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Stephanie Kloß Hochschule Coburg
1990 in Görlitz geboren 2009–2012 Ausbildung zur Raumausstatterin in 5.300 Studierende 1999 gegründet
Rothenburg seit 2014 Bachelorstudium der Innenarchitektur am 123 Professorinnen und Professoren 6 Fakultäten
Campus Design der Hochschule in Coburg 38 Bachelor- und Masterstudiengänge www.hs-coburg.de
Durch Licht und Schatten entsteht ein Spiel zwischen der sichtbaren und der unsichtbaren Welt. • Light and shadow produce an interplay of the visible and the invisible world.
von • by Stephanie Kloß
W ie kann ein Messestand aussehen, der die Kommunikation und Begegnung für Schritt einfließen. Um diesem Wechselbild Ausdruck zu verleihen, entwarf ich ein
raumbildendes System aus parametrischen Lamellen. Es umfasst die Decke, Wände
mit Kunden unterstützt? Wie kann die Räumlichkeit dazu beitragen, dass auf
begrenztem Raum ein nachhaltiger Eindruck auf der emotionalen Ebene entsteht und und den Boden, wobei die parallele Anordnung des weiß lackierten Holzes an eine
hinterlassen wird? Wie kann das Alleinstellungsmerkmal eines deutschen Qualitäts- Rumpfkonstruktion aus Spanten erinnert. Einzelne vertikal ausgerichtete und ange-
unternehmens im Luxussegment mit handwerklicher Attitüde präsentiert werden? ordnete Lamellen bilden durch eine opulent heraustretende, organische Formgebung
Nachdem ich mich im Rahmen dieses Projektes erstmalig mit der Thematik des das Herzstück des Messestandes. Es entstand eine dynamische, stromlinienförmige
Messestanddesigns beschäftigt und in diese eingearbeitet hatte, wurde mir bewusst, Theke in Form einer Yacht. Je nach Blickwinkel des Betrachters wird dieser sichtbare
dass vor allen Dingen die intensive Auseinandersetzung mit dem Projektpartner, sei- Bereich durch seine komplexen Formen unterschiedlich wahrgenommen.
nen Anforderungen und seinen Wünschen an den zukünftigen Messeauftritt enorm
wichtig sind. Bis auf unterstützende Rahmenbedingungen wurden der Kreativität Ungeahnte Möglichkeiten durch Licht und Schatten
innerhalb des Entwurfes kaum Grenzen gesetzt. Nach vier arbeitsreichen Monaten
konnten von meinen Kommilitoninnen und von meiner Seite spannende Konzepte Die seitliche Betrachtung der organischen Wandlamellen lässt noch nicht erkennen,
und handfeste Entwürfe präsentiert werden. Die vielfältige Herangehensweise sowie ob diese von tieferer Bedeutung sind. Erst durch ein stetiges Vorbeischreiten zeichnet
ganz unerwartete Ideen überraschten dabei nicht nur die Vedder GmbH. Die Wahl sich langsam ein Muster ab, das sich letztendlich in der frontalen Ansicht als das
eines Gewinnerdesigns fiel dem Projektpartner dementsprechend nicht leicht. Letzt- Vedder-Logo offenbart – gebildet durch die fließenden Formen der Rückwandlamellen
endlich konnte ich mit meinem Entwurf „Zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit“ in Kombination mit der davor positionierten Theke. Durch die homogene Ausleuch-
überzeugen – ein Perspektivenwechsel der besonderen Art. tung einzelner Lamellen und ihrer Zwischenräume sowie den fließenden Übergang
der Lichtsteifen in Decke und Boden wird die dreidimensionale Wirkung des Standes
Ein Wechselbild zwischen zwei Welten verstärkt. Das entstehende Wechselspiel von Licht und Schatten schafft eine beein-
druckende Atmosphäre im Raum. Das Material Glas findet hier in verschiedenen
Ich möchte mit dem Messestand eine Geschichte erzählen, indem ich mit meinem Variationen Einsatz. Eine der Thekenoberfläche angepasste Glasplatte erzeugt dank
Entwurf das Wechselbild zweier Erscheinungen darstelle: die sichtbare und die ihrer Spiegelung eine Weite, die den Betrachter in eine Welt der „ungeahnten
unsichtbare Welt. Die sichtbare Welt wird durch die Präsenz der Yacht und der luxu- Möglichkeiten“ eintauchen lässt. Wiederum lässt der Einsatz von Milchglas durch
riösen Welt des Eigners thematisiert. Sie dient gleichsam als Prestigeobjekt und wird seine leichte Trübung zu dem angrenzenden Beratungsraum vorhandene Objekte
durch den umgebenden Raum mitsamt den greifbaren, robusten Objekten gebildet. langsam verschwinden und nur noch erahnen. Dadurch wird die Welt der
Ergänzende lichtdurchlässige, halb transparente Materialien sowie lückenhafte Unsichtbarkeit in konkreter Weise dargestellt. Die überwiegend minimalistische
Fronten der umgebenden Objekte lassen hier die Thematik der Unsichtbarkeit Schritt Farblichkeit der verwendeten Materialität lässt dem Betrachter viel Fantasie und
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