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ÖFFENTLICHE BAUTEN • PUBLIC BUILDINGS
ZENTRUM FÜR DARSTELLENDE
KÜNSTE IN CAMBRIDGE
Entwurf • Design Haworth Tompkins, GB-London
Mit einem eigenen Theater unterstreicht die Perse School ihr beson-
deres Lehrkonzept, das neben der klassischen Schulbildung vor
allem Kreativität, Freude und Selbstsicherheit vermitteln möchte. Ha-
worth Tompkins Architects haben ein zeitloses Gebäude geschaffen,
das den Anforderungen an den täglichen Lehrbetrieb ebenso gerecht
wird wie an die repräsentative Funktion als Theater.
von • by Christine Schröder
D ie 150.000 Einwohner zählende Stadt Cambridge im Osten Englands ist bekannt für
ihre im Jahr 1209 gegründete Elite-Universität von Weltruhm. Unweit des histori-
schen Zentrums mit imposanten Universitätsbauten der Gotik blickt auch die Perse
School auf eine lange Tradition zurück. 1615 gegründet, legt die Privatschule seit jeher viel
Wert auf die freie Entfaltung ihrer Schützlinge, die – zwischen drei und 18 Jahre alt – auf
ihre vielversprechende Zukunft vorbereitet werden. Abseits des klassischen Lehrplans ste-
hen dafür unzählige Aktivitäten bereit, darunter Musik, Tanz und Schauspiel. Nachdem
die Räume für die darstellenden Künste aus allen Nähten platzten, wurden die Londoner
Architekten Haworth Tompkins mit einem Neubau beauftragt. Das Peter Hall Performing
Arts Centre mit einer Fassade aus geschliffenem Beton, hellem Backstein und großzügiger
Verglasung bildet nun mit dem vorgelagerten Innenhof das neue Herzstück der Schule.
Durch die zweigeschossige Glasfassade im Obergeschoss weithin sichtbar, fällt zunächst
die rautenförmige Deckenkonstruktion aus tiefen Holzträgern ins Auge. Die Struktur
beein druckt auch im multifunktionalen Foyer, das mit maßgefertigten Holzmöbeln tags-
über als Aufenthaltsbereich für die Schüler dient und während einer Darbietung zum
stimmungsvollen Empfpangsraum für das Publikum wird. Des Weiteren reihen sich im
Erdgeschoss um den in dunklem Holz gehaltenen Theatersaal mit 400 Sitzplätzen die
Klas sen- und Probenräume sowie der voll ausgestattete Backstagebereich mit Werkstatt,
Garderobe und Technik. Neben der aktiven Teilnahme am Büh nen programm können die
Schüler bei Interesse in den gesamten Ablauf der Produktion eintauchen. Ein textiles
Kunstwerk der schottischen Künstlerin Victoria Morton ziert im Foyer die Betonwand, ent-
lang der eine Treppe auf die Galerie im Obergeschoss führt. Von hier öffnet sich der Blick
auf das bunte Treiben im Innenhof. Vorwiegend für die Sanierung historischer Theater-
bauten bekannt, haben Haworth Tompkins für ihren 2.340 Quadratmeter großen Neubau
wertige Materialien gewählt. Alle versprechen sie Langlebigkeit und erlauben zugleich,
dass der laufende Betrieb seine Spuren, sprich Patina, hinterlässt.
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