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ÖFFENTLICHE BAUTEN •  PUBLIC BUILDINGS


































               MITTELSCHULE

               IN GERSTHOFEN


               Entwurf • Design Behnisch Architekten, München



               Vielfalt wird bei der neuen Mittelschule im Augsburger Vorstadtbe-
               reich zum Programm – sei es durch einen umfangreichen Musiktrakt,
               Fachklassen mit „grünen Klassenzimmern“ oder die angrenzende
               Dreifachsporthalle. Behnisch Architekten haben hier einen gesamten
               Schulcampus neu strukturiert und begegnen dem Wandel der Unter-
               richtsdidaktik mit offenen und gemeinschaftsfördernden Strukturen.



               von • by Anna Katharina Göb
               M    it dem Ziel, leistungsfähigere Landkreise zu schaffen, wurden auf Basis der Gebiets-
                    reform 1978 die Gemeinden Hirblingen, Batzenhofen, Rettenbergen und Edenber-
               gen mit und in dem bayerischen Gersthofen zusammengeschlossen. Entstanden ist eine
               Stadt mit aktuell mehr als 20.000 Einwohnern, die zugleich mit ihrem Naherholungsge-
               biet „Westliche Wälder“ sowie der Nähe zum Fluss Lech punkten kann. Dies zeigt eine
               Vielfalt und Interak tion, die sich auch in der Palette kultureller Angebote und öffentlicher
               Einrichtungen spiegelt. Neben drei Grundschulen, einer Förder- und Privatschule und
               einem Gymnasium, übernimmt daher die Mittelschule in Gersthofen eine wichtige Rolle.
               Ihr von 1971 stammendes Schulgebäude, eine ehemalige Hauptschule, haben Behnisch
               Architekten nun durch einen Neubau mit Dreifachsporthalle, vielseitig nutzbaren Außen-
               anlagen und einem umfangreichen Musikbereich ersetzt. Dies macht die neue Mittel-
               schule zu einer Art Kultur-Campus, der nicht nur den eigenen Schülern, sondern auch
               Schülern des gegenüberliegenden Gymnasiums sowie ortsansässigen Sport- und Musik-
               vereinen neue Möglichkeiten bietet. Der Aspekt der sozialen Vernetzung kommt damit in
               gleichem Maße zum Tragen wie die Verbindung mit der Topografie. Ein Höhenversprung
               von vier Metern im Gelände wurde durch ein offenes Raumkonzept mit großzügigen Flur-
               zonen in die Architektur integriert. Im Zentrum stehen dabei die mehrgeschossige Aula
               und die offene Freitreppe, deren Stufen zugleich als Sitzfläche für Pausen und Veranstal-
               tungen agieren. Ringförmig um die Treppenanlage angeordnet, befindet sich in beiden
               Obergeschossen eine Vielzahl an Klassenräumen unterschiedlicher Größe, während im
               Erdgeschoss neben dem Hauptzugang die Verwaltung, Bibliothek und Fachklassen unter-
               gebracht sind. Letztere schieben sich mit drei eingeschossigen Gebäudeflügeln fächerför-
               mig in die Landschaft. Auf diese Weise entstehen zwischen den Baukörpern geschützte
               Freiflächen mit Themenhöfen für die Bereiche Kunst, Werken und Kochen sowie die ge-
               nerelle Möglichkeit des Unterrichtens im Freien. Jedes Klassengefüge findet ein passendes
               Klassenzimmer – heterogen, identitätsstiftend und dennoch innerhalb der Gemeinschaft.


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