben-
           falls eine osmotische Bewegung durch ein Raumerleben mit vollem Körperbewusstsein.
           Auch die neue Women Area im Erdgeschoss erscheint im September 2024 in zurückhal-
           tendem Gewand: minimalistische Versionen von Scherenhubtischen dienen als mobi-
           le und modulare Präsentationseinheiten. Vervollständigt wird die Produktpalette von
           horizontal und vertikal flexibel im Raum angeordneten Kleiderstangen. Alles setzt auf
           Flexibilität – auf eine dynamische Plattform für kulturelle und kreative Interaktionen.

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