Page 72 - AIT0921_E-Paper
P. 72
VERKAUF UND PRÄSENTATION • RETAIL AND PRESENTATION
MYKITA
IN MÜNCHEN
Entwurf • Design Thatenhorst Interior, München
Alles andere als erwartet: Die Innenarchitektin Stephanie Thaten-
horst gestaltete für Mykita eine Filiale, die sich zwar im Rahmen
der gewohnten Marken-CI bewegt, diese aber zeitgemäß aufwer-
tet. In Räumlichkeiten aus der Gründerzeit trifft damit ein bewährt
minimalistischer Designanspruch auf für die Brillenmarke neue und
dabei experimentierfreudig-frische Farben, Formen und Texturen.
von • by Henriette Sofia Steuer, Stuttgart
K eine 20 Jahre ist es her, dass Moritz Krueger seine eigene Brillenmarke gründete
und vom ersten Standort, einer ehemaligen Kindertagesstätte inspiriert, ihr den
Namen Mykita gab. Seither hat sich das Unternehmen zu einem international agie-
renden Brillenexperten mit eigenen Kollektionen und einer Produktion in Berlin-
Kreuzberg ent wickelt. Dort entstehen in Zusammenarbeit mit unabhängigen Desi-
gnern trend affine Brillengestelle mit klarer Formensprache, die in Mykita-Fachge-
schäften in der ganzen Welt von Berlin über Mexiko-Stadt bis Taipei gehandelt wer-
den. Eine der insgesamt 19 Filialen findet sich nur einen Steinwurf vom Münchener
Hofbräuhaus in einem 1881 fertiggestellten, heute denkmalgeschützten Eckbau von
Architekt Georg Joseph von Hauberrisser. Innenarchitektin Stephanie Thatenhorst
war für die Gestaltung des Storeauftritts verantwortlich und entwarf eine farbenfrohe
Variation des Mykita Corporate Interior Designs. Bislang im Schwerpunkt bekannt für
die minimalistisch-reduzierten, in Weiß bis Anthrazit gehaltenen Storeausstattungen
mit geschliffenen Estrichböden, hinterleuchteten Lochblech-Präsentationswänden
und Flugzeugcontainer-Konfigurationen als Beratungsinseln greift Stephanie Thaten-
horst zu mehr Farbe und Textur. Unter Beibehaltung bewährter Ladenbaukomponen-
ten wird das 170 Quadratmeter große Ladenlokal durch Material- und Präsentations-
systemwechsel sichtbar zoniert. So entstehen neue, verschiedenartige Verkaufssze-
narien, die entweder von korallenrotem Teppich, bronzefarbenen Spiegeln und
einem Beratungstresen aus Naturstein und Schwarzstahl oder von verchromten
Oberflächen, grün bis gelb getönten Glas-Stelen, Eckspiegel-Installationen und aus-
gefallenen Sitzmöbeln bestimmt werden. Dabei scheinen die gewählten Farbtöne
das Farbspektrum von Sonnenbrillengläsern zu reflektieren: So entsteht zwar ein
verspielt-expressiver, aber vor allem noch immer dem Markenkern entsprechender
Gesamtlook, der sich von den unverbauten Schaufenstern bis in den (von der Ver-
kaufsfläche durch eine getönte Glastür einsehbaren) Refraktionsraum erstreckt.
072 • AIT 9.2021