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BAR HOTEL RESTAURANT
RESTAURANT MÜHLTALHOF
IN NEUFELDEN
Entwurf • Design AllesWirdGut Architektur, München
AllesWirdGut erneuerten das Interieur des Mühltalhofes in Neufelden
in Oberösterreich. In dem 2008 vom Linzer Architekten Klaus Leitner
umgebauten Traditionshaus von 1698 sorgt die gekonnte kontrastrei-
che Melange aus Bestand, Design, zeitgenössischer Kunst und regio-
nalen Devotionalien für einen Aha-Effekt. Der Clou: Das fließende
Raumgefüge mündet in einer Küche als Mittelpunkt im Restaurant.
von • by Friederike Beinstein, Berlin
F eierfreudige eint der ungeschriebene Konsens: Jeder gute Abend endet in der Küche.
„Im Mühltalhof fängt er gleich dort an“, ergänzt der vom österreichischen Falstaff-
Restaurant Guide wiederholt ausgezeichnete Gastronomiebetrieb. Küchenchef Philip Ra-
chinger gilt mit 97 von 100 Punkten als einer der Besten Oberösterreichs. Unzweifelhaft
ist der Umbau des Restaurants Oi im Mühltalhof genau dieser hohen Kochkunst des in
sechster Generation geführten Hotel- und Restaurantbetriebs geschuldet. Ein 20 Meter
langer Steintresen aus lokalem Chloritgneis beginnt an der Rezeption, durchzieht die
Räumlichkeiten über Frühstücksbuffet, Schank und Küchenpass bis hin zu den „Chef’s
Tables“ im neugestalteten Kaminzimmer und verschmilzt die Bereiche Ankommen,
Platznehmen und Genießen miteinander. Naturfarbene und schwarze Holzvertäfelungen
interpretieren traditionelle Elemente und zonieren behagliche Aufenthaltsbereiche. Im
Zusammenspiel mit ausgefallenen Details und kreativem Design entstand eine gedie-
gene, wertige Atmosphäre für Kunstliebhaber, Naturfreunde und Gourmets. Die differen-
ziert gestalteten Gastronomiebereiche wurden in ihrer individuellen Qualität gestärkt
und spannen den Bogen von der Wirtshausstube über eine vollverglaste Veranda bis hin
zum Kaminzimmer, dem Fine-Dining-Bereich im Mühltalhof. Letzterer bietet reizvolle
Ausblicke auf die vorbeifließende Große Mühl sowie spannende Einblicke in die futuris-
tisch-elegante Küchenwerkstatt, die – begrenzt durch den Tresen – als Mittelpunkt im
Raum inszeniert wurde, offenes Feuer, glühender Kohlengrill und Brotbackofen inklu-
sive. Atmosphärisch gedämpft, mit Kassettendecke, Wandvertäfelung, Boden und Stüh-
len in Schwarz, bildet der Gastraum den Hintergrund für die Inszenierung davor – und
sicher auch anders herum. Neben einer Neuinterpretation der Gastronomiebereiche des
44-Betten-Hauses als Collage individueller, fein abgestimmter und in sich konsistenter
Räume und Situationen erweiterten AllesWirdGut auch den Wellnessbereich im Garten-
geschoss um formal reduzierte Räumlichkeiten, die sich eindeutig in Richtung Garten
und zum hauseigenen Flussbad hin orientieren. Very sophisticated!
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