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WOHNEN  •  LIVING

































           RECIPROCAL HOUSE

           IN LONDON


           Entwurf • Design Gianni Botsford Architects, GB-London



           Die Erweiterung einer Erweiterung ist keine übliche Bauaufgabe.
           Besonders nicht, wenn die zu erweiternde Erweiterung von einem
           Pritzker-Preisträger entworfen wurde. Jüngst ist im beliebten Wohn-
           viertel Hampstead in London ein baufälliges, ehemaliges Kutschen-
           haus aus dem Jahr 1862 abgerissen worden. Zuvor ist das Gebäude als
           Wohnhaus umgenutzt und 1969 von Norman Foster durch eine Leicht-
           baukonstruktion ergänzt worden. An dieser Stelle fügen Gianni Bots-
           ford Architects dem erhaltenswerten Anbau vier neue Geschosse hinzu.

           Extending an extension is not a common building task. This is espe-
           cially true when the extension to be added on was designed by a
           Pritzker Prize winner. Recently, a dilapidated former carriage house
           dating back to 1862 was demolished in London’s popular residential
           neighbourhood of Hampstead. Prior to this, the building had been
           converted into a residence, and in 1969 Norman Foster had added a
           lightweight structure. At this point, Gianni Botsford Architects added
           four new storeys to the extension, which is worthy of preservation.



           von • by Lisa Klasberg, Münster
           D   ie Argumente für eine zweite Sanierung des Kutschenhauses reichten leider nicht
               aus: Der Erstling musste weichen, und so verlor der Foster-Bau seine erste bauliche
           Verbindung. Doch mit dem Neubau erhielt er einen charaktervollen Ersatz – angelehnt
           an die Kubatur des Ursprungsbaus, definiert sich auch die äußere Gestalt des Vierge-
           schossers über abgewinkelte Fassaden, die dem Walmdach des Bestands ähneln. So
           gleicht der Baukörper in seiner groben Form dem seines Vorgängers und fügt sich in
           zweiter Reihe in das Straßenbild Hampsteads ein. Gerade mal 20 U-Bahn-Minuten vom
           Londoner Zentrum entfernt, gilt es heute als eines der schönsten und authentischsten
           Viertel der britischen Hauptstadt. Kein Wunder, dass sich da auch ein Teil der britischen
           Prominenz, KünstlerInnen und AkademikerInnen in den durch viktorianische Gebäude
           gesäumten Straßen tummeln. Vorbei an dem neugotischen Gebäude der St. Stephen‘s
           Church, den Hang des Rosslyn Hill hinunter, liegt links hinter einem traditionsreichen
           Pub das Grundstück. Das in London ansässige Büro stellt mit diesem Entwurf erneut sein
           Können unter Beweis: Bekannt für das Engagement in Forschung und Lehre, überzeugen
           die ArchitektInnen mit individualisierten Lösungen im Innen- und Außenbereich.             s

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