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WOHNEN  •  LIVING

































            HAUS VOGT

            IN LEIPZIG



            Entwurf • Design Meier Unger Architekten, Leipzig


            Türkis, Rot und Weiß – der neue Anbau am Haus der Familie Vogt prä-
            sentiert sich selbstbewusst mit dem Charme eines Gartenhäuschens.
            Die Farbigkeit des Kleinods im Garten unterstreicht dessen Eigenstän-
            digkeit und die Varianz seiner Nutzungen. Meier Unger Architekten
            ließen damit einen Ort entstehen, der zu jeder Tages- und Jahreszeit
            von allen Familienmitgliedern gleichzeitig genutzt werden kann.



            von • by Theresa Hütte
            A   us dem ursprünglichen Bauvorhaben, an einem bereits bestehenden Anbau nur das
                Dach zu erneuern, wurde schnell ein größeres Unterfangen. Tiefe Risse und eine
            fehlerhafte Gründung führten zu dem Entschluss, einen Neubau zu entwickeln, der die
            Küche der Familie beherbergen soll. Jan Meier und Lena Unger entwarfen eine eigenstän-
            dige Lösung, die sich an die Rückseite des Wohnhauses gliedert. Kochen und essen, spie-
            len und lernen, lesen und diskutieren, alleine oder in großer Runde – die Bedürfnisse der
            vierköpfigen Familie sind so vielfältig wie ihre Mitglieder und finden doch alle in dem
            räumlich begrenzten Anbau Platz zur Entfaltung. Der kleine Anbau besteht aus unge-
            wöhnlich verschiedenartigen Materialien, Farben und Oberflächen. Die äußere Hülle
            überragt ein schlankes, auskragendes, rot gestrichenes und metallgedecktes Dach. Die
            Außenwände sind als Nut-und-Feder-Holzverkleidung ausgebildet und in Streifenoptik
            weiß und türkis-farben gestrichen. Drei unterschiedlich ausformulierte Fenster sorgen
            dafür, dass der Raum zu jeder Tageszeit in eine andere Lichtstimmung getaucht wird. Am
            Morgen fällt Licht durch die Oberlichter der Dachgaube, während am Mittag die Sonne
            vor der Terrassentür steht. In die tiefe, gepolsterte Fensternische in der Westfassade kann
            man sich am Abend zurückziehen, in den Garten blicken oder das Geschehen im Raum
            vom Rand aus beobachten. Den kommunikativen und räumlichen Mittelpunkt bildet der
            große, speziell angefertigte Tisch. Unterstützt durch die bewusst eklektizistische Mi-
            schung aus grünen Stahlträgern, weiß lasierter Verschalung, blauer Lärchenküche, hell-
            blauer Garderobe, braunem Rindsleder, dunklem Terrazzoboden, gemauertem Kamin,
            Ringanker aus Sichtbeton und weißem Kalk entsteht ein anregendes, für jeden und jede
            Gelegenheit passendes Ambiente. Bei gutem Wetter öffnet sich der Raum zum Garten,
            bei winterlichen Temperaturen versammeln sich die Familienmitglieder vor dem Kamin.
            Die legere Atmosphäre eines Gartenhäuschens bietet unkompliziert reichlich Platz für
            den Ablauf des alltäglichen Familienlebens und für Feiern mit vielen kleinen und großen
            Gästen – Wohlfühlpotenzial für jedermann inklusive. Die Postmoderne lässt grüßen!

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