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VERKAUF UND PRÄSENTATION  •  RETAIL AND PRESENTATION

































           FLAGSHIP-STORE BERSHKA

           IN MAILAND


           Entwurf • Design OMA - Office for Metropolitan Architecture, NL-Rotterdam



           Um ihre Relevanz gegenüber der Konkurrenz im Internet zu wahren,
           setzen physische Einzelhandelsgeschäfte auf Kauferlebnisse und die
           nahtlose Integration digitaler Elemente. Der Bershka-Shop am Mailän-
           der Corso Vittorio Emanuele II verkörpert diese Entwicklung, indem
           er die Omnichannel-Strategie in ein durchdachtes Design übersetzt –
           sodass für jedes Kaufbedürfnis der passende Raum geschaffen ist.



           von • by Ulrike Nicholson, Tübingen
           E   llen van Loon, Partnerin im Office for Metropolitan Architecture (OMA), ist auf Retail
               spezialisiert und hat bereits ikonische Projekte wie den Umbau des Berliner KaDeWe
           geplant. Nun hat sie für Bershka – eine Modemarke im preisgünstigen Segment – den
           neuen Flagship-Store in Mailand entworfen. Ziel war es, den Store als Omnichannel-Hub
           auszubauen. Der dreigeschossige Shop befindet sich unweit des Doms in einem histori-
           schen Gebäude, das bis Anfang der 2000er-Jahre Kino war. Die heutige Innenarchitektur
           zeichnet sich durch einen grau und beige gehaltenen Grundton mit Farbakzenten und
           Materialien wie Holz, Metall und recycelten Kunststoff aus. Eine differenzierte Raumauftei-
           lung berücksichtigt unterschiedliches Kaufverhalten: Während einige KundInnen direkt im
           Laden anprobieren und einkaufen, wollen andere online shoppen und ihre Bestellungen
           im Geschäft abholen. Wieder andere probieren die Ware vor Ort und kaufen sie anschlie-
           ßend online, oder sie bringen ihre Online-Bestellungen zur Rückgabe. Das Serviceangebot
           ist so organisiert, dass es alles abdeckt. Dafür vorgesehene Theken sind nicht entlang der
           Wände, sondern zentral im Raum positioniert – wie zum Beispiel der auffällig in Rosa
           gehaltene Click & Collect Counter. Zusätzlich kommen „Plätze“, „Boulevards“ und kleine
           „Gassen“ dem Bedürfnis nach unterschiedlichen Einkaufsgeschwindigkeiten entgegen.
           Weitläufige Bereiche ermöglichen eine schnelle Zirkulation mit gutem Überblick über das
           Warenangebot und einem „Fast Check out“. In anderen Bereichen, in denen eine privatere
           Atmosphäre herrscht, entschleunigt man von ganz allein und genießt das Stöbern. Auch
           die Umkleidekabinen sind in „schnell“ und „langsam“ unterteilt. Konventionell aufgereih-
           te Kabinen mit separaten Ein- und Ausgängen setzen auf Effizienz, während geräumige
           Lounges Platz für den gemeinsamen Aufenthalt mehrerer Personen bieten. Sie sind mit
           gemütlichen, schallabsorbierenden Teppichen, dimmbarem Licht und der Technik für indi-
           viduelle Musikwiedergabe ausgestattet - perfektes Ambiente für Shoppingspaß. Wenn dar-
           über fleißig auf Social Media gepostet wird – so die Idee dahinter –, macht das geschaffene
           Kauferlebnis nicht nur Spaß, sondern ist auch noch werbewirksam.

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