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Angela Wandelt
1959 geboren in Leipzig 1977 - 1978 Maurerlehre 1978 - 1983 Architekturstudium an der Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar 1983–1990 freie Architektin in verschiedenen Büros ab 1990 freie Architektin in
Leipzig mit eigenem Büro Juni 2004 Eintragung als Modistin in die Handwerkerrolle der Stadt Leipzig seit Juni 2004 Arbeit als Modistin, verschiedene Ausstellungsbeteiligungen Ausstellungen 2011–2014 Sächsische
Manufakturen, Schloss Wackerbarth 2012 design schenken, Looshaus, Wien 2013 NY now New York 2014 Le Carrousel des Métiers d’Art et de Création du Louvre, Paris Kontakt www.gela-huete.de, info@gela-huete.de
Foto: Robert Strehler Foto: Nick Putzmann
Stilbewusste Männer tragen Gela-Hüte. • Stylish men wear Gela hats. Die Modistin liebt das Handwerk. • The milliner loves what is hand-made.
zeitgemäßen Materialien, zum Beispiel die Serien mit den Kabelbindern, dem Polyband r Ihre Hutk reationen sind sehr pr ägnant. Diese zu t ragen erf ordert Selbst -
zum Drapieren oder die Plisseevariationen für Hüte. Zudem reizt mich das Spielen mit bewusstsein und den Wunsch, präsent zu sein. Welche Klientel trägt „Gela Hüte“?
der Textur von Stoffen für eine bestimmte Form. Sicher steckt viel Architektur in meinen Meine Kunden sind zwischen 20 und 80 Jahren alt. Dazu gehören Männer und Frauen.
Hüten. Eine Freundin, selbst Kostümbildnerin, sagte, meine Hüte wirkten „wie gebaut“. Neben ausgefallenen Modellen gibt es durchaus alltagstaugliche Kopfbedeckungen für
jeden Tag. Es wird sehr geschätzt, dass ich auf individuelle Wünsche eingehe. Der per-
r Im Hutdesig n stec kt viel Handar beit. W ie entstehen Ihr e Entwürf e und mit sönliche Hut wird nach Kopfumfang, aus einem vom Kunden ausgesuchten Material
welchen Materialien arbeiten Sie am liebsten? oder nac h F arbwunsch her gestellt. Auc h a bgestimmt auf die K ollektionen me iner
Handwerk und Handarbeit sind etwas ganz Wunderbares. Man hat eine Idee für einen Atelierpartnerin werden auf Wunsch Hutmodelle hergestellt. Männer lieben es, passend
Hut, skizziert diese auf Papier, entwickelt dazu einen Schnitt, macht ein Probemodell, zur Schirmmütze oder zum Hut auch einen Schal gefertigt zu bekommen.
begutachtet, probiert, ändert, und dann stellt man das erste Modell der neuen Hutidee
her. Die Mater ialwahl ist wichtig f ür einen gute n Hut. Ic h h abe k eine sp eziellen r Sie ar beiten in der alten L eipziger Baum wollspinnerei nic ht nur an einem
Vorlieben. Ich nutze Wolle, Baumwolle, Samt, Seide, Leder ... Ab er es gibt immer die geschichtsträchtigen Ort, sondern auch in einem sehr kreativen Umfeld. Beschreiben
Neugier, etwas auszuprobieren. Essenziell dabei ist die Qualität des Mater ials. Sonst Sie uns Ihren Arbeitsplatz!
macht es keine Freude, den Stoff zu verarbeiten, und es entsteht nichts Gutes. Die Baumwollspinnerei ist wirklich ein guter Ort für individuelle Tätigkeiten. Lässt man
sich auf die Menschen dort ein, findet man immer Partner, mit denen man gemeinsam
r Welche Bedeutung hat das Hutdesign für Sie? Ist es eine Leidenschaft, ein zweites etwas auf die Beine stellen k ann. Es sind viele verschiedene Künstler und Gewerke
Standbein, eine Horizonterweiterung oder eine schnellere Art, Entwürfe umzuset- vertreten, beispielsweise der Grafiker, mit dem man eine gute Werbung kreiert, und die
zen, als dies in der Architektur möglich wäre? Druckerei nebenan, die Visitenkarten druckt. Der Holzrestaurator, der uns mal schnell
Aus meiner Leidenschaft für Hüte ist ein zweiter Beruf geworden. Ich genieße die Zeit hilft, eine Präsentationsfläche zu bauen, und die Lektorin, mit der man einen guten Text
im Atelier. Man hat es selbst in der Hand, eine Ide e umzusetzen. Das ist eine gute entwickeln k ann. Auß erdem ist die Baum wollspinnerei ein Beg egnungsort f ür
Erfahrung. Es ist so ander s als auf der Baustelle, wo man oft viel Überzeugungs- und Menschen aus der ganzen Welt. Kulturinteressierte, die Leipzig besuchen, finden auch
Motivationskraft braucht, um den Beteiligten klarzumachen, dass man gemeinsam ein den Weg zur Spinnerei und in unser Atelier. So ergeben sich spannende Gespräche und
Haus baut und nic ht jeder g egen jeden. Auc h das Dur chsetzen von Qualitäts - internationale Kontakte. Das Motto der Spinnerei „from cotton to culture“ haben wir für
vorstellungen erfordert beim Bauen immer viel Kraft und Energie. uns umgeformt zu „culture of cotton“.
r Anders als in den v ergangenen Jahrhunderten spielt der Hut als täg liches Beklei - r Wie sehen Sie Ihre berufliche Zukunft: Wollen Sie beide Metiers weiterverfolgen
dungs-Acces soire nur noch eine marginale Rolle in Mode und Gesellschaft ... und ausbauen oder sich irgendwann nur noch auf eine Sache konzentrieren?
Ich bedaure sehr, dass der Hut nicht mehr ein selbstverständliches Accessoire ist. Aber Zunächst werde ich die Zweigleisigkeit beibehalten, aber langfristig geht die Tendenz zur
der Hut kommt! Frau und Mann entdecken wieder, dass Hut-Mode dazu da sein kann, Hutmacherei.
Individualität zu zeigen. Das Di ktat der Uni formität gr oßer F ashionketten wirkt
in zwischen öde und langweili g. Das me rken immer mehr Kunden und suc hen das r Gibt es eine Persönlichkeit, die Sie gerne mit einem Ihrer Hüte ausstatten würden?
Besondere, das Qualität volle. Nach billiger Masse ist wieder Klasse gefragt. In dieser Prominente Persönlichkeiten zählen zu meinem Kundenkreis. Mit einem maßgefertigten
Entwicklung spielt auch der Hut eine neue Rolle. Kopfschmuck kann jedoch jeder zu einem speziellen Typ werden.
AIT 1/2.2016 • 035