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WOHNEN  •  LIVING

































           UMBAU SCHMIEDHOF

           IN BERLIN


           Entwurf • Design Christopher Sitzler-Brakel, Berlin



           Mit dem Anspruch, die Nutzbarkeit eines Industriedenkmals an die
           heutigen Wohnbedürfnisse einer vierköpfigen Familie anzupassen und
           dabei typische Elemente dieser Architektur im Innenraum erlebbar zu
           machen, gelang dem Berliner Architekten Christopher Sitzler-Brakel
           die schlüssige Neugliederung dreier Wohnebenen im ehemaligen
           Brauereischmiedehof des Viktoria-Quartiers in Berlin-Kreuzberg.



           von • by Friederike Bienstein, Berlin
           B   etritt man den neu gestalteten Eingangsbereich, ist der Industriecharakter des histo-
               rischen Baus, die Verbindung von innen und außen, jetzt unmittelbar erlebbar: Ele-
           mente aus Stahlrundrohr im gleichen Industriegrün wie Eingangstüren, Fensterrahmen
           und Vordachkonstruktion der alten Schmiede rahmen jetzt Brüstungen und Treppenläufe
           im Innenraum, führen wie ein grünes Band in alle drei Ebenen und geben im OG den
           Blick auf eine zuvor eingemauerte, im Rahmen des Umbaus freigelegte und ebenfalls
           Industriegrün gestrichene historische Stahlstütze samt Unterzug frei. Die ehemaligen zwei
           Wohnungen mit rund 240 Quadratmetern, einer lichten Raumhöhe von 2,50 Metern und
           einer doppelgeschossigen Ebene von 4,40 Metern waren im Bestand weder sicht- noch
           erlebbar. Mit zwei Schlafzimmern im Erdgeschoss und dem Ess- und Wohnbereich im
           Obergeschoss hatte nicht jedes Familienmitglied ein eigenes Zimmer, außerdem war der
           private Hof im hinteren Teil des Areals nur über die Schlafzimmer begehbar. Christopher
           Sitzler-Brakel ließ einige Wandabschnitte und sämtliche Brüstungselemente abbrechen,
           schuf damit räumliche Weite, neue Sichtachsen, eine bessere Belichtung und gliederte
           die Funktionen neu: Die Kinder erhielten im Obergeschoss nicht nur ihre eigenen Zim-
           mer mit großzügiger Galerie und ein in Analogie zur backsteinroten Fassade im Ziegelver-
           band gefliestes Bad, sondern die Neuaufteilung bot auch Platz für ein zusätzliches Gäste-/
           Arbeitszimmer, das über eine raumhohe Verglasung zum doppelgeschosshohen Eingangs-
           bereich belichtet und belüftet wird. Elternschlafzimmer und -bad organisierte Sitzler-Bra-
           kel neben dem Wohnzimmer im Erdgeschoss. Beide Bereiche haben nun Außenbezug zu
           dem privaten Hof mit Sauna, Wohnraum und Küche stehen zugleich in Beziehung zum
           öffentlichen Außenraum auf der Eingangsseite. Monochrom heller Gussboden überzieht
           Fußböden und Treppenstufen und verbindet alle Gemeinschaftsbereiche subtil miteinan-
           der. Marmor belegt die weiße Kücheninsel und ist elegante Arbeitsplatte und Rückwand-
           verkleidung der Küchenzeile, deren schwarze Fronten die Dimensionen dieses neuen
           Familientreffpunktes definieren. Und grüne Details erinnern an die ehemalige Nutzung.

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