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BAR HOTEL RESTAURANT INNERE WERTE • INNER VALUES
In Glas gefasst dienen die alten Holztüren als Badezimmertüren. • Wooden doors now serve as bathroom doors. Das Restaurant ist im ehemaligen Heizhaus untergebracht. • Restaurant is accommodated in the former boiler house.
ten Holztüren wurden in den Hotelzimmern als Badezimmertüren wieder verwendet:
Teilweise pur in der ursprünglichen Form als Drehtür mit Lüftungs lamellen, größtenteils
mit einem neuen Holzfries umrahmt und mit Glas verkleidet als Schiebetür. Die
Hotelzimmer verteilen sich auf verschiedenen Etagen im Vorderhaus, den ehemaligen
Bade- und Duschkabinen von Männer- und Frauentrakt, sowie auf fünf neu eingebrach-
ten Ebenen im „Wasserturm“. Sie sind aufgrund der Gebäude struktur alle einzigartig und
oftmals sind Höhenunterschiede in Decke und/oder Boden vorhanden. Dem Anschluss
an das Sprachenzentrum entsprechend haben alle Hotelzimmer komfortable Arbeits -
plätze. Die Ausführungsplanung der Zimmer und der Bäder war besonders aufwendig,
da jede Wand einzeln beplant werden musste. Im Dachgeschoss des Vorder hauses wur-
den zwei Appartements für acht beziehungsweise vier Personen geschaffen. Die zwei
Aufzüge wurden in ein 1936 rückgebautes Treppenhaus positioniert, einer führt mit drei-
seitiger Isolierverglasung über das Dach, wodurch alle Hotelzimmer im Vorder haus,
Männer- und Frauentrakt erreichbar sind. Das ehemalige Heizhaus ist als Raum erfahrbar
geblieben, da hier ein Restaurant mit zwei Galerie-Etagen und Terrasse entstanden ist.
In den Jahren der Zwischenutzung bestach der heruntergekommene ... • In the years of intermediate use, the neo- ... Wieder Veranstaltungen für 800 Personen möglich
Kernstück des Projekts war und ist das Schwimmbad im Erdgeschoss. Ursprünglich
... Neo-Renaissance-Stil durch seinen morbiden Charme. • ... renaissance style impressed with its morbid charm.
mit 20 Metern Länge als Volksbad errichtet, wurde es unter nationalsozialistischer
Regierung auf 25 Meter Trainingslänge gebracht. Die bauzeitlich typischen Treppen als
Zugang blieben erhalten. Im Zuge der jetzigen Restaurierung wurde die ursprüngliche
Länge von 20 Metern wiederhergestellt und somit sowohl Lagerraum im Unter -
geschoss als auch ein Sammelplatz vor dem Becken für den Fluchtfall geschaffen. Das
Becken wurde aufgrund der Risse im alten Becken und der für die Hubtechnik notwen-
digen ebenen Sohlplatte komplett neu erstellt und in das alte Becken „gestellt“. Die
Becken randsteine aus Granit wurden komplett eingerückt und somit wiederverwendet
und die Schwallwasserrinne entsprechend der Vorgabe im alten Becken neu erstellt.
Die Farben der ursprünglichen Fliesen waren nicht eindeutig zu bestimmen, da es nur
Schwarz-Weiß-Fotos aus der Errichtungszeit gibt. Sie wurden in Zusammen arbeit mit
der Unteren Denkmalschutzbehörde in grün-türkisen Tönen erarbeitet und in den
historisch vorgegebenen Formen nachgebrannt. Dieser Raum wurde bereits in den
Zeiten des Leerstandes als Veranstaltungsort genutzt, der angesichts des maroden
Charmes als typisch für das Nachwende-Berlin im Prenzlauer Berg galt. Während der
Planungsphase wurde diese Nutzung weitergeführt und die Bauherren bedauerten,
dass dies zukünftig nicht mehr möglich sein wird. Es wäre zu teuer, für jede Veran -
staltung in der sanierten Schwimmhalle das Wasser abzulassen und das Becken
danach wieder fluten zu müssen. Deshalb wurden in den Boden des Schwimm -
beckens, das wie eine bewegliche Wanne im Boden liegt, fünf Klapp-Luken integriert.
Sie lassen sich bei Bedarf öffnen. Das Wasser kann durch die Luken in das Becken
unter dem Boden fließen, während der von einer Tiefe von 1,45 Meter binnen 20
Minuten auf die Ebene des umgebenen Fußbodens hochgefahren wird. Somit sind
auch weiterhin Veranstaltungen mit bis zu 800 Personen möglich.
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