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JOYCE
                   r BERLIN                                                                                                        IS3
                                                                                                          COMBINE TILL
                   bis 30.09.18  Food Revolution 5.0. Gestaltung für die Gesellschaft von
                    morgen. Noch bis zum 30. September zeigt das Berliner Kunstgewerbe museum
                   mit Food Revolution 5.0 eine Ausstellung aktueller Kunstwerke, Erfindungen
                   und Kon zepte rund um Lebensmittelindustrie und Ernährung in seinem Foyer.                     IT‘S MINE.
                   Wenn es um konkrete architektonische und agrarwirtschaftliche Pläne zur Lö -
                   sung lebensmittelindustrieller Fragen geht, reicht die Spannweite vom Entwurf                   INTERSTUHL.COM/JOYCE-AIT
                   einer um weltfreundlichen Schweinemastanlage für Innenstädte über Indoor-
                   Farming-Anlagen bis  zu Algenplantagen  zum effizienteren Anbau der Alles -
                   könnerin. Nicht nur was auf Teller kommt, sondern der Teller an sich wird dank
                   Algen neu gedacht. Das Department of Seaweed des Londoner Victoria & Albert
                   Museum wartet mit Tellern aus Algen auf, doch zumindest ästhetisch scheint
                   die  Zeit für diese Schalen noch nicht gekommen. Da ist die  Materialstudie
                   „Anima“ des Japaners Kosuke Araki einen Schritt  weiter. Seine Food  Waste
                   Ware besteht aus schwarzer Asche verbrannten Biomülls und sieht überzogen                                 23. - 27.10.2018
                                                                                                                            Halle 7.1, B058 - C060
                   mit Urushi, einem japanischen Lack, wie geölter Schiefer aus. Ein Hingucker,
                   wenn auch mit Wermutstropfen, denn Knochenleim hält die Asche in Form. Ob
                   vegan oder nicht, wer bewusst isst, dem empfiehlt Marina Mellados ihre Ideen
                   zur Neurogastronomie. Ihr Geschirr aus Keramik und Edel stahl sowie ihr
                   Besteck aus versilberter Bronze aktivieren durch ihre Form über Gerüche oder
                   orale Stimulation bestimmte Hirnareale. Damit möchte Mellado auf die
                   Essstörung Orthorexia nervosa aufmerksam machen, wobei Menschen darunter
                   leiden, sich allzu bewusst mit ihrer Ernährung zu beschäftigen. Wer zu viel isst,
                   dem legt Marije Vogelzang ihre bunt lasierten „Volumes“ aus Porzellan vor:
                   kunstvoll organisch geformte Platzhalter, die Portionen größer scheinen lassen.
                   Dabei sind diese filigranen Gebilde schon als Tafel-Accessoires fürs nächste
                   Dinner eine willkommene Abwechslung. Wie wir gemeinsam essen, fragte sich
                   der Designer  Werner Aisslinger und bietet mit seiner „Communal Cooking
                   Landscape“ eine Lösung, die Fans offener Kü chen freuen wird. Hier steht die
                   Kochstelle im Mittelpunkt eines arche typischen Sitz arrangements, das an
                   Arenen erinnert. Wer Platz hat und Kochen und Essen gern mit Familie oder
                   Freunden zelebriert, wird in Aisslingers Kochlandschaft viel Spaß haben. Leider
                   darf man im ausgestellten Prototyp nicht probesitzen.             Christian Bomm
                   Kulturforum, Kunstgewerbemuseum
                   Matthäikirchplatz, 10785 Berlin
                   www.smb.museum












                Foto: Andrew Kan / Paul Gong, Human Hyena, 2014                     PRODUKTDESIGN: DANIEL FIGUEROA
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