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BAR HOTEL RESTAURANT
BRASSERIE DE WITT
IN DORDRECHT
Entwurf • Design Studio Modijefsky, NL-Amsterdam
Wer in Zeiten von Home Entertainment Menschen ins Kino locken
möchte, braucht ein überzeugendes Gesamtkonzept. Bestenfalls
besteht dieses aus exzellenten Filmen, einer authentischen Location
und einer Gastronomie, die dazu einlädt, früher zu kommen und län-
ger zu verweilen. In Dordrecht wird Cineasten genau das geboten:
Studio Modijefsky führte Regie beim Interior Design der Brasserie.
von • by Annette Weckesser
S tudio Modijefsky kann in diesem Jahr auf sein 15-jähriges Firmenjubiläum anstoßen.
Das von Esther Stam 2009 gegründete und derzeit neun Frauen zählende Amster-
damer Büro für Innenarchitektur hat viele erfolgreiche Gastronomieprojekte realisiert.
Da bietet sich das Feiern in einer der selbst konzipierten Locations förmlich an. Zu den
jüngsten Projekten zählt die Brasserie de Witt in Dordrecht, 20 Kilometer südöstlich von
Rotterdam. De Witt steht für ein Gesamtkonzept, zu dem ein Kino, eine Kulturbühne und
eine Brasserie gehören – und es steht für eine Wiederbelebung. Das Gebäude hat eine
wechselvolle Geschichte hinter sich: Es diente als Kloster, Schule und Labor. Zuletzt fun-
gierte es unter dem Namen „The Movies“ als Kino samt Gastronomie, war aber sehr her-
untergekommen. Studio Modijefsky wurde deshalb beauftragt, das Kino mit einer neuen
Brasserie aufzuwerten. Und diese bereichert seit vergangenem Oktober das historische
Hofquartier, welches sich zum angesagten Hotspot für Kulinarik und Kultur entwickelt.
Lugten Malschaert Architects schufen für De Witt einen neuen Haupteingang. Die raum-
hohe Verglasung lässt viel Licht nach innen dringen. Studio Modijefsky öffneten radikal
den Grundriss des früheren Café-Restaurants, sodass ein großer Hauptraum, drei kleinere
Räume und eine Bar entstanden. Alles ist mit allem über Sichtbezüge verbunden. Innen
ist nun die reiche Historie des Gebäudes erlebbar. Um den Glamour der frühen Zeit der
Lichtspieltheater einzufangen, ziehen sich wellenförmig aufgehängte Vorhänge als Narra-
tiv durch das gesamte Interior Design. Allen voran an der Bar: Der dreilagige Samtvorhang
in Indigotönen ist eine explizite Hommage an die Kino-typischen Silbervorhänge vor den
Leinwänden. Selbst die hölzerne Ummantelung der Bar schlägt Wellen. Eine Referenz an
die einstige Nutzung als Kloster stellen die Hängeleuchten in Form von Kreuzgangbögen
dar. Markant sind auch die Böden im Schachbrettmuster: handgefertigte mallorquinische
Fliesen im Erdgeschoss, Holz im Obergeschoss. Aufgearbeitete Vintage-Stühle, neue Ses-
sel sowie extra angefertigte Sitzbänke und Tische aus Holz schaffen vielfältige Sitzmög-
lichkeiten und ein harmonisches Ensemble im Retrostil. Vorhang auf für eine neue Ära!
076 • AIT 6.2024