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BÜRO UND VERWALTUNG • OFFICE BUILDINGS
BÜROHAUS TELEGRAF 7
IN WIEN
Entwurf • Design BEHF, AT-Wien
Früher saß hier das freundliche Fräulein vom Amt und vermittelte
Telefonge sprä che von und nach Wien. Später zogen Künstler ein und
sogar ein Nacht klub. Heute wiederum residiert in der einstigen
„Cent rale I der k.u.k. Post- und Telegraphenverwaltung“ im sechsten
Wie ner Bezirk die Immobilienfirma JP. Sie erwarb das Neo renais -
sancegebäude im Jahr 2014. Das vor Ort ansässige Archi tek tur büro
BEHF übernahm in der Folgezeit die denkmalgerechte Sa nie rung des
Hauses und die Einrichtung der JP-Büros im dritten Obergeschoss.
In the past, this was the workplace of the telephone operator who put
calls through from and to Vienna. Subsequently, artists mo ved in and
even a nightclub. Today, however, the real estate company JP resides
in the former “Centrale I der k.u.k. Post- und Telegraphen ver waltung”
in Vienna’s sixth district. The firm purchased the neo- Re naissance buil-
ding in 2014. In the years to follow, architectural practice BEHF carried
out the renovation in accordance with monument preservation requi-
rements and the interior design of the JP office on the third floor.
von • by Uwe Bresan
G ebaut wurde der stattliche Neorenaissancepalast in der Lehargasse 7 im sechs ten
Wie ner Bezirk in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts nach Plänen des Archi -
tek ten Eugen Fassbender (1854–1923). Der hatte sich 1897 in einem eingeladenen Wett -
be werb der k.u.k. Post- und Telegraphenverwaltung durchgesetzt, die eine Schalt zent -
ra le für die da mals noch recht junge Erfindung des Fernsprechapparats be nö tigte. Bis
weit ins 20. Jahr hundert hinein wurden in den großen und prächtig gestalteten Tele -
gra fen sälen des Ge bäudes Telefongespräche von und nach Wien vermittelt – zu nächst
noch von den fleißigen Händen der Fräulein vom Amt, später dann au toma tisch. Noch
heute beherbergt ein Teil des Erdgeschosses verschiedene Ein rich tungen der Tele kom
Austria, der heutigen Nach fol ge organisation der einstigen k.u.k. Behörde. Der überwie-
gende Teil des Hauses war in den letzten Jahren je doch an Künstler untervermietet.
Der größte Saal im dritten Ober ge schoss – 30 Meter lang, zwölf Meter breit und acht
Meter hoch – diente sogar eine Zeit lang als Technoklub. Wer den Raum noch aus die-
ser Zeit kennt, mag seinen Augen kaum trauen: Aus der buchstäblich „abgerockten“
Party lo cation von einst ist einer der edelsten Büroräume der Stadt geworden. s
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