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Ann-Sophie Lehmann und Gisa Lankenfeld


                                                                           2012–2015 Technisches Gymnasium Lahr 2016–2019  2013–2016 B.Sc. BWL, Lauphana Universität, Lüneburg
                                                                           B.A. Innenarchitektur, Hochschule Rhein-Main ab 2019  2016–2019 B.A. Innenarchitektur, Hochschule Rhein-
                                                                           Master Innenarchitektur, Hochschule Düsseldorf  Main ab 2019 Master Innenarchitektur, HS Düsseldorf










































             In den visuellen Aktionsräumen, wie dem Spiegelraum, werden bewusste optische Reize für die Badenden gesetzt. • In the visual activity rooms such as the mirrored room, optical stimuli are deliberately produced for the bathers.



              von • by Ann-Sophie Lehmann und Gisa Lankenfeld
             B   ei der Umplanung der Philippus-Kirche in Lörrick –  pert.  Dort  werden  die  jeweiligen  Sinne  auf  extreme  mit Sitzstufen und einem Liegebecken auf der Empore
                                                                                               bilden  den  Reflexionsbereich.  Für  akustische  Klänge
                                                      Weise gereizt. Damit das Erlebte bewusst wahrgenom-
                 vom Düsseldorfer Architekten Hans Junghanns ent-
              worfen und 1964 eingeweiht – in ein Erlebnisbad für die  men und reflektiert werden kann, gibt es anschließend  sorgt die vorhandene Kirchenorgel im Reflexionsraum,
              Sinne werden Reflexionen mit all ihren Facetten in den  entsprechende Reflexionsbereiche, in denen die jeweili-  die auch für Konzertveranstaltungen im Bad genutzt wer-
              umgestalteten Räumen thematisiert. Psychisch und phy-  gen Sinne nur leicht angesprochen werden. Der Besu-  den kann. Die Erlebnisbereiche sind durch eine neutrale
              sisch werden diese Reflexionen erfahrbar gemacht und  cher ist somit aufgefordert, nach den extremen Erfahrun-  Zone von einander abgegrenzt.
              durch die Besucher erlebt. Das Thema Reflexion wird an-  gen zur Ruhe zu kommen, sich auf den eigenen Körper
              hand der Materialgebung, der Raumfolge, der Raumord-  zu besinnen, sich zu konzentrieren und zu entspannen.  Wechselspiel von Aktiv- und Ruhezonen
             nung und der Raumgeometrie inszeniert, wobei der Be-  Dieses Zusammenspiel der extremen Aktionen und den
             stand als Bühne verstanden wird. Hierbei werden vor  zugehörigen ruhigen Reflexionen ist ein immer fortlau-  In diesem Bereich werden die Sinne durch eine bewusst
             allem Menschen auf der Suche nach Besinnung und inne-  fender Prozess und kann beliebig oft durchschritten wer-  reduzierte Formen- und Materialsprache geringfügig sti-
             rer Harmonie angesprochen. Die Besucher sollen vorwie-  den. Auf die drei Reflexionsarten wird jeweils in einem  muliert. Für einen Wechsel zwischen den Erlebniszonen
             gend alleine oder paarweise, in sich gekehrt das Baderi-  abgeschlossenen  Gebäudebereich  Bezug  genommen.  ist diese Zone immer zu durchqueren und wirkt somit als
             tual durchschreiten und ganz bewusst erleben und spü-  Die visuellen Reflexionsarten werden im alten Pfarrei-  Neutralisationsbereich für die Sinne. Die Nebenräume,
             ren. Hierfür gibt es drei verschiedene Erlebnisbereiche, die  saal thematisiert. Ein Spiegelraum und ein Farbenraum  die Erschließungsbereiche und der Umkleiden- sowie
             sich jeweils mit einer Reflexionsart auseinandersetzen:  stellen die Aktionsräume, ein großes Schwimm- und Lie-  der Sanitärbereich sind auf der Nordwestseite des Ge-
             visuell, taktil und akustisch. Sie äußern sich als Licht-,  gebecken den Reflexionsbereich dar. Taktile Reflexions-  bäudes kompakt angeordnet. Das Materialkonzept orien-
             Wellen- und Schallreflexion und sind in unserem Erlebnis-  arten können im Außenbereich bewusst wahrgenom-  tiert sich am Bestandsgebäude und kombiniert nur we-
             bad in Kombination mit Wasser erfahrbar.   men werden. Das Wasserbecken mit Whirlanlage und  nige zusätzliche Materialien. Hierbei bilden roter Back-
                                                      Regendusche im alten Kirchturm spiegelt den Aktions-  stein, Beton und Stahl das Fundament der Gestaltung der
             Reflexionen als bewusste Reaktionen sehen  raum wider. Das Gegenstück hierzu bildet das Außen-  Erlebnisbereiche. Diese sind bewusst reduziert, um die
                                                      schwimmbecken  mit  Liegebänken, Wasserdüsen  und  Sinneswahrnehmung der verschiedenen Bereiche zu un-
             Generell lässt sich sagen, dass eine Reflexion eine reflek-  Wasserduschen. Akustische Reflexionsarten sind im Kir-  terstützen und die Badenden in ihrer Wahrnehmung zu
             tierte Handlung ist und somit nur mit einer vorangegan-  chenschiff erfahrbar. Zwei separate Wasserbecken stel-  leiten. In der neutralen Zone werden Stahl, Beton und
             genen Handlung stattfinden kann. Diese Handlung wird  len durch besondere Klangerlebnisse und Echogeräu-  weiß verputzte Flächen eingesetzt, um das Gesamtkon-
             in der Erlebniswelt anhand von Aktionsräumen verkör-  sche die Aktionsräume dar. Ein großes Floatingbecken  zept zu unterstreichen.

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