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BAR HOTEL RESTAURANT


































               ESPRESSOLAB TÜNEL

               IN ISTANBUL


               Entwurf • Design Bilgehan Senel, TR-Istanbul



               Die in Istanbul gegründete Kette Espressolab bringt nicht nur hoch-
               wertigen Kaffee auf den Tisch, die Gründer lassen ihren Qualitätsan-
               spruch auch in den Raum übertragen. Jede Filiale weltweit wird indi-
               viduell von einem Architekten gestaltet. So auch der jüngste Ableger
               im Herzen Istanbuls, wo Bilgehan Senel einen inspirierenden Ort zum
               Genießen, Entspannen und Arbeiten geschaffen hat.



               von • by Christine Schröder
               S  eit 2014 verwöhnen die Macher der türkischen Kette Espressolab ihre Gäste mit frisch
                  gebrühten Kaffeespezialitäten. Dem ersten Standort in Istanbul folgten bereits mehr
               als 50 Filialen weltweit. Jüngster Neuzugang ist Espressolab Tünel an der berühmten
               Istanbuler Flaniermeile Istiklal Caddesi. In einem der die Straße säumenden Wohn- und
               Geschäftshäuser aus dem 19. Jahrhundert hat Architekt Bilgehan Senel eine kreative Ge-
               nusslandschaft kreiert. Zuvor ließ er die insgesamt 600 Quadratmeter große Fläche auf
               zwei Geschossen von nachträglichen Einbauten befreien. Neben Backstein an Wänden
               und Decken kam dabei im Obergeschoss eine herrschaftliche Stuckdecke zutage. Dem
               Vorgefundenen setzte der Architekt zeitgemäße Materialien entgegen. Im Erdgeschoss
               wird der 50 Meter lange und mit sieben Metern Breite verhältnismäßig schmale Raum in
               der Höhe von abgehängten Holzbögen definiert und so optisch in einen facettenreichen
               Tunnel verwandelt. Ablagen sind aus hellem Marmor gefertigt, aus dem Terrazzoboden
               mit eleganten Goldfugen entwickeln sich Sitzmöbel, Eichen- und Walnussholz bringen
               Wärme und dunkles Wellblech flankiert die rohen Backsteinwände. Mithilfe von grafi-
               schen Bildern, prägnanter Leuchtschrift und einer Instagram-Fotowand transportiert
               Senel das Café in historischem Gemäuer endgültig in die Gegenwart. Empfangen wird
               der Gast an der langen Kaffeebar, wo die Qual der Wahl beginnt: Im Repertoire des Ba-
               rista findet sich von der ganz normalen Tasse Kaffee bis hin zum hippen Cold Brew Coffee
               alles, was das Herz begehrt. Nun beginnt die Suche nach dem passenden Sitzplatz: Zu-
               rück in den geschützten Außenbereich, um das bunte Treiben auf der Straße zu beob-
               achten; tiefer in den Raum hinein, wo ein DJ das kreative Platzangebot mit der Tageszeit
               entsprechender Musik beschallt; oder über die skulpturale Wendeltreppe ins ruhige
               Obergeschoss? Im Gegensatz zum geschäftigen Erdgeschoss ist die zweite Ebene dem
               Studieren vorbehalten. Der Boden wechselt von Stein zu Holz und ist mit Orient-Teppi-
               chen belegt. Hier bieten kleinere und größere Raumnischen mit unterschiedlichem Am-
               biente Jung und Alt Gelegenheit zum Arbeiten in der Gruppe oder alleine.


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